Wut zu kontrollieren ist eine Kunst, die Erziehende benِtigen – Teil 1

  • Veröffentlicht:19.04.2012
  • Kategorie:Eltern
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Ein amerikanischer Fernsehsender strahlte eine Dokumentationsreihe über die Standpunkte der Kinder hinsichtlichlich der Art und Weise der Strafmaßnahmen ihrer Eltern aus. Der Sender empfing wöchentlich einige Kinder, die dazu in der Lage waren, ihre Meinung klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen, um ihnen gewisse Fragen zu stellen.

 

Anlässlich einer Sendung verfolgte die Mutter ihr Kind auf dem Fernsehschirm, wie es seine Sichtweisen und Anmerkungen zum Ausdruck brachte und sich über Strafmaßnahmen äußerte. Allerdings betrübte sich die Mutter sehr, was ihr Kind dort verlauten ließ. Als es nach Hause kam, wurde es von der Mutter mit folgenden Worten empfangen:

Habe ich dir jemals deine tägliche Versorgung verweigert, um dich zu bestrafen?
Kind: Nein.

Mutter: Habe ich dich jemals einen ganzen Tag in dein Zimmer eingesperrt?
Kind: Nein.

Mutter: Habe ich dir jemals gedroht, dir das Spielen zu verbieten, weil du böse bist?
Kind: Nein.

Mutter: Was hat dich dann dazu gebracht, all diese Dinge im Fernsehen zu sagen?

Sohn: Ich musste diese Dinge sagen. Sonst hätte ich gestehen müssen, dass du mir jeden Tag ins Gesicht schreist.

 

Liebe Leser, liebe Erzieher!

 

Diese Bilder spielen sich wahrscheinlich häufiger in unseren Häusern ab: Blitze der Wut schlagen ein, begleitet von donnerndem Geschrei und einer Lava aus Beleidigungen und schlimmen Bezeichnungen. All diese Dinge in wessen Gesicht? In das Gesicht des Menschen, dem man am nächsten steht und den man am meisten liebt: in das Gesicht deines Kindes.

 

Ist die Erziehung zu einer nervenaufreibenden Sache geworden?

Wenn Väter und Mütter nicht wissen, wie sie pädagogisch korrekt auf störende, fehlerhafte und störrische Verhaltensweisen ihrer Kinder reagieren sollen, verlagert sich das Geschehnis auf den Schwerpunkt Reaktion und die häufig negative Gegenreaktion. Daher hat uns der Gesandte Allâhs davor gewarnt, zum Zeitpunkt der Wut unüberlegt zu reagieren und uns Dinge anbefohlen, die uns beruhigen. Denn eine in Wut vollzogene Handlung ist meistens nicht positiv.

 

Was ist Wut?

Im arabischen Wörterbuch Lisân Al-Arab steht: Wut ist das Gegenteil von Zufriedenheit. Ibn Arafa sagte: Die Wut gehört zu den Geschöpfen, sie tritt in ihre Herzen ein. Es gibt die lobenswerte Wut und die zu tadelnde. Die lobenswerte ist auf dem Weg der Religion und Wahrheit und zum Zwecke des Guten. Die tadelnswerte befindet sich in allen anderen Bereichen. Zitat-Ende.

 

Was geschieht, wenn du wütend wirst?

Es wird eine ungewollte Unruhe geschürt, die die Nerven erregt und die Gefühle anheizt. Dies behindert das Denkvermögen und stört die Ausgeglichenheit des Menschen. Das Herz arbeitet schneller, der Blutdruck erhöht sich, und das Blut schießt schneller ins Gehirn. Der Gesichtsausdruck verändert sich. Seine Farbe verändert sich, und man beginnt mit all seinen Gliedmaßen zu zittern. Sein Anblick wird grauenhaft. Seine Kräfte brechen aus ihm heraus, wenn er sich nicht bremst. Seine Zunge speit, und so beleidigt und schimpft er. Er streckt seine Hand aus, um grob zuzupacken und zu schlagen.

 

Während der Wut steigt der Herzschlag an. Daher steigert sich der Blutfluss pro Herzschlag. Dies erhöht den Blutdruck und setzt vermehrt Adrenalin frei.

 

Lassen wir unsere Nerven bei jedem kleinen Fehler, den unsere Kinder begehen, reißen? Wie können wir sie dann erfolgreich erziehen, obwohl es nur natürlich ist, dass sie in dieser Altersstufe viele Fehler begehen? Sie haben schließlich weder die nötige Erfahrung, noch das Wissen in vielen Dingen. Sie müssen von den Eltern beobachtet und zurechtgewiesen werden.

 

Daher musst du, lieber Erzieher, lernen, deine Wut zu zähmen. Denn die Oberhand über deine Nerven zu gewinnen, hat eine bedeutende Auswirkung auf die Verhaltensregelung hinsichtlich deiner Kinder. Wenn du lernst, Ruhe zu bewahren und schwierige Situationen ohne Wutausbruch zu überstehen, wirst du eine engere Verbindung zu deinen Kindern haben, und deine Bestrafung wird eine höhere Wirkung auf sie haben.

 

Daher rufen wir dich dazu auf, deine Wut zu zähmen, nicht sie zu beseitigen! Es ist überliefert, dass der Prophet angeordnet hat, nicht wütend zu werden. Gleichzeitig hat er denjenigen gelobt, der wegen einer Sünde, die begangen wird, wütend wird. Dieses Verbot ist nur eine Warnung vor den negativen Auswirkungen der Wut und ein Verbot der negativen Wut. Die Wut des Menschen kann sich in das Positive umwandeln, wenn man lernt, sie zu zähmen. Man soll sie nicht vollständig unterdrücken, da die Wut ja der Ursprung der Kraft und Gefühle ist und ein Zeichen dafür, dass sich der Mensch um Werte und Religion bemüht. Diese natürlichen Gefühle führen zu einer Bewahrung der Seele, der Religion und des Vermögens.

 

Wenn die Mütter, Väter und Erzieher wegen schlechter Verhaltensweisen der Kinder nicht wütend werden, ist dies ein negativer Eindruck auf den Erziehenden und ein Zeichen dafür, dass er verantwortungslos ist und das Ausmaß dieser Verantwortung nicht erkennt. Es ist weiterhin ein Zeichen dafür, dass er die Folgen, die sich auf die Nachlässigkeit in der Kindererziehung ergeben, nicht einschätzen kann. Allâh der Erhabene sagt: „O ihr, die den Glauben verinnerlichen! Schützt euch und eure Angehörigen vor einem Feuer, dessen Brennstoff die Menschen und die Steine sind! Über ihm sind Engel, gestrenge, gewaltige. Sie lehnen sich gegen Allâh nicht auf in dem, was ER ihnen anordnet, und tun, was ihnen befohlen wird.“ (Sûra 66:6).

 

Der Gesandte Allâhs sagte: „Allâh wird jeden Hirten über das fragen, was er zu hüten beauftragt wurde, ob er es bewahrt hat oder vergeudet hat.“ Überliefert von At-Tirmidhî und Anderen.

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