Sa’îd ibn Al-Musaiyib

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Der Islâm ist auf dich und deinesgleichen stolz! Du bist wie ein Fels in der Brandung. Du tratest den Tyrannen entgegen. Du hast uns gelehrt, dass die unbewaffnete Wahrheit der schwer bewaffneten Lüge entgegentreten kann und dass die Heimsuchungen die Würde und den Glauben eines Gläubigen nur stärken. Der Ungerechte zieht sich zurück, gibt erschöpft auf und fürchtet das Schwert der Wahrheit und die Macht des Islâm. Herzlichen Glückwunsch, o du Bester unter den Schülern der Prophetengefährten!

 

Zwei Jahre nach dem Beginn des Kalifats von Umar wurde Sa’îd ibn Al-Musaiyib in Madîna geboren, wo die großen Prophetengefährten lebten. Er sah Umar ibn Al-Chattâb, hörte von Uthmân ibn Affân, Alî, Zaid ibn Thâbit, Abû Mûsa Al-Asch’arî, Abû Huraira und Anderen Hadîthe. Er wuchs gesegnet auf, folgte ihrem klaren Weg und nahm sich ihre Taten zum Vorbild. Er überlieferte von ihnen die Hadîthe des Gesandten Allâhs und heiratete die Tochter des ehrwürdigen Prophetengefährten Abû Huraira. So war Sa’îd derjenige, der die von Abû Huraira überlieferten Hadîthe am besten kannte.

 

Allâh verlieh Sa’îd in dessen frühen Reife lebhafte Klugheit und ein starkes Gedächtnis, sodass die großen Prophetengefährten und die den Prophetengefährten folgende Generation seine hohe Autorität im Wissen bezeugten. Er war an der Spitze der Rechtsgelehrten Madînas zu seiner Zeit und wurde in der Fatwâ-Erteilung den Anderen vorgezogen, sodass er als Faqîh Al-Fuqahâ (Rechtsgelehrter der Rechtsgelehrten) berühmt war. Abdullâh ibn Umar , der damals in Madîna den Vorzug bei der Fatwâ-Erteilung hatte, pflegte, wenn ihn die Leute nach einer schwierigen Frage in der islâmischen Rechtslehre fragten, zu sagen: „Fragt Sa’îd danach, denn er saß bei den Rechtschaffenen!“

 

Qatâda sagte über ihn: „Ich habe keinen Mann gesehen, der so viel wie er um das Erlaubte und das Verbotene weiß.“ Allein dass der gerechte Kalif Umar ibn Abdulazîz einer seiner Schüler war, würde Ibn Al-Musaiyib an Würde genügen. Als Umar die Statthalterschaft über Madîna übernommen hatte, entschied er keine Angelegenheit, bevor er sich von Sa’îd beraten lassen hatte. Umar schickte ihm einst einen Mann, um ihn nach einer Angelegenheit zu fragen. Der Mann rief Sa’îd, dieser kam herbei und ging mit ihm mit. Da sagte Umar ibn Abdulazîz zu Sa’îd: „Der Mann hat einen Fehler gemacht. Wir haben ihn zu dir geschickt, damit er dich in deiner Sitzung fragt.“

 

Sa’îd lebte sein Leben lang in Würde und Ehren. Er beugte vor keinem Menschen sein Haupt, selbst wenn man seinen Rücken auspeitschte oder ihm mit dem Abschlagen seines Kopfes drohte. Der Statthalter von Madîna zur Zeit des Kalifen Abdulmalik ibn Marwân wies Sa’îd an, den Treueid für Al-Walîd ibn Abdulmalik zu leisten. Jedoch weigerte er sich. Abdulmalik drohte ihm deshalb, seinen Kopf abzuschlagen. Sa’îd beharrte aber auf seiner Meinung, obwohl er um die Qual wusste, die ihn ereilen würde. Als Sa’îd seinen Widerstand verkündete, entkleideten ihn die Leute, peitschten ihn 50 Mal und führten ihn über die Märkte Madînas, während sie sprachen: „Dies ist die Schande.“ Sa’îd entgegnete ihnen in Selbstvertrauen und Glauben: „Wir sind vielmehr vor der Schande zu dem geflohen, was wir wollen.“

 

Als Abdulmalik erfuhr, was der Statthalter Madînas getan hatte, tadelte er ihn und schrieb an ihn: „Bei Allâh! Es hätte mir mehr genutzt, wenn du seine Verwandten besucht hättest statt ihn zu schlagen. Wir wissen, wie widerspenstig er ist.“ Nach all dieser Folterung, die Sa’îd erlitten hatte, kam ein Mann zu ihm und stachelte ihn zum Aussprechen von Bittgebeten gegen die Umaiyaden an. Jedoch sagte er: „O Allâh, mach Deine Religion stark, lass Deine Dir nahe Stehenden sich durchsetzen und lass deine Feinde im Stich, um das Wohl der Umma Muhammads willen!“

 

