Der erste Botschafter des Islâm: Mus’ab ibn Umair

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Mus’ab ibn Umair , auch Mus’ab Al-Chair genannt, war ein edler Gefährte des Propheten . Vor seinem Übertritt zum Islâm galt er als schöner, verwöhnter und begnadeter Junge. Er trug die besten Gewänder und die Einwohner Makkas erkannten ihn an seinem Parfum, das er stets auftrug. Seine Mutter und sein Vater gehörten zu den Reichsten der Reichen Makkas. Sie liebten ihn sehr und erfüllten ihm daher all seine Wünsche und Forderungen.

 
Mus’ab hörte – wie die anderen Bewohner Makkas auch – die Einladung Muhammads , in der dieser zur alleinigen Anbetung Allâhs, dem Unterlassen des Anbetens von Götzen, die weder schaden noch nutzen, der Gleichstellung zwischen den Menschen und dem Annehmen der besten Charakterzüge aufrief. Er sehnte sich mit Leib und Seele danach, diese neue Religion kennen zu lernen. Er zögerte nicht lange, zu einem Treffen mit dem Propheten im Haus von Al-Arqam ibn Al-Arqam zu eilen und seinen Übertritt zum Islâm bekannt zu geben.
 
Seine Mutter Chunâs bint Mâlik war eine Frau mit starker Persönlichkeit. Mus’ab respektierte sie. Als er dem Islâm beitrat, fürchtete er nichts mehr, als dass diese Nachricht seine Mutter erreiche. Daher beschloss er, seinen Übertritt zum Islâm geheim zu halten, bis Allâh etwas Anderes für ihn bestimmen würde. Er besuchte den Propheten oft im Haus von Al-Arqam, betete mit ihm und lauschte den Versen Allâhs.
 
Eines Tages sah Uthmân ibn Talha, wie er mit dem Gesandten das rituelle Gebet verrichtete. Daraufhin ging er zu dessen Mutter und berichtete ihr, was er gesehen hatte. Ihre Güte verflog und sie und ihre Angehörigen wurden sehr wütend auf ihn. Aber der junge Gläubige stand überzeugt und sicher vor ihnen und rezitierte für sie Verse des Qurân, damit Allâh ihre Herzen damit erweiche. Allerdings wollte Allâh sie zu diesem Zeitpunkt nicht rechtleiten und sie beschlossen, ihn einzusperren und zu foltern. Er ertrug dies geduldig um Allâhs willen und erhoffte Dessen Lohn.
 
Seine Mutter verbot ihm eines Tages das Essen. Sie weigerte sich, dass jemand, der ihre Götzen missachtete, von ihrem Essen aß, selbst ihr Sohn. Sie warf ihn aus ihrem Haus und sagte zu ihm: "Geh und mach, was du willst! Ich bin nicht mehr deine Mutter!" Nichtsdestoweniger näherte sich Mus’ab seiner Mutter und sagte zu ihr: "Liebe Mama, ich gebe dir einen Rat und habe dir gegenüber Mitgefühl! Bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allâh gibt und dass Muhammad Sein anbetend Dienender und Gesandter ist!" Sie entgegnete ihm wütend: "Ich schwöre bei der Gottheit, ich werde deiner Religion nicht beitreten, denn sonst wird meine Meinung missachtet und mein Verstand wird schwach!“
 
Als Mus’ab hörte, dass einige Gläubige nach Abessinien auswanderten, schloss er sich ihnen an. Später kehrte er mit denen, die zurückkehrten, nach Makka zurück. Seine Angehörigen erblickten ihn nach dessen Rückkehr und ihre Herzen wurden weich, weshalb sie ihn nicht folterten. Nach dem ersten und zweiten Treueid von Aqaba kamen die Gläubigen der Ansâr zum Propheten und baten ihn, jemanden mit ihnen zu senden, der ihnen den Qurân rezitiert und sie die Religion lehrt. Der Gesandte ernannte Mus’ab zum ersten seiner Botschafter außerhalb Makkas und zum ersten Auswanderer nach Madîna.
 
