Schûrâ (Beratung)

5364 1891

Schûrâ im Islâm

 
Schûrâ im Islâm ist ein Recht der Umma und eine Verpflichtung seitens des Herrschers. Sie ist ein politisches und gesellschaftliches System und ein Verbindungsglied zwischen dem Herrscher und dessen Untertanen.
 
Schûrâ gehört zu den grundlegenden Prinzipien im Islâm, der Islâm zählt sie sogar zu den Eigenschaften der frommen Gläubigen. Im Qurân-Text ist die Schûrâ sogar zwischen zwei großartigen Pfeilern der Religion erwähnt, nämlich zwischen dem rituellen Gebet und der Zakâ. Allâh der Erhabene sagt: „Und die auf ihren Herrn positiv reagieren und das rituelle Pflichtgebet verrichten und deren Angelegenheit Beratung untereinander ist, und die von dem, womit Wir sie versorgen, hergeben. (Sûra 42:38).
 
Die Schûrâ war eine der wichtigsten Eigenschaften des Gesandten ; denn es ist von Abû Huraira überliefert, dass dieser sagte: „Ich habe niemanden gesehen, der sich mehr mit seinen Gefährten berät wie der Gesandte Allâhs .“ Von At-Tirmidhî überliefert.
 
Der Gesandte Allâhs beriet sich nach der Schlacht von Badr mit seinen Gefährten über die Gefangenen und sagte: „Allâh hat euch die Macht über sie gegeben.“ Umar ibn Al-Chattâb sagte: „O Gesandter Allâhs, schlage ihnen die Köpfe ab!“ Da wandte sich der Gesandte Allâhs von ihm ab und dann sagte Abû Bakr : „O Gesandter Allâhs, wir sind der Meinung, dass du ihnen vergibst und von ihnen Lösegeld annimmst.“ Von Ahmad überliefert.
 
Zu den Beweisen für die Bedeutung der Schûrâ im Islâm gehört auch, dass Allâh, erhaben und gepriesen sei Er, sie Seinem edlen Gesandten angeordnet hat, indem Er sagte: „Und ziehe sie zu Rate in der Angelegenheit! Und wenn du dich entschlossen hast, dann vertraue auf Allâh! Allah liebt wahrhaftig die Vertrauenden.“ (Sûra 3:159).
 
Der edle Gesandte bekräftigte ihre Bedeutung, als er sagte: „Der Berater soll vertrauenswürdig sein.“ Von Ibn Mâdscha überliefert.
 
Er sagte ferner: „Wenn jemand von euch seinen Glaubensbruder um Rat bittet, dann soll dieser ihn beraten.“ Von Ibn Mâdscha überliefert.
 
Er sagte des Weiteren: „Wer seinen Glaubensbruder im Islâm ohne Weisheit berät, nachdem dieser ihn um Rat gebeten hat, hat ihn dadurch verraten.“ Von Imâm Ahmad überliefert.
 
Der Gesandte Allâhs hat keinen Nachfolger bestimmt, der den islâmischen Staat nach ihm führt, sondern dies den Muslimen überlassen, damit sie sich über einen Nachfolger beraten, mit dem sie zufrieden sind.
 
Die rechtgeleiteten Kalifen folgten der Sunna des Gesandten . Es ist überliefert, dass Umar ibn Al-Chattâb sagte: „Wer einem Mann zum Emir huldigt, ohne sich mit den Muslimen zu beraten, dessen Huldigung ist nicht gültig, und die Huldigung ist ebenso für seinen Emir ungültig.“ Von Al-Bucharî überliefert.
 
Besonderheiten und Grenzen der Schûrâ im Islâm
 
Schûrâ hat im Islâm einige Besonderheiten und Grenzen, zu denen folgende gehören:
 
Sie ist ein Teil der Religion, bedeutet Gehorsam gegenüber Allâh und stellt ein gutes Vorbild dar, dem sogar die Propheten, geschweige denn die Anderen zu folgen haben, sodass sich diejenigen, die von sich Ehrlichkeit, Kompetenz und Wissen behaupten, nicht überheblich fühlen, denn es gibt niemanden, der noch frommer und fehlerfreier als die Propheten ist.
 
Schûrâ ist mithin der Weg zur kollektiven Meinung, die das Wohl des Individuums und der Gesellschaft enthält. Der Prophet sagte: „Meine Umma einigt sich nicht auf Irrtum.“ Von Ibn Mâdscha überliefert.
 
Schûrâ muss sich im Rahmen der Scharî‘a vollziehen sowie auf Brüderlichkeit und Barmherzigkeit zwischen den Muslimen und der Tatsache basieren, dass diese das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten und die Religion Allâhs zu verbreiten haben, und zwar in edler Übereinstimmung zwischen dem Ziel und den Mitteln.
 
Schûrâ ist eine Art Anbetungshandlung, eine Suche nach Recht und Richtigkeit, ein Mittel zur Entdeckung von Talenten und Fähigkeiten und zur Prüfung der Wahrhaftigkeiten der Persönlichkeiten. Sie ist ein Mittel, um die Menschen in Wissen, Güte und Glaube zu einigen, um die Umma zu erziehen, deren geistige Kräfte aufzubauen, deren Bemühungen zu organisieren, aus all deren Elementen zu profitieren und die Tore von Unheil, Zwietracht und Groll zu schließen.
 
Schûrâ vereinigt alle Bemühungen und verbindet alle Ebenen der Umma mit einem leuchtenden Band, was zu deren Stärke, Zusammenhalt und Stolz des Islâm und Erhöhung dessen Position führt. Al-Hasan (Al-Basrî) sagte: „Immer wenn eine Gruppe von Menschen sich untereinander berät, wird sie zum Besten rechtgeleitet.“
 

Trotz Übereinstimmung hinsichtlich dieser Eigenschaften und Grenzen der Schûrâ hat der Islâm den Muslimen die Freiheit gelassen, die Schûrâ entsprechend deren Umständen und Lebensbedingungen auszuüben, aber nur unter der Bedingung, dass diese Ausübung im Rahmen der Methode erfolgt, die Allâh für sie entworfen hat und die von Seinem edlen Gesandten und dessen Gefährten praktiziert wurde.

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