Verhaltenskodex für Streben nach Wissen – Teil 2

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- Die Arbeit hält nicht von der Wissenssuche ab: Viele Gefährten pflegten zu arbeiten, und wenn sie fertig waren, suchten sie den Rest des Tages nach nützlichem Wissen, und nachts studierten sie den Qurân und Hadîthe. Von Abû Sa’îd ist überliefert, dass er sagte: "Immer wenn wir an Eroberungszügen teilnahmen, pflegten wir einen oder zwei Männer für die Aussprüche des Gesandten Allâhs zurückzulassen. Wenn wir zurückkehrten, erzählten sie uns, was der Gesandte Allâhs gesagt hatte. Das konnten wir dann weitererzählen und dabei sagen: Der Gesandte Allâhs sagte dies und das." Von Ibn Asâkir überliefert. Es gibt also nichts dagegen einzuwenden, dass der Muslim die Wissenssuche zusammen mit der Arbeit und dem Erwerb des Lebensunterhalt vereint.

 
- Standhaftigkeit und Erduldung: Der Muslim soll die Mühe beim Streben nach Wissen ertragen, denn die Standhaftigkeit ist der Vorrat der Gläubigen, der ihnen bei all den Schwierigkeiten und Schmerzen hilft, die ihnen begegnen. Man sagt: Wer die Erniedrigung des Erlernens für eine Stunde (kurze Zeitspanne) nicht erträgt, soll die Erniedrigung des Unwissens bis zur Stunde (bis zum Auferstehungstag, das heißt für immer) ertragen.
 
- Bei der Wissenssuche stufenweise vorgehen: Der nach Wissen Strebende soll mit den Grundlagen und Einführungen der Wissenschaften beginnen, bevor er sich darin vertieft. Das hängt vor allem von den Anweisungen der Lehrer ab. Er soll auch darauf bedacht sein, alle Wissensbereiche im Allgemeinen kennen zu lernen und keinen davon zu vernachlässigen. Yahya ibn Châlid sagte zu seinem Sohn: "Lerne ein bisschen von jedem Wissensbereich, denn der Mensch ist der Feind dessen, was er nicht weiß, und ich mag nicht, dass du der Feind eines Teils vom Wissen wirst."
 
- Spezialisierung: Wenn der Muslim sich auf einem Wissensgebiet spezialisieren will, dann soll er einen nützlichen hochwertigen Wissensbereich aussuchen, der seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht. Man sagt: Wenn du ein Gelehrter werden willst, dann sollst du alles von einer einzigen Sache wissen; wenn du aber ein Intellektueller werden willst, dann sollst du etwas von jeder Sache wissen.
 
- Auswendiglernen, Verstehen und Nachdenken: Der Prophet sagte: "Möge Allâh das Gesicht eines Menschen erstrahlen lassen, der meine Worte hörte, bewahrte und an andere weitergab, denn vielleicht trägt man das Wissen zu jemandem, der noch klüger ist, und vielleicht ist der Träger des Wissens kein Gelehrter." Von At-Tirmidhî überliefert. Dies ist ein Hinweis auf die Bedeutung vom Auswendiglernen.
 
- Registrierung durch Niederschrift: Man sagt: Bewahrt das Wissen durch Niederschrift! Man sagt auch: Das Wissen ist wie eine Jagdbeute und die Niederschrift ist wie eine Fessel. Wir sollen also das Gelernte niederschreiben, damit wir es nicht vergessen. Ferner sollen wir das, was wir niederschreiben, sehr gut wählen. Man sagt: Es setzten sich zum Gelehrten drei Arten von Wissenssuchenden: Einer, der alles notiert, was er hört; einer, der zuhört, aber nichts notiert; und einer, der wählerisch mit dem Gehörten vorgeht, und dieser ist der Beste von allen dreien.
 
- Ständiges Lernen und Wiederholung: Mu’âdh ibn Dschabal sagte: "Lernt das Wissen, denn das Lernen um Allâhs willen ist Demut in Ehrfurcht gegenüber Allâh, der Wissenserwerb ist eine Art Anbetung, das Studium von Wissen ist Gedenken Allâhs, das Streben nach Wissen ist ein Dschihad, das Lehren eines Unwissenden ist ein Almosen und das Erleichtern des Wissens für die Wissenschaftler ist eine gute Tat."
 
- Lernzeit organisieren: Der Muslim ist in all seinen Angelegenheiten          immer organisiert, er strebt nach der Planung seiner Zeit, damit er sie im Erwerb des Wissens und der Erkenntnisse verwendet.
 
- Kein Schamgefühl im Wissen: Denn Allâh der Erhabene sagt: "Fragt also die Leute der Ermahnung, so ihr denn nicht wisset!" (Sûra 16:43). Âischa sagte: "Wie trefflich waren die Frauen der Ansâr (die den aus Makka Ausgewanderten Helfenden): Das Schamgefühl hinderte sie nicht daran, die Angelegenheiten der Religion zu lernen." Der Muslim soll also danach fragen, was er erfahren will. Das Schamgefühl soll ihn nicht daran hindern, Fragen zu stellen, denn das Wissen ist wie die Schatzkammer, und nur die Fragen sind die Schlüssel dazu.
 
