Die passende Zeit für die Unabhängigkeit der Kinder

  • Veröffentlicht:19.04.2012
  • Kategorie:Kinder
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Nach der Rückkehr von der Schule...
Das Kind: Mama, der Lehrer hat mir sehr viele Hausaufgaben aufgegeben.
Die Mutter: Wirklich? Keine Sorge, mein Kind, ich werde dir dabei helfen!


Das Kind: Danke, Mama! Ich gehe ein bisschen Fußball spielen.
Die Mutter: Tu das, mein Kind! Aber verspäte dich nicht, damit wir deine Hausaufgaben erledigen können!


Um Punkt elf Uhr nachts:
Das Kind: Mama, lass uns die Hausaufgaben machen! Ich habe Angst, dass der Lehrer wütend wird.
Die Mutter: In Ordnung!


Das Kind: Nein, ich will selbst schreiben!
Die Mutter: Du sagst es vor und ich schreibe es. Dann ist es ordentlich geschrieben.


Das Kind: Aber der Lehrer wird böse, wenn du die Hausaufgaben schreibst!
Die Mutter: Sag ihm, dass du die Hausaufgaben geschrieben hast! Wenn ich ihn dann in der Schule besuche, werde ich ihn informieren.

 

So führt die Nachlässigkeit zu Lüge, Betrug, Verspätung und Vernachlässigung.



Ich habe es vergessen. Es war nicht mein Fehler. Ich habe einen Teil erledigt, ihn aber im Bus vergessen. Ich weiß nicht, wo ich es hingelegt habe.

Dies sind die Aussagen eines verwöhnten Kindes, das keine Verantwortung trägt. Es ist eine der größten Untugenden, die das Kind befallen.

 

Das Kind kennt die besten Ausreden, um sich von seiner Nachlässigkeit freizusprechen. Es streitet ab, spricht sich frei und beschimpft und beschuldigt die anderen. Dies sind einige der Strategien eines derartigen Kindes, um sein Verhalten zu rechtfertigen.

 

Ein Kind ohne Verantwortungsbewusstsein denkt selten über Strafen oder Auswirkungen seines Verhaltens auf die anderen nach. Sein Verhalten ist egoistisch. Es denkt, dass sich die Welt nur um sich dreht. Seiner Meinung nach ist jemand anderes dafür verantwortlich seine Angelegenheiten zu regeln, es aufzuwecken, sein Spielzeug zu suchen und seine Sachen aufzuräumen.

 

Wenn es einen Fehler macht, gesteht es diesen weder ein noch entschuldigt es sich oder stellt sich dem Ergebnis seines Fehlers. Der Fehler entsteht nämlich seiner Ansicht nach durch eine andere Person.

 

Wann beginnt dein Kind, Verantwortung zu tragen und Selbstständigkeit zu erlernen?

 

Wann soll dein Kind lernen, Verantwortung zu tragen, wenn es dies nicht zu Beginn seiner Schulzeit tut? Lernt es das, wenn es ein erwachsener Mann ist, der für seine Kinder sorgt? Viele Mütter und Väter erkennen nicht die Wichtigkeit dieses Teils der Persönlichkeit eines Kindes: Tragen von Verantwortung und Entwicklung von Selbstständigkeit. Daher streben sie auch nicht danach, dies zu fördern. Sie stellen es hinten an, bis die Zeit ungenutzt vergangen ist.

 

Nur wenige Eltern nutzen die Gelegenheit, ihren Kindern das Tragen von Verantwortung zu lehren. Wenn sich die Mutter um die Verrichtung der Hausaufgaben, das Essen und Kleiden ihres Kindes kümmert, obwohl dieses bereits das Kindergartenalter überschritten hat, bleibt ihr nur noch übrig, es zu ertragen.

 

Unabhängig davon, ob sich das Kind in seinem ersten, zweiten oder dritten Lebensjahr befindet, muss ihm Verantwortung aufgetragen werden, sobald es dazu in der Lage ist. Das selbstständige Anziehen von Kleidung, das Verwalten seiner persönlichen Gegenstände und das Verrichten einiger kleiner Hausarbeiten helfen dem Kind dabei, auf gesunde Weise seine Verantwortung zu erlernen.

 

Wann bilden wir in unseren Kindern die Verantwortung?