So verließ Mus’ab Makka ein zweites Mal, um Allâh und Seinem Gesandten zu gehorchen. Mit sich trug er das anvertraute Gut des einladenden Aufrufs zu Allâh. Dabei stützte er sich auf seinen scharfen Verstand und seinen edlen Charakter, die Allâh ihm als Gnade gegeben hatte. Die Bewohner von Madîna waren von seiner Enthaltsamkeit und Aufrichtigkeit so begeistert, dass sie die Religion Allâhs annahmen. Mus’ab lud die Menschen weise und mit guten Worten zu Allâh ein. Die führenden Personen in Madîna traten durch ihn zum Islâm über, wie etwa Usaid ibn Hudair und Sa´d ibn Mu‘âdh.
 
Tage und Jahre vergingen, bis der Prophet und seine Gefährten nach Madîna auswanderten. Der Stamm Quraisch erzürnte und bereitete sich darauf vor, die Muslime zu bekämpfen. Die Heere der Muslime und Nicht-Muslime begegneten sich in der Schlacht von Badr. Die Muslime siegten und es folgte die Schlacht von Uhud. Der Gesandte wählte Mus’ab aus, die Flagge zu halten.
 
Es entbrannte eine fürchterliche Schlacht und die Kämpfe loderten. Zu Beginn zeichnete sich ein Sieg zu Gunsten der Muslime ab; dies wandelte sich aber schnell zur Niederlage, weil die Bogenschützen nicht der Anordnung des Gesandten Allâhs folgten. Sie stiegen den Berg hinab, um die Kriegsbeute einzusammeln, woraufhin die Götzendiener die Muslime töteten und die Reihen der Muslime auseinderzureißen begannen.
 
Die Götzendiener begannen, sich auf den Gesandten zu konzentrieren und ihn zu verfolgen. Mus’ab erkannte diese Gefahr und rief „Allâh ist größer!“, wandte sich um und griff an. Sein Ziel war es, die Blicke der Feinde auf sich zu ziehen, um sie vom Gesandten Allâhs abzulenken. Die Feinde versammelten sich um ihn herum. Einer von ihnen schlug ihm die rechte Hand ab, worauf Mus’ab die Flagge in der Linken hielt. Dann schlug man ihm die linke Hand ab, worauf Mus’ab die Flagge mit seinen beiden Armen an seine Brust drückte. Dann versetzten ihm die Feinde Allâhs einen dritten Schlag und töteten ihn. So wurde Mus’ab zum Märtyrer.
 
Nach der Schlacht inspizierten der Gesandte und seine Gefährten das Schlachtfeld und verabschiedeten sich von ihren Märtyrern. Beim Leichnam Mus’abs flossen die Tränen zahlreich und ausgiebig. Sie fanden nichts, um ihn einzuwickeln, außer seinem kurzen Gewand. Wenn sie damit seinen Kopf bedeckten, deckte es seine Füße auf. Und wenn sie es auf seine Füße legten, legte es seinen Kopf frei. Da sagte der Prophet : „Bedeckt seinen Kopf und legt auf seine Füße Kamelgras [eine Art wohlriechender Blumen]!“ Überliefert von Imâm Al-Buchârî.
 
Mus’ab ist in die Weiten Allâhs des Makellosen eingegangen. Das Wort Allâhs des Erhabenen hat sich an ihm erfüllt: „Unter den Gläubigen gibt es Männer, die das wahr machten, wozu sie sich Allâh gegenüber verpflichtet hatten. Unter ihnen gibt es manche, die ihr Gelübde erfüllten; und unter ihnen gibt es manche, die noch warten. Und sie nahmen keine Änderung vor.“ (Sûra 33:23).
 

Der Gesandte Allâhs sagte, als er auf die Märtyrer von Uhud blickte: „Ich bezeuge, dass diese Märtyrer bei ihrem Herrn am Tag der Auferstehung sind. Bei Dem, in Dessen Hand mein Seele ist, keiner spricht für sie den Friedensgruß bis zum Jüngsten Tag, ohne dass sie ihm antworten!“ Überliefert von Al-Hâkim und Al-Baihaqî.

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