Die Verbrüderung zwischen den Auswanderern und den Ansâr - Teil 1

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Seit seinem Erreichen von Madîna bemühte sich der Gesandte Allâhs um Unterstützer des neuen Staates. Einer seiner ersten gesegneten Schritte war die Verbrüderung zwischen den makkanischen Auswanderern und den Ansâr, den madînensischen Muslimen. Durch sie lockerten sich die Spannungen aus der Zeit vor dem Islâm, und die Unterschiede in Abstammung, Hautfarbe und Heimatland lösten sich auf. Sie war unter Anderem der stärkste Rückhalt für den Aufbau dieser Gemeinschaft und die Gründung einer neuen muslimischen Gesellschaft in Madîna, die stark und brüderlich sein sollte.
 
 
Die erste Zeit nach dem Eintreffen des Propheten forderte von jedem der Auswanderer und Ansâr eine besondere Anforderung an Brüderlichkeit und Zusammenarbeit. Diese Verbrüderung war in der Realität stärker als die leibliche Brüderlichkeit. Die Ansâr trugen diese Verantwortung: Sie trösteten ihre Geschwister unter den Auswanderern und zogen sie sich selbst in weltlichem Wohlstand vor. Von Abû Huraira ist überliefert, dass er sagte: Die Ansâr sagten zum Propheten : „Teile die Palmen zwischen uns und unseren Brüdern!“ Er erwiderte: „Nein!“ Sie sagten: „Erlasst ihr uns die Arbeit und wir teilen uns mit euch den Ertrag?“ Sie sagten: „Wir haben es gehört und wir gehorchen.“ Überliefert von Al-Buchârî.
 
 
Aus der Verbrüderung entstanden für die Verbrüderten Rechte wie finanzielle Unterstützung, Obhut, Beratung, gegenseitige Besuche, Liebe, Nächstenliebe etc.
 
 
Abdurrahmân ibn Auf berichtet uns von dem Ausmaß, zu dem  diese Verbrüderung gelangte: Als wir nach Madîna kamen, verbrüderte mich der Gesandte Allâhs mit Sa‘d ibn Ar-Rabî. Sa‘d sagte zu mir: „Ich bin der Vermögendste unter den Ansâr, daher gebe ich dir die Hälfte meines Vermögens. Und ich habe zwei Frauen, so sieh, welche der beiden dir besser gefällt! Nenne sie mir und ich scheide mich von ihr! Wenn ihre Wartezeit vorüber ist, heiratest du sie.“ Abdurrahmân ibn Auf sagte: „Möge Allâh deine Familie und dein Vermögen segnen! Ich brauche dies nicht. Gibt es hier einen Markt, auf dem Handel getrieben wird?“ Sa‘d sagte: „Der Markt von Qainuqâ.“ Er sagte: Abdurrahmân ging am Morgen auf den Markt... Überliefert von Al-Buchârî.
 
 
Die Auswanderer dankten den Ansâr für deren Verhaltensweise und ihr großartiges Verhalten an Großzügigkeit und Nächstenliebe. Sie sagten: „O Gesandter Allâhs! Wir haben kein Volk wie dieses gesehen, zu dem wir gekommen sind, das wohltätiger im Geringen und freigebiger im Großen ist, als die Ansâr.“
 
 
Sa´d ibn Ar-Rabî war damit nicht der Einzige unter den Ansâr. Es war vielmehr das allgemeine Verhalten der Prophetengefährten. Es reichte sogar so weit, dass die Verbrüderten sich beerbten. Diese Erbschaft wurde daraufhin durch folgende Aussage Allâhs des Majestätischen aufgehoben: „Und diejenigen, die danach geglaubt haben und ausgewandert sind und sich mit euch abgemüht haben, so gehören jene zu euch. Und die Blutsverwandten sind einer von ihnen dem anderen die nächsten Schutzverwandten - im Offenbarungsbuch Allâhs. Allâh ist wahrhaftig um jede Sache wissend.“ (Sûra 8:75).


 

Die Geschichte der Verbrüderung zwischen den Auswanderern und den Ansâr trug in ihrem Verlauf viele schöne Bedeutungen; vor allem in diesem wichtigen Geschichtsabschnitt des Islâm, der eine starke Auswirkung auf die Gründung des muslimischen Staates hatte, war der Eintritt dieser Bedeutungen in die Herzen der Prophetengefährten von äußerster Wichtigkeit. Diese Bedeutungen sind es würdig, bei ihnen zu verweilen. Nicht nur, um sie zu betrachten, sondern um durch sie die heutige Lage des Individuums und der Gesellschaft zu betrachten. Zu diesen Bedeutungen gehören:


 

Die Glaubensgrundlage als Grundstein des Baues:


 

Der Islâm beschränkt die Brüderlichkeit und Freundschaft auf die Gläubigen. Der Erhabene sagt: „Die den Glauben Verinnerlichenden sind ja wahrhaftig Brüder!“ (Sûra 49:10).
 
Daher ging der Verbrüderung der Auswanderer mit den Ansâr die Glaubensgrundlage des Monotheismus voraus und baute darauf auf. Die Glaubensgrundlage ist das Rückgrat der Brüderlichkeit, die in Madîna vor sich ging. Denn jene Glaubensgrundlage vereinheitlicht die Menschen durch das anbetende Dienen gegenüber Allâh, ohne einen Unterschied zu machen. Der einzige Unterschied liegt in der demütigen Ehrfurcht gegenüber Allâh und den frommen Taten. Der Erhabene sagt: „Wahrlich, vor Allâh ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist.“ (Sûra 49:13).


 

Deshalb war diese Verbrüderung kein bloßes Motto ohne Auswirkung. Vielmehr war sie eine Realität, die auf den Glauben an Allâh aufgebaut war. Der Erhabene sagt: „Und diejenigen, die in der Wohnstätte und im Glauben vor ihnen zu Hause waren, lieben, wer zu ihnen ausgewandert ist, und finden in ihrer Brust kein Bedürfnis nach dem, was ihnen gegeben ward, und sie geben zu Lasten ihrer selbst, auch wenn es bei ihnen Entbehrung gibt. Und wer sich vor dem Geiz seiner Seele bewahrt, so sind jene, sind sie die Erfolg Erlangenden.“ (Sûra 59:9).


 

Die Prophetengefährten lernten dies und wurden danach erzogen. Ihre Treue galt Allâh, Seinem Gesandten und den Gläubigen. Ihre Biografie ist mit wundervollen Situationen gefüllt, die auf ihr Verständnis und ihre Umsetzung der Bedeutung der Treue, die sie ihrem Schöpfer, ihrer Religion und ihren Brüdern geschworen hatten, hindeuten.


 

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