Wusstest du, lieber Erzieher, dass es zu den leichtesten Dingen gehört, unseren Kindern das Verantwortungsgefühl näherzubringen? Dr. Muhammad Imâd Ad-Dîn Ismâ‘îl sagt: „Vor allem in diesem Alter ist es den Eltern nichts Leichteres, als die Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen, weil sie in dieser Zeit von Natur aus nach Selbstständigkeit und Nachahmung der Erwachsenen streben.“

 

Trotzdem muss man einige wichtige Dinge beachten, wenn man seine Kinder zu mehr Verantwortungsbewusstsein anspornen möchte:

 

1. Der Zeitpunkt, von dem an die Kinder nach Meinung der Eltern in der Lage sind, gewisse Aufgaben zu erfüllen.

 

2. Der Umgang mit dem Kind, wenn es diese Aufgabe nicht erfüllt oder dabei versagt.

 

Hinsichtlich dieser beiden Punkte teilen sich die Eltern in drei Gruppen:

 

- Manche Eltern erwarten von ihren Kindern, dass sie ihnen beweisen, dass sie jetzt dazu bereit sind Verantwortung zu tragen. Wenn sie dann versagen, haben sie ihrer Meinung nach Strafe verdient.

 

- Andere wiederum erwarten nur eine sehr geringe Selbstständigkeit und unterstützen sie lange, bis sie diese Aufgaben allein erfüllen können.

 

- Die dritte Gruppe der Eltern fordert von ihren Kindern die Selbstständigkeit erst, wenn diese zeigen, dass sie es wünschen. Sie belohnen sie für die erfolgreiche Verrichtung dieser Aufgaben, anstatt sie dafür zu bestrafen.

 

Studien von Herrn Winlerbottom im Jahre 1958 haben ergeben, dass die letzte Methode die erfolgreiche darin ist, die Kinder in deren Selbstständigkeit zu fördern.

 

Dies bestätigt ferner eine Studie von Frau Baumrind aus dem Jahre 1967 über den Zusammenhang der Anweisungen der Eltern und der Entwicklung der Persönlichkeit und der speziellen gesellschaftlichen Verhaltensweisen.

 

Baumrind nahm für diese Zwecke Kindergartengruppen zu Hilfe und kam zu folgendem Ergebnis:

 

1. Die Kinder, die sich gegenüber anderen durch ihre Selbstständigkeit und Ordnung auszeichnen, werden von ihren Eltern zur Ordnung geführt. Sie weisen ihre Kinder dazu an, deren Pflichten zu erfüllen, ohne ihnen die genügende Aufmerksamkeit und Zuneigung zu verweigern. Sie loben sie bei Erfolg und spornen sie ständig zur Verrichtung ihrer Hausaufgaben an. Diese Gruppe nennt Baumfeld die entschlossene Gruppe.

 

2. Die Kinder, die fehlendes Selbstvertrauen und Verschlossenheit zeigen, waren weniger selbstständig oder ordentlich. Ihre Eltern teilen sich in folgende Gruppen:

 

a) Die Gruppe, die ihre Kinder zu streng zu etwas bringt und ihnen zu wenig Gefühle zeigt. Diese Gruppe wird von der Wissenschaftlerin als autoritäre Gruppe bezeichnet.

 

b) Die Gruppe, die ihren Kindern Zuneigung schenkt, sie aber nicht zur Erledigung von Aufgaben verpflichtet. Möglicherweise übernehmen sogar die Eltern die Aufgaben der Kinder. Diese Gruppe wird von der Wissenschaftlerin als nachsichtige Gruppe bezeichnet.

 

Lieber Erzieher! Wie diese Ergebnisse zeigen, müssen wir versuchen, zur entschlossenen Gruppe zu gehören. Man sollte dem Kind also die Möglichkeit geben, selbstständig zu sein, wenn es danach verlangt, und es Verantwortung tragen lassen. Dabei sollte man das Kind unterstützen und anspornen.

 

Schritt für Schritt

Die Eltern müssen dabei unbedingt stufenweise vorgehen, weil ein übereiltes Handeln der Persönlichkeit des Kindes schaden kann. Das beste Beispiel ist die Tatsache, dass wir unserem Kind das rituelle Gebet lehren sollen, wenn es sieben Jahre alt ist, selbst wenn es dies nur schwer umsetzt.

 

Später werden wir es darauf hinweisen, dann strenger ermahnen und schließlich einen Klaps geben, wenn es zehn Jahre alt ist und immer noch nicht betet. Es ist ihm aber noch keine Pflicht, und er wird dafür im Jenseits nicht bestraft, bis es das Reifealter erlangt.

 

Es gibt viele derartiger Beispiele, die mit der Familie und anderen gesellschaftlichen Kreisen zusammenhängen.

 

Es ist schön, wenn die Mutter ihre Kinder damit beauftragt, allein auf Sauberkeit und Ordnung deren Kleidung, Zimmers, Bücher und Schulsachen zu achten. Man kann dem Kind auch auftragen, einige Sachen aus dem nahegelegenen Supermarkt zu kaufen oder auf sein kleines Geschwisterchen aufzupassen.

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