Die Ausgestoكenen und die Sunna Allâhs

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Die Opferbereitschaft

 
Denke über die Geschichte Ismâ’îls (Ismaels) nach. Ihm war eine bewusste und wohl erwogene Hingabe an Allâh zu eigen, die ihn dazu brachte, die Entscheidung zur Beendigung seines Leben zu treffen, obwohl er nicht zu dieser Wahl gezwungen wurde. Viele Muslime kennen dieses bedeutsame Ereignis. Da wir uns den Haddsch-Tagen nähern, schauen wir uns diese Geschichte etwas genauer an. Jedoch müssen wir zuerst den Kontext richtig erfassen, aus dem heraus die Versuchung, der er und sein Vater ausgesetzt waren, verstanden werden muss.
 
Die Geschichte Ismâ’îls beginnt mit seinem Vater Ibrâhîm (Abraham). Er wurde von seiner Heimat vertrieben, weil er seine Mitmenschen dazu aufrief, den Götzendienst aufzugeben und sich an Allâh zu wenden. Allâh versuchte Ibrâhîm mit einer Reihe schwieriger Prüfungen, um ihn zu reinigen, zu einem Führer zu erheben und ihn bis zum Tag des Jüngsten Gerichts in Ehren zu halten.
 
Einer dieser Prüfungen bestand darin, dass er viele Jahre lang kinderlos blieb, obwohl er sich sehnlich einen Sohn wünschte, der als Prophet die Menschen nach ihm leite. Als Hâdschar (Hagar) einen Sohn gebar, gab ihm Ibrâhîm den Namen Ismâ’îl, was so viel wie „Gott hört“ oder „Gott hat gehört“ bedeutet.
 
Nachdem Allâh ihn von der Kinderlosigkeit befreite, prüfte Er ihn mit dem Befehl, Hâdschar und Ismâ’îl im Tal von Makka, das unfruchtbar, dürr und unbewohnt war, zurückzulassen. Als Ibrâhîm sie verließ, eilte Hâdschar ihm nach und fragte, ob dies die Bestimmung Allâhs sei. Er gab ihr eine bejahende Antwort, woraufhin sie sagte: „Dann wird Er uns nicht vernachlässigen.“ Der Durst überkam sie und ihren Sohn, so dass Hâdschar zwischen den beiden nahegelegenen Hügeln hin und her lief, um Hilfe zu finden oder an Wasser zu gelangen. Genau in jenem Augenblick erschien ein Engel und grub an der Stelle, wo sich der Fuß von Ismâ’îl befand, und ließ somit das Wasser aus der heutigen Zamzam-Quelle hervorsprudeln.
 
Entfremdet in edler Gesellschaft
 
Obwohl dieser Teil der Geschichte Ismâ’îls nicht direkt mit seiner Opferbereitschaft in Verbindung steht, ist er ein integraler Bestandteil seiner Geschichte, der seine Unterwürfigkeit im Alter eines jungen Mannes formte. Ein vielversprechender Anfang für ein Kind, das Allâh im Qurân als nachsichtig und geduldig beschreibt. Es ist eine bedeutende Lehre für uns Menschen, dass Allâh, der über alles Erhabene, sich auf der Seite der Ausgestoßenen befindet und sie unterstützt. Ibrâhîm wurde von seiner Heimat vertrieben und angewiesen, seine Familie zurückzulassen, und dennoch ist Allâh wiederum der Einzige, der durch wundersames Wirken den Ausgestoßenen hilft. Was Ibrâhîm angeht, so war es das kühle Feuer, danach die zwei rechtschaffenen Frauen, die ihm prophetische Söhne gebaren; einen von ihnen gar auf außergewöhnliche Weise, als er bereits hochbetagt war.
 
Genau dieser Punkt berührt auch den im Westen lebenden Jugendlichen. Aus einer religiös-traditionellen Perspektive betrachtet, existiert wohl der Ausgangspunkt der Divergenz zwischen „dem Westen“ und „dem Islâm“ im Hinblick auf Ismâ’îl und dem, was tausende Jahre später in Form seines Nachfahren, dem Siegel der Propheten, Muhammad kam. Junge Muslime müssen sich als religiös Ausgestoßene den Herausforderungen stellen. Unser Glaube an den Islâm, den Propheten Muhammad und an die prophetische Linie Ismâ’îls sorgt dafür, dass wir zuzeiten fehl am Platz sind, gemieden werden und im Hinblick auf die Religion nicht willkommen sind, selbst wenn wir in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit von vielen Muslimen umgeben sind – in einer Zeit in unserem Leben, in der wir es am meisten nötig haben, unterstützt und anerkannt zu werden.
 
Sieben von acht großen sozialen Ängsten, mit denen Jugendliche konfrontiert werden, haben damit zu tun, dass sie sich als Außenseiter fühlen und von sich meinen, dass sie gemieden und nicht akzeptiert werden, keine Freunde haben und als Ausgestoßene gelten.
 
