Verhaltenskodex für Streben nach Wissen – Teil 1

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Abû Rifa‘a kam zum Propheten , als der Prophet eine Ansprache hielt und sagte zu diesem: "O Gesandter Allâhs, ich bin ein fremder Mann, der seine Religion nicht kennt und über seine Religion fragt." Der Prophet blickte zu ihm, dann unterbrach er seine Ansprache, wandte sich Abû Rifa‘a zu, um ihn in den Angelegenheiten seiner Religion zu unterrichten, bis dieser erfahren und verstanden hatte; dann fuhr der Prophet mit seiner Ansprache fort.

 
Nach dem Ableben des Gesandten Allâhs war Ibn Abbâs daran interessiert, die Gefährten nach den Überlieferungen des Propheten zu fragen. Immer wenn er erfuhr, dass jemand eine Überlieferung des Gesandten Allâhs kannte, ging er zu ihm. Falls er diesen zu Mittag schlafend fand, wartete er an der Tür, bis dieser aufwachte, sodass der Wüstenwind ihn mit Staub bedeckte.   Immer wenn ein Gefährter dann Ibn Abbâs sah, sagte er zu ihm: "O Cousin des Gesandten Allâhs , wieso bist du hier? Hättest du doch nach mir geschickt und ich wäre zu dir gekommen!" Da sagte Ibn Abbâs: "Nein, ich habe mehr Anspruch darauf, zu dir zu kommen, um dich nach dem Hadîth zu fragen." Von Al-Hâkim überliefert.
 
Das Wissen genießt im Islâm einen großartigen Stellenwert, denn der erste Qurân-Vers, der herabgesandt wurde, war eine Aufforderung zum Erwerb von Wissen: "Lies im Namen deines Herrn, Der erschafft!" (Sûra 96:1). Allâh der Erhabene schwört mit Feder, dem Schreibmittel und sagt: "Nûn. Bei der Schreibfeder und dem, was sie in Zeilen niederschreiben!" (Sûra 68:1).
 
Die edle prophetische Sunna bestätigt ebenfalls den hohen Stellenwert des Wissens, daher machte sie die Anstrengung zum Erwerb des Wissens zu einem Mittel zum Paradies. Dazu sagte der Prophet : "Wer einen Weg beschreitet, um Wissen zu erlangen, dem wird Allâh dafür einen Weg zum Paradies leicht machen." Von Al-Buchârî, Abû Dawûd und At-Tirmidhî überliefert. Die Belohnung für das Wissen erreicht den Wissenden unaufhörlich, sogar nach seinem Tode. Dazu sagte der Prophet : "Wenn der Mensch stirbt, hören seine Taten auf, außer dreierlei: Einem dauerhaften Almosen, einem nützlichen Wissen und einem rechtschaffenen Kind, das für ihn Bittgebete spricht." Von Muslim überliefert.
 
Die Engel umgeben den nach Wissen Strebenden mit ihren Flügeln. Safwân ibn Assâl Al-Muradî berichtete: "Ich kam zum Propheten in die Moschee, als er an ein rotes Gewand angelehnt saß, und sagte zu ihm: Ich bin zum Wissenserwerb gekommen. Da erwiderte er: Ich heiße den nach Wissen Strebenden willkommen! Wahrhaftig, den nach Wissen Strebenden umgeben die Engel mit ihren Flügeln!" Von Ahmad und At-Tabarânî überliefert.
 
Das Wissen lässt sich in zwei Kategorien teilen: Individualpflicht und Kollektivpflicht; denn es gibt einiges, was der Muslim wissen muss, was der Muslim nämlich von seinem Herrn, Propheten und seiner Religion erfahren muss. Dann gibt es die kollektive Pflicht, die die Muslime als Ganzes in den verschiedenen wissenschaftlichen, industriellen, agrarischen und medizinischen Bereichen sowie in den verschiedenen Lebensbereichen erfüllen sollen.
 
Das Wissen ist das Mittel des Muslims, um Allâh richtig zu kennen; daher fürchten die Gelehrten Allâh am meisten, dazu sagt Allâh der Erhabene: "... Es fürchten ja Allâh von Seinen anbetend Dienenden einzig die Gelehrten ..." (Sûra 35:28).
 
