Eine Urkunde islâmischer Allianz:
Genauso wie der Prophet Bruderschafts-Regeln unter den Gläubigen aufgestellt hatte, war er sehr daran interessiert, gute Beziehungen zwischen den Muslimen und den nicht-muslimischen Stämmen Arabiens zu etablieren. Er schloss ein Abkommen, das zum Ziel hatte, einen Strich durch all den vor-islâmischen Hass und die Stammesfehden zu ziehen. Er war äußerst genau, in der Allianz keinen Platz dafür zu lassen, der es vor-islâmischen Bräuchen erlauben würde sich einzuschleichen oder die neue Lebenswelt, die er gründen wollte, zu verletzen. Nachstehend werden einige dieser Regelungen aufgeführt:
„Im Namen Allâhs des Allerbarmers des Allbarmherzigen! Dies ist eine Urkunde von Muhammad, dem Gesandten Allâhs, hinsichtlich der Muhâdschirûn und der Ansâr und derer, die sich mit ihnen anstrengten.
1. Sie sind eine Gemeinschaft unter Ausschluss anderer Völker.
2. Die Muhâdschirûn der Quraisch sollen sich vereinen, gegenseitig Blutgeld bezahlen und ihre Gefangenen ehrenvoll entlassen. Alle Stämme der Ansâr vereinigen sich, wie sie anfangs waren, und jeder Teil unter ihnen wird ein Lösegeld für die Freilassung seiner gefangenen Verwandten zahlen.
3. Gläubige sollen niemanden unter sich mittellos lassen, indem sie dessen Freikauf oder Blutgeld nicht bezahlen.
4. Wer aufsässig ist oder erstrebt, Feindschaft und Aufruhr zu verbreiten, gegen den soll jeder in Ehrfurcht gegenüber Allâh demütige Muslim seine Hand erheben, selbst wenn es sein Sohn wäre.
5. Ein gläubiger Muslim darf weder einen anderen Gläubigen töten noch einen Islâm-Leugner gegen einen Gläubigen unterstützen.
6. Der Schutz Allâhs ist unteilbar (und wird gleichermaßen) auf die demütigsten Gläubigen erweitert.
7. Die Gläubigen unterstützen sich untereinander.
8. Wer auch immer von den Juden uns folgt, wird Hilfe und Beistand erhalten: Sie werden weder verletzt noch wird irgendein Feind gegen sie unterstützt.
9. Der Friede der Gläubigen ist nicht unterteilbar. Wenn die Gläubigen um Allâhs willen kämpfen, wird kein eigenständiger Frieden geschlossen. Die Bedingungen müssen fair und gerecht für alle sein.
10. Einem Gläubigen, der sich an das hält, was in dieser Urkunde steht, und an Allâh und den Tag des Gerichts glaubt, ist es nicht erlaubt, einem Kriminellen zu helfen oder ihm Zuflucht zu gewähren. Diejenigen, die ihm Zuflucht gewähren und ihm Hilfe leisten, werden am Tag der Auferstehung den Fluch und Zorn Allâhs auf sich ziehen. Ihre Entschädigung wird nicht angenommen.
11. Immer wenn man sich über eine Angelegenheit uneinig ist, muss man sie auf Allâh und den Propheten Muhammad zurückführen.
12. Einen Gläubigen ohne triftigen Grund zu töten hat zur Folge, dass der Mörder getötet wird, es sei denn, der Sachwalter hält etwas Anderes für erachtenswert.
Der Prophet errichtete allein durch seine Weisheit und sein Geschick die Säulen der neuen Gesellschaft. Dieses Phänomen ist an den tugendhaften Muslimen zweifellos nicht spurlos vorübergegangen. Er erzog sie im Lichte islâmischer Rechtleitung, er weihte ihre Persönlichkeiten, ermunterte sie dazu, Rechtschaffenheit und gutes Benehmen zu wahren, und war eifrig, ihnen die Sittenlehre der Freundschaft, Herrlichkeit, Ehre, Anbetung und des Gehorsams gegenüber Allâh und Seinem Gesandten einzupflanzen.
