Aus dem Haddsch hergeleitete Bedeutungen – Teil 1

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Wer sich den Vollzug des Haddsch betrachtet, sieht Wunder, die einen in Erstaunen versetzen, denn du wirst da einen göttlichen Umzug sehen, eine Karawane der Gläubigen, ein Heer des Rechts, Kämpfer des festen Glaubens… ihr lautes Rufen ist Verehrung Allâhs, ihre Rufe sind Lobpreisen Allâhs und ihre Talbiya (beim Haddsch oft zu wiederholende Worte) und ihre Bittgebete sind Bekenntnisse zum Eins-Sein Allâhs, ihr Gang ist an sich eine Art Anbetung, ihr Vormarsch ist Gebet, ihre Reise ist eine Auswanderung zu Allâh, ihr Ziel ist die Vergebung und die Zufriedenheit Allâhs. In ihrer Sammlung siehst du sie wie ein einheitliches harmonisches Bild in einem leuchtenden Rahmen, trotz ihrer unterschiedlichen Rassen, Hautfarben und Heimatländer.

 
Sie sammelten sich um Allâhs Wort, in Allâhs Haus, zogen in Barmherzigkeit, Zuneigung und Liebe zusammen vor Allâh. Die Parole eines jeden von ihnen lautete: „Und senk deinen Flügel für die den Glauben Verinnerlichenden. [d.h.: sei sanftmütig und barmherzig.]“ (Sûra 15:88). Sie sehen wie ein zusammengefügter Bau aus, sie haben ihre Länder, Häuser, Familien, Kinder, Handelstätigkeiten und Geschäfte verlassen, keine zwingende Gewalt trieb sie an, keine weltlichen Gesetze, vielmehr stammte das Motiv aus ihrem Inneren, aus ihrem Herzen, aus ihrem festen Glauben. Sie durchquerten Wüsten und Einöden, bewältigten Berge und Täler, durchfuhren Meere und Flüsse, flogen, sich nach Allâhs sakrosanktem Haus begebend, um in Seiner Weite zu leben und Sein Heiligkeit zu genießen, durch Seine Gastfreundschaft geehrt, nach Seiner Barmherzigkeit, Vergebung und Zufriedenheit verlangend, wie ihr Herr sagt: „Und als Wir das Haus zu einem Ort des regelmäßigen Zusammenkommens für die Menschen und der Sicherheit machten ...“ (2:125).
 
Das sakrosankte Haus:
 
Es ist das Haus der Würde und Ehre, das Haus des Ruhmes und der Großzügigkeit, das Haus der Erwartung und der Hoffnung, die Oase des Irrenden, Führung für den Fehlgehenden, Zuflucht des Besuchers und des Verängstigten, Standort der Umschreitenden und sich Zurückziehenden. Wer es betreten hat, der ist sicher. An seinen Ecken spürst du die Reinheit und Klarheit, an seinen Türen die Gaben und Freigebigkeit, die Belohnung wird vervielfacht, die Belohnung ist reichlich, die Sünden werden vergeben, und die Bemühungen werden belohnt bei einem Herrn, Der Seine Weiten und Türen nicht schließt, Der keinen Bittenden enttäuscht und keinen Fragenden zurückweist. Denn Er ist der Nachsichtige, Der Sich mit der Bestrafung nicht beeilt, und Er ist der Großzügige, Der nicht geizt. Im Rahmen dieses Hauses erscheint die Religion in ihrem schönsten Bild und großartigsten Anblick, Scharen von Haddschis vollziehen das Umschreiten um die Ka'ba und Scharen gehen hin und her zwischen Safâ und Marwa.
 