Für muslimische Jugendliche, die im Westen aufgewachsen sind, stehen die Propheten Ismâ’îl und Muhammad in direkter Verbindung mit Makka, aber gerade Makka hat keine religiöse Heiligkeit im westlichen Denken. Die Stadt und ihre Umgebung, und auch die zwei Propheten, die aus ihrem heiligen Tal hervorgingen, sind ein Symbol der Andersartigkeit. Der Qurân erklärt uns hingegen, dass in eben jenem entfernten Ort Allâh Seine Barmherzigkeit offenbarte, indem Er dem ausgestoßenen Ibrâhîm half, ihn an einen sicheren Ort brachte und den heute ausgeschlossenen Propheten Ismâ’îl mit frischem Wasser versorgte, das gar heute noch den Durst von Millionen Menschen, die aus aller Herren Länder zur Pilgerfahrt kommen, stillt. Allâh half auch dem Propheten Muhammad . Obwohl von seinen Mitmenschen verstoßen und auch von den Späteren, unter denen wir leben, verschmäht, wird er wie kein anderer Mensch auf dieser Welt verehrt und geliebt.
 
Millionen von Menschen folgen ihren einsamen Spuren
 
Es war Ismâ’il, der vor vielen tausend Jahren von Allâh das Versprechen erhielt, das in Makka bewahrt wurde und sich schließlich in seinem Nachfahren Muhammad verwirklichte. Deshalb sollten wir jungen Muslime aus dieser Tatsache Mut schöpfen! Unsere Geschwister, die dieses Jahr zur Pilgerfahrt nach Makka aufbrechen, sollten diese Lektion nicht vergessen. Die Zurückgegebliebenen hingegen sollten dieser Tatsache bewusst sein und noch mehr Gedanken machen als ihre Geschwister auf der Reise. Allâh ist auf unserer Seite. Er ist es, der uns befreit, aber auch nur dann, wenn wir unseren Verpflichtungen nachkommen und uns aufrichtig darum bemühen, ausschließlich Sein Wohlwollen zu erlangen.
 
Dies führt uns zum zweiten Teil der Geschichte Ismâ’îls. Ibrâhîm sieht in einem Traum, wie er seinen Sohn opfert. Stell dir vor, wie sich Ibrâhîm wohl fühlte; ein Vater, der seinen einzigen Sohn liebt und ihn nun opfern soll, weil ihm dies von Allâh befohlen wurde, um die Aufrichtigkeit seines Glaubens zu prüfen. Wie reagierte aber Ismâ’îl? Er sagte zu seinem Vater: „O mein lieber Vater, tu, was dir befohlen wird. Du wirst mich, wenn Allâh will, als einen der Standhaften finden.“ (Sûra 37:102)
 
Das ist keine symbolische Darstellung einer unwirklichen Szene, um unsere Herzen zu bewegen, noch irgendein sentimentaler Kinofilm aus Hollywood. Es sind wahre Worte eines jungen Mannes, der die Kraft und den Glauben hatte, sie zu äußern, und genau wusste, dass Gott ihn, seine Mutter und seinen Vater vom Zustand des Ausgestoßen-Seins befreite und zu Führern einer Region machte. Von der Verzweiflung hin zum Überfluss, vom Abgelehnt-Sein hin zur Führerschaft. Jedoch war die Prüfung nicht vollendet, solange Allâh nicht ihre vollkommene Hingabe an ihnen sah. Im Qurân heißt es: „Als sie sich beide ergeben gezeigt hatten und er ihn auf die Seite der Stirn niedergeworfen hatte, riefen Wir ihm zu: ‚O Ibrâhîm, du hast das Traumgesicht bereits wahr gemacht.‘ Gewiss, so vergelten Wir den Gutes Tuenden. Das ist wahrlich die deutliche Prüfung. Und Wir lösten ihn mit einem großartigen Schlachtopfer aus.“ (Sûra 37:103-107)
 
Dies ist die erhebende Erkenntnis für unsere Jugend: Es ist nicht von Bedeutung, wie niedergeschlagen jemand ist oder wie deplatziert und nutzlos wir Muslime uns fühlen. Wichtig ist unser Glaube an Allâh und an den Propheten Muhammad , und dass Er mit uns ist. Wir müssen verinnerlichen, dass dies Sein göttlicher Brauch ist, wie Er die Ausgestoßenen in Ehren hält und ihnen Erfolg verleiht.
 
Es sollte also selbstverständlich sein, dass sich dies nicht ohne jegliche Prüfung oder Bemühung verwirklichen wird. Alle Persönlichkeiten des Islâms, die ausgestoßen und verworfen worden sind – wie die Propheten Nûh (Noah), Mûsâ (Moses); Îsâ (Jesus) und Muhammad oder eben auch Maryam (Maria) und Âsiyâ (die Frau des Pharao) – bemühten sich im Kampf gegen den Hohn, die Verachtung und die Verschmähung, die von ihren Mitmenschen ausgingen. Wir jungen Muslime müssen uns genauso wie unsere frommen Vorfahren verhalten, um die Hilfe und die Barmherzigkeit Allâhs zu erhalten. Wir können nicht darauf hoffen, solange wir nicht das gleiche tun, was diese edlen Menschen bereits taten.
 
So lasst uns in die Fußstapfen dieser bedeutenden Persönlichkeiten treten, gut zu unseren Eltern sein, andere Menschen zum Eingottglauben einladend aufrufen, unsere Zeit dem anbetenden Dienst und dem rechtschaffenen Wirken widmen, das Gute gebieten und das Schlechte verbieten, unsere religiösen Riten verrichten und von keinem außer von unserem Schöpfer eine Belohnung erwarten.

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