Nachfolgend werden einige Tugenden aufgelistet, die er in die Denkweise der Gefährten einimpfte:
Ein Mann fragte den Gesandten Allâhs , welcher Verdienst im Islâm überragend sei. Er sagte: „Dass du Essen anbietest und jemanden, den du kennst oder nicht kennst, grüßt.“ (Al-Buchârî und Muslim)
Abdullâh ibn Salâm sagte: „Als der Prophet Madîna erreicht hatte, ging ich ihn besuchen und ich erkannte auf Grund seiner Charakterzüge sofort, dass er niemals ein Lügner sein kann. Die ersten Dinge, die er sagte, waren: Verbreitet den Friedensgruß untereinander, stellt Essen für die Bedürftigen bereit, haltet die Beziehungen zur Verwandtschaft aufrecht und betet nachts, während die Menschen schlafen! Dann werdet ihr den Paradiesgarten in Frieden betreten.“ (At-Tirmithî)
Er sagte auch: „Ein Muslim ist der Bruder eines Muslims; weder unterdrückt er ihn noch enttäuscht er ihn. Wer immer ein diesseitiges Leid von einem Gläubigen wegnimmt, dem wird Allâh ein Leid des Tages des Letzten Gerichts wegnehmen. Wer immer einen Muslim schützt, den wird Allâh am Tag der Auferstehung schützen.“ (Al-Buchârî und Muslim)
Er sagte weiterhin: „Einen Muslim zu misshandeln ist eine Gräueltat und ihn zu bekämpfen ist Unglaube.“ (Al-Buchârî und Muslim)
„Etwas Schädliches von der Straße wegzuschaffen ist Mildtätigkeit.“ (von Al-Albânî als gut eingestuft)
Er sagte ferner: „Mildtätigkeit tilgt Sünden, genauso wie Wasser Feuer löscht.“
Er sagte des Weiteren: „Derjenige, der satt zu Bett geht, und weiß, dass sein Nachbar hungrig ist, ist kein vollkommener den Glauben Verinnerlichender.“ (von Al-Albânî als authentisch eingestuft)
Er sagte zudem: „Üb Barmherzigkeit an den Menschen auf Erden, damit Allâh mit dir im Himmel Erbarmen hat!“ (von Al-Albânî als authentisch eingestuft)
Er sagte außerdem: „Hege keinen Groll gegen einen Muslim; sei nicht neidisch auf andere Muslime; kämpfe nicht gegen einen Muslim und lass ihn nicht im Stich! O Allâh anbetend Dienende! Seid wie Brüder zueinander! Es ist einem Muslim nicht erlaubt, seinen Bruder länger als drei Tage zu meiden.“ (Muslim)
Der Prophet förderte stets die Gepflogenheit der Enthaltung des Erbittens von Hilfe Anderer, außer man wäre völlig hilflos. Er redete mit seinen Gefährten über die Vorzüge, Tugenden und die immense Belohnung für das Befolgen der vorgeschriebenen Anbetungshandlungen. Er verkündete immer fundierte Beweise, um sie körperlich und geistig mit der ihm zugesandten Offenbarung zu verbinden. Infolgedessen setzte er sie von ihren Pflichten und Verantwortlichkeiten hinsichtlich des Rufs zum Islâm in Kenntnis und betonte zur gleichen Zeit die Wichtigkeit des Verstehens und des Nachsinnens.
Dies war seine Vorgehensweise, um ihre Moral zu stärken und sie mit edlen Werten und Idealen anzuspornen, damit sie tugendhafte Vorbilder werden, die von nachfolgenden Generationen nachgeahmt werden.
Abdullah ibn Mas'ûd sagte einst: „Wenn du bereit bist, einem guten Beispiel zu folgen, dann greife auf die Überlieferung der Menschen zurück, die verstorben sind, da die Lebenden wahrscheinlich ein leichtes Opfer der Unterdrückung werden (und so im Glauben wanken) könnten! Folg den Spuren der Gefährten Muhammads ! Sie waren die Besten dieser Gemeinschaft, die Tugendhaftesten, die Gelehrtesten und die Anspruchslosesten. Allâh wählte sie aus, den Propheten zu begleiten und Seine Religion zu begründen. Daher ist es unerlässlich, ihre Umgangsformen kennen zu lernen, ihrer rechtschaffenen Art und Weise zu folgen, so gut man kann sich an ihr Benehmen zu halten und ihre Lebensgeschichten zu integrieren. Sie waren immer auf dem geraden Weg.“
Dann gibt es das Beispiel des Gesandten Allâhs , dessen moralische Eigenschaften, Vollkommenheit, Begabungen, Tugenden, edle Manieren und lobenswerte Taten ihn dazu berechtigen, die innersten Teile unserer Herzen zu bewohnen und das liebste Beispiel zu werden, nach dem sich das Ich sehnt. Er sprach kaum ein Wort aus und seine Gefährten rannten um die Wette, es aufzugreifen und in dessen Licht zu handeln.
Dies waren die Eigenschaften und Fähigkeiten, auf deren Grundlage der Prophet eine neue Gesellschaft gründen wollte – die wundervollste und ehrenhafteste Gesellschaft, die die Geschichte jemals erlebte. Auf diesen Fundamenten strebte er danach, die langjährigen Probleme zu lösen, und gab später der Menschheit die Gelegenheit, nach einer langen, ermüdenden Reise auf dunklen und düsteren Wegen einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Derart erhabene Sitten schufen die Grundlage für das Etablieren einer neuen Gesellschaft mit eingebundenen Gemeinschaften, die vor dem Wechsel der Zeit und der Umstände geschützt und stark genug waren, den gesamten Kurs der Menschheit neu auszurichten.