Wut zu kontrollieren ist eine Kunst, die Erziehende benِtigen – Teil 2

  • Veröffentlicht:19.04.2012
  • Kategorie:Eltern
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Bewahre deine Kraft um aufzubauen, nicht um zu zerstören!

Wenn sich der Mensch nicht beherrschen kann und sich seiner Wut hingibt, wird er selbst feststellen, dass er seine innere Energie verbraucht hat. Diese sollte er aber dazu verwenden um seine Familie und seine Kinder zu erziehen, zu lehren, zu ermutigen und mit ihnen Gespräche zu führen, damit sie sich entwickeln und voranschreiten. Er sollte es sich nicht selbst verwehren, ein tägliches, in Ruhe geführtes Familienleben zu genießen, das von der Anbetung Allâhs und einem guten und gemeinschaftlichen Zusammenleben innerhalb der Familie und der Gesellschaft bestimmt wird. Nicht einmal das Entfernen von störenden Gegenständen auf dem Weg sollte er sich nehmen lassen.

Lasst uns gemeinsam damit beginnen, den Weg zu entdecken, unsere Wut zu zähmen:

1. Halte dir immer vor Augen, dass ungezügelte Wut ein Zeichen der Schwäche und des erzieherischen Versagens ist! Seine Wut zu zähmen und gleichzeitig die Kinder gerecht zu behandeln zeugt von außerordentlichen pädagogischen Fähigkeiten. Dadurch zeichnen sich die frommen anbetend Dienenden Allâhs aus. Von Ibn Umar ist überliefert, dass der Prophet sagte: „Kein Herunterschlucken wird höher belohnt, als das Herunterschlucken eines Zornes, den der anbetend Dienende in Hoffnung auf Allâhs Lohn unterdrückt.“

2. Wenn du wütend bist und ein innerliches Feuer verspürst, dann zähle von eins bis zehn, bevor du ein Wort verlauten lässt! Stelle dir selbst folgende Frage: Was muss ich jetzt sagen, damit mein Kind aus dieser Situation eine Lehre zieht?

3. Überdenke die Situationen, in denen dein Kind dich erzürnt hat! Denke darüber nach, warum es dies getan hat. Dein Kind, das sich während des Essens ein Glas Milch über die Kleidung schüttet, versucht womöglich nur, selbstständig zu sein und nicht, dich zu ärgern. Mit deinem Aufruhr hinderst du es daran, es noch einmal zu probieren und dabei erfolgreich zu sein.

4. Vermittle deinem Kind, was du fühlst, wenn du wütend bist! Benutze eine starke Rhetorik, dann wirst du sehen, wie sich sein Verhalten um ein Vielfaches bessert.

Ein Beispiel:

Der wütende Vater: Ahmad! Ich bin wütend darüber, dass du gestern zu spät nach Hause gekommen bist. Ich bin davon ausgegangen, dass du die geeignete Zeit wählst, nach Hause zurückzukehren. Diese haben wir auch schon früher festgelegt...

5. Ignoriere dein Kind vorübergehend! Sprich für ein paar Stunden nicht mit ihm und antworte auch nicht auf seine Fragen! Schenke ihm keine Achtung, bis dein Wutanfall vorüber ist! Sei dabei ganz konsequent! Du wirst sehen, wie sehr diese Methode im Vergleich zu wütenden Verhaltensweisen wirkt.

6. Denke daran, dass eine gesenkte Stimme während des Gespräches mit deinen Kindern deine Wut dämmen kann. Du zeigst ihnen damit vorbildhaft, wie man seine Wut unterdrücken kann. Wenn sie allerdings sehen, wie du deine Nerven verlierst, stellst du dich selbst als schwach dar. Sie werden dich nachahmen und deine Schwäche vielleicht sogar ausnutzen.

7. Du kannst versuchen, deine ablehnende Haltung gegenüber manchen Handlungen deiner Kinder durch Briefe auszudrücken. Dies ist eine bewährte Methode in allen Beziehungen wie Ehe, Freundschaft und Familie. Denn wenn wir schreiben, unterscheiden sich die Worte von unseren gesprochenen Worten. Du wirst feststellen, dass deine Wut sich erheblich verringern wird.

8. Vertraue bei der Durchführung deiner Entscheidung auf Allâh den Erhabenen! Halte dir immer den Hadîth des Propheten vor Augen: „Sei nicht wütend!“ Befolge die Ratschläge des Gesandten hinsichtlich der Wut: „Verrichte eine rituelle Gebetswaschung oder eine Ganzkörperwaschung, ändere deine Position vom Stehen zum Sitzen oder vom Sitzen zum Liegen und suche Zuflucht bei Allâh, vor dem gesteinigten Satan!“

Seine Wut erfolgreich zu zähmen ist wahre Stärke. Unser edler Gesandter lehrte uns dies mit folgenden Worten: „Der Starke ist nicht der, der in einem Ringkampf siegt, sondern der, der sich in seinem Zorn beherrscht.“ Überliefert von Al-Buchârî und Imâm Muslim.

Damit ist auch gemeint, dass wir nach den richtigen Wegen streben sollen, die ablehnende Haltung unserer Kinder zu ändern.

Nimm dir von jetzt an also den Vorsatz: Von heute an werde ich, so Allâh will, nicht mehr in Wut mit meinen Kindern umgehen!

 

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