Durch den Tawâf (Umschreiten der Ka'ba) lernen wir die Ordnung, trainieren wir uns für Zusammenarbeit und Uneigennützigkeit, bekommen wir praktische Lektionen über Moral, Ehrgefühl, Liebe, Zuneigung und Mitgefühl. Dadurch wird uns klar, dass die religiöse Führung über jede andere Führung erhaben ist, denn welche Führung ist so effektiv und wirkungsvoll? Die Armeen brauchen Verbindung, Kontrolle, Genauigkeit, anhaltende Übung und straffe Führung, wir sehen die Haddschis trotz ihrer großen Zahl und unterschiedlichen Rassen und Sprachen in eine Richtung gehen, zusammen und vereint und inmitten der lauten Talbiya (beim Haddsch oft zu wiederholende Worte) und lauten Stimmen hören sie den Gebetsruf, und wenn der Muezzin (Gebetsrufer) zum rituellen Gebet ruft, dann leisten sie dem Ruf Folge, dann halten sie alle regungslos an, da hörst du kaum etwas, spürst du nur die Atemzüge, und du siehst nichts als die geordneten Körper und sich in Reihen aufgestellten Füße. Wenn der Imâm niederkniet, dann knien sie nieder, wenn er sich niederwirft, dann werfen sie sich nieder, wenn er aus dem Qurân rezitiert, dann hören sie zu, und wenn er an Allâh Bittgebete richtet, dann sagen sie Âmin. Es ist ein Bild der Schönheit und Erhabenheit und ein Anblick der Vollkommenheit. Möge die ganze Welt kommen, um diesen wundervollen und harmonischen Anblick zu sehen! Das ganze Universum möge Zeuge sein, dass der Islâm die Religion der Ordnung, des Zusammenhaltens, der Eintracht und des Lebens ist!
 
Und rufe unter den Menschen zum Haddsch auf, dass sie zu dir kommen zu Fuß undmit jedwedem Transportmittel aus jedweder fernsten Gegend, damit sie Zeuge von Vorteilen für sich werden und den Namen Allâhs an bekannten Tagen über dem aussprechen, mit dem Er sie vom Tier des Weideviehs versorgt hat! Esst also davon und speist den Notleidenden, den Armen!“ (22:27-28).
 
O Abraham, Friede auf sei mit dir, rufe auf! Rufe auf! Denn die Welt hört dir zu, das ganze Universum, und sie folgen deinem Aufruf. Dein Ruf verbreitet in allen Zeiten Frieden auf Erden und dein Bittgebet verbreitet in alle Welt den Glanz des Lebens. O Abraham, du hast dich gewundert, als dir dein Herr sagte: „Rufe auf, Abraham!“ Damals hast du gefragt: „Wie weit mag meine Stimme reichen?“ Da sagte dein Schutzherr zu dir: „O Abraham, du hast aufzurufen, und Wir übernehmen die Mitteilung.“ Du hast dann in alle Richtungen und fernen Länder gerufen: „O ihr Leute, Allâh hat euch den Haddsch vorgeschrieben, so vollzieht den Haddsch!“ Die Erden- und Himmelsbewohner folgten deinem Ruf, sogar die Samen in den Lenden der Männer, sogar die Embryonen in den Mutterleibern folgten deinem Ruf.
 
Der Sa'î (Lauf zwischen Safâ und Marwa):
 
Durch den Lauf zwischen Safâ und Marwa werden sich die Pilger der Bedeutungen von Aufopferung und Bemühungen bewusst, diesjene Bemühungen, die die Frau Hâdschar um einen Schluck Wasser für ihr Kind unternahm, für den Säugling, den Hunger und Durst geschwächt hatten. Eine Frau allein zwischen den hohen Bergen und tiefen Tälern läuft hin und her, auf und ab, verlegen und verwirrt. Das Wimmern ihres kleinen Kindes zerreißt ihr beinahe das Herz, ein krankes Kind, dem der Mund ob des starken Durstes trocken ist und dessen Zunge am Gaumen klebt. Als es dann sehr schlimm wurde, erschien die Barmherzigkeit Allâhs wie das Licht inmitten der Dunkelheit, wie die lächelnde Hoffnung inmitten der finsteren Hoffnungslosigkeit. Reines Wasser sprudelte aus der Erde und floss so rein und schön… es ist der Zamzam Brunnen, der gesegnete, der reine Zamzam-Brunnen, die süße und reine Quelle, die heilende Medizin, damit die Leute wissen, dass Allâh der Erhabene Seine Geschöpfe nicht vergisst, dass der Bedrängnis Erleichterung folgt, dass Allâhs Hilfe am nächsten ist, wenn die Not am größten ist: „... Und wer in Ehrfurcht gegenüber Allâh demütig ist, dem schafft Er einen Ausweg, und Er versorgt ihn, von wo er nicht vermutet. Und wer auf Allâh vertraut, so ist Er seine Genüge. Allâh ist wahrhaftig der Erreichende Seiner Angelegenheit. Allâh legte bereits für alles ein bestimmtes Maß fest.“ (Sûra 85:2-3).
 
 

 

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