Einmal verrichtete Al-Haddschâdsch ibn Yûsuf At-Thaqafî das rituelle Gebet, er pflegte schnell zu beten und verrichtete weder die Verbeugung noch die Niederwerfung so, wie es sein sollte. Da nahm Sa’îd eine Handvoll Kiesel und warf damit nach ihm. Al-Haddschâdsch merkte auf, beruhigte sich und verlangsamte sein Gebet. Dies geschah, bevor Al-Haddschâdsch zum Statthalter ernannt wurde. Sa’îd weigerte sich, dass seine Tochter die mächtigste Frau im islâmischen Kalifat sein werde, und zwar als der Kalif Abdulmalik ibn Marwân die Tochter von Sa’îd mit seinem Thronfolger Al-Walîd verloben wollte. Sa’îd weigerte sich jedoch und verheiratete seine Tochter an einen Armen, nach Wissen Strebenden.

 

Sa’îd hatte einen Schüler namens Abdullâh ibn Wadâ’a, der einige Tage in der Sitzung von Sa’îd fehlte. Sa’îd fragte nach ihm und ließ ihn holen. Dieser Mann kam, entschuldigte sich bei ihm und teilte ihm mit, dass der Grund seiner Abwesenheit die Krankheit seiner Ehefrau und deren Ableben war. Sa’îd sagte zu ihm: „Hättest du uns von ihrer Krankheit informiert, damit wir sie besucht hätten, oder von ihrem Ableben, damit wir an ihrem Leichenzug teilgenommen hätten!“ Dann sagte er zu ihm: „O Abdullâh, heirate und begegne Allâh nicht ledig!“ Er erwiderte: „Allâh erbarme Sich deiner, wer verheiratet seine Tochter mit mir, wo ich doch arm bin?“ Sa’îd entgegnete: „Ich gebe dir meine Tochter zur Frau.“ Da schwieg Abdullâh verschämt. Daraufhin fragte Sa’îd: „Warum schweigst du? Erfolgt dies durch Missfallen und Meidung?“ Abdullâh entgegnete: „Wie weit bin ich doch entfernt von ihr!“ Da sagte Sa’îd zu ihm: „Steh auf und bring einige Leute der Ansâr herbei!“ Der Mann ließ sie holen, und sie bezeugten die Eheschließung. Als sie das Nachtgebet verrichtet hatten, begab sich Sa’îd mit seiner Tochter zusammen mit einem Diener, einigen Dirhams und Nahrungsmitteln zu dem Armen, der all dies kaum glauben konnte, was ihm da widerfuhr.

 

Sa’îd war darauf bedacht, am Gemeinschaftsgebet teilzunehmen. Er wohnte ihm 40 Jahre lang bei, ohne ein einziges Gebet auszulassen. Sa’îd war demütig in Ehrfurcht gegenüber Allâh und fromm. Er pflegte Allâhs viel zu gedenken. Als er krank war, besuchte ihn einmal ein Mann, und dieser fragte ihn auf dem Krankenbett nach einem Hadîth. Da richtete er sich auf und lehrte den Mann den Hadîth. Daraufhin sagte ihm dieser Mann: „Ich wünsche mir, dass du dich nicht so abmühst.“ Daraufhin entgegnete Sa’îd: „Ich verabscheute, dass ich dir etwas über den Gesandten Allâhs erzähle, während ich auf der Seite liege.“ Ein Beispiel des Respekts und der Würdigung sakrosankter Dinge Allâhs sind folgende Worte: „Sagt weder Musaihif (kleines Qurân-Exemplar) noch Musaidschid (Moscheelein)! Was für Allâh bestimmt ist, ist ehrwürdig, gut und schön.“ Sa’îd verabscheute es, dass man beide arabischen Worte Mushaf oder Masdschid oder andere Worte, die eine Beziehung zu Allâh dem Erhabenen haben, in der Verkleinerungsform verwendet, weil er deren Wert hochschätzte.

 

Als Sa’îd erkrankte und sich sein Zustand verschlechterte, trat Nâfi ibn Dschubair bei ihm ein, um ihn zu besuchen. Da fiel Sa’îd in Ohnmacht. Nâfi sagte: „Legt ihn in die Gebetsrichtung!“ Und sie taten dies. Als er dann wieder zu sich gekommen war, fragte er: „Wer hat euch angewiesen, mich in die Gebetsrichtung zu legen? Etwa Nâfi?“ Nâfi erwiderte: „Ja!“ Da sagte Sa’îd zu ihm: „Wenn ich weder dem richtigen Weg noch der Religion folgte, nützte es mir nichts, dass ihr mein Bett nach der Gebetsrichtung ausrichtet.“ Als Sa’îd auf dem Sterbebett lag, hinterließ er etwas Vermögen. Er sagte: „O Allâh, du weißt, dass ich das Geld nur hinterlassen habe, um meine Religion zu schützen.“ Sa’îd verstarb im Jahre 93 oder 94 n. H. Möge Allâh Sich seiner erbarmen!


 

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