Für den Wissenserwerb gibt es bestimmte Anstandsregeln, die der Wissenssuchende beachten soll, und zwar Folgende:
 
- Aufrichtigkeit: Der nach dem Wissen Strebende soll die aufrichtige Absicht haben, das Wissen um Allâhs willen zu erwerben und nicht um dadurch sein Geltungs- und Machtbedürfnis zu erfüllen oder mit den Unwissenden zu streiten. Der Prophet sagte: "Die Handlungen basieren wahrhaftig einzig und allein auf den Absichten, und jedem Menschen steht wahrhaftig das zu, was er beabsichtigt hat!"Von Al-Buchârî und Muslim überliefert. Der Prophet teilte uns mit, dass zu den Ersten, mit denen das Höllenfeuer angefacht wird, "ein Mann gehört, der das Wissen lernte und weiter lehrte und den Qurân rezitierte. Er wurde vor Allâh gebracht, Der ihn an Seine Gaben an ihn erinnerte, und er erkannte sie an. Allâh sagt: Was hast du damit getan? Er sagt: Ich habe das Wissen gelernt und weitergegeben und um Deinetwillen den Qurân rezitiert. Allâh sagt zu ihm: Du lügst, du hast vielmehr das Wissen gelernt, damit man von dir sagt, du seiest ein Gelehrter, und du hast den Qurân rezitiert, damit man von dir sagt, du seiest ein Qurân-Rezitator, und es wurde so gesagt. Dann wurde eine Anweisung gegeben und er wurde auf seinem Gesicht weggeschleppt, bis er ins Höllenfeuer geworfen wurde." Von Muslim überliefert.
 
- Das nützliche Wissen suchen: Der Prophet pflegte in seinem Bittgebet zu sagen: "O mein Herr, ich suche Zuflucht bei dir vor dem Wissen, das nichts nutzt, und vor der Tat, die nicht angenommen wird, und vor dem Bittgebet, das nicht erhört wird!" Von Ahmad, Ibn Hibbân und Al-Hâkim überliefert.
 
- Ausdauer und die umfassende Beschäftigung bei der Wissenssuche: Dazu sagt man: Das Wissen gibt dir erst dann einen Teil von sich, wenn du dich ihm gänzlich widmest. Die rechtschaffenen Vorfahren pflegten das Wissen zu würdigen und sich ihm zu widmen. Der nach dem Wissen Strebende soll sich mit Ausdauer dem Wissen widmen, denn das Wissen ist viel, das Leben hingegen kurz. Diesbezüglich sagt man: Sucht das Wissen von der Geburt bis zum Tod!
 
- Die Seele läutern und sich von den schlechten Eigenschaften befreien: Das nützliche Wissen ist ein Licht, das Allâh über die Herzen Seiner in Ehrfurcht Ihm gegenüber demütigen anbetend Dienenden ergießt, nicht aber über die Herzen derjenigen, die schlechte Eigenschaften und verdorbene Moral haben. Daher soll der muslimische nach Wissen Strebende sich von Neid, Einbildung, Eitelkeit und allen anderen schlechten Eigenschaften fernhalten.
 
- Mit dem Streben nach Wissen früh beginnen: Es ist überliefert, dass der Prophet sagte: „Jedem Heranwachsenden, der in der Wissenssuche und Anbetung heranwuchs, bis er erwachsen ist, wird Allâh der Erhabene am Auferstehungstag die Belohnung von zweiundsiebzig wahren Gläubigen geben.“ Von At-Tabarânî überliefert. Man sagt:  Was man jung lernt, bleibt als  Wissen im Gedächtnis, genauso wie man in Steine Löcher schlägt.
 

Der Alte soll sich nun nicht schämen, nach Wissen zu streben, denn es wurde berichtet, dass Qubaisa ibn Al-Muchârik zum Propheten kam, der ihn fragte: "Was führt dich hierher?" Da sagte er: "Ich bin alt und gebrechlich geworden, daher bin ich zu dir gekommen, damit du mich etwas lehrst, womit Allâh mir nutzt." Der Prophet sagte: "O Qubaisa, jeder Stein, jeder Baum und jeder Hügel, an denen du vorbei gekommen bist, bitten Allâh für dich um Vergebung. Wenn du das Morgengebet verrichtest, dann sprich dreimal: Gepriesen und gelobt sei Allâh, du wirst dadurch vor Blindheit, Aussatz und halbseitiger Lähmung geschützt! O Qubaisa, sprich: O mein Herr, ich bitte Dich, mir von Deinen Gaben zu gönnen, mir von Deiner Huld reichlich zu geben, von Deiner Barmherzigkeit über mich zu verbreiten und deinen Segen über mich herabzusenden!" Von Ahmad überliefert.

 

Verhaltenskodex für Streben nach Wissen – Teil 2

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