- Streben nach Wissen: Dschâbir ibn Abdullâh sagte: "Ich habe erfahren, dass ein Mann einen Hadîth (den ich nicht kenne) vom Gesandten Allâhs hörte. So habe ich extra ein Kamel gekauft, um zu ihm zu reisen, und ich reiste einen Monat lang, bis ich Groß-Syrien erreichte. Es war Abdullâh ibn Unais . Ich sagte zum Türhüter: Sag ihm: Dschâbir wartet an der Tür! Er fragte: Ibn Abdullâh? Ich sagte: Ja! Da kam er (Abdullâh ibn Unais) geeilt, wir umarmten uns und ich sagte: Es geht um einen Hadîth über die Abrechnung, von dem ich hörte, dass du ihn vom Gesandten Allâhs gehört hast. Und ich befürchte, dass jemand von uns stirbt, bevor ich ihn höre. So erzählte ihm Abdullâh ibn Unais den Hadîth." Von Ahmad und At-Tabarânî überliefert.
 
Von Ubaidullâh ibn Adiy ist überliefert, dass er sagte: "Ich hörte von einem Hadîth bei Ali und fürchtete, dass ich den Hadîth bei keinem anderen Menschen finde, falls er stirbt, und so reiste ich zu ihm in den Irak." (Von Al-Chatîb Al-Baghdâdî)
 
Ibn Mas’ûd sagte: "Würde ich jemanden kennen, der mehr Wissen hinsichtlich dessen hat, was zu Muhammad herabgesandt wurde, und den ich mit Kamelen erreichen kann, würde ich zu ihm reisen, um noch mehr Wissen zu erwerben." Von Ibn Asâkir überliefert.
 
Asch-Scha’bî sagte: "Wenn man von der fernsten Stelle in Groß-Syrien zur fernsten Stelle im Jemen reist, um nur ein Wort der Weisheit zu hören, halte ich seine Reise nicht für umsonst."
 
Das Handeln nach dem erworbenen Wissen: Denn Allâh der Erhabene tadelt diejenigen Menschen heftig, die nicht nach ihrem Wissen handeln, und Er vergleicht sie mit den Eseln, die Bücher tragen, ohne etwas davon zu verstehen, Er sagt: "Das Gleichnis derjenigen, denen die Thora auferlegt wurde, die sie hierauf nicht getragen haben, ist das eines Esels, der Bücher trägt ..." (Sûra 62:5). Er sagt ferner: "Ordnet ihr den Menschen Frömmigkeit an und vergesst eure Seelen und ihr rezitiert die Offenbarungsschrift? Seid ihr denn nicht verständig?" (Sûra 2:44). Der Muslim ist davon fest überzeugt, dass er über alles zur Rechenschaft gezogen wird, was er in seinem Leben getan hat. Der Prophet sagte: "Kein anbetend Dienender wird am Jüngsten Tag einen Fuß bewegen können, bis er nach seinem Leben gefragt wird, was er damit getan hat, nach seinem Wissen, wie er es benutzt hat, nach seinem Vermögen, woher er es erworben und wie er es ausgegeben hat, und nach seinem Körper, was er damit getan hat." Von At-Tirmidhî überliefert.
 
- Den Lehrer respektieren: Denn die nach Wissen Strebenden haben ihrem Lehrer viel zu verdanken.
 
 - Zuhören: Al-Hasan ibn Ali sagte zu seinem Sohn: "O mein Sohn, wenn du dich zu den Gelehrten setzt, dann soll dir das Zuhören wichtiger sein als das Reden, so lerne das gute Zuhören, wie du das gute Schweigen lernst!" Die Fragen sollen das Verständnis und Begreifen zum Zwecke haben, nicht aber den Streit und die Bloßstellung der Unfähigkeit Anderer.
 
- Anständig sein in den Wissensversammlungen: Der Muslim soll sich zu seinem Lehrer anständig und würdevoll setzen, er soll nicht viel um sich herumschauen und lachen, er soll auch auf sein äußeres Erscheinen und seine Sauberkeit achten. Ferner soll er erst um Erlaubnis bitten, bevor er redet oder etwas fragt. Die Kollegen soll er nicht verspotten oder verächtlich behandeln, sondern respektieren und barmherzig mit ihnen umgehen, da er weiß, dass sie seine Geschwister im Wissen sind.
 

Zu den Mitteln, die beim Streben nach Wissen und beim Erlernen helfen, gehört weiterhin, dass der Lernplatz gut beleuchtet, ruhig und frei von Lärm ist. Man soll nicht im Bett lernen, da dies schläfrig macht; ferner soll man die Bücher ordnen und organisieren. Man soll sich gut ausruhen, die passenden Zeiten zum Lernen aussuchen und die Lernzeit auf alle Fächer (Wissensbereiche) verteilen.

 

Verhaltenskodex für Streben nach Wissen - Teil 1

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