Gemeinsames Studieren des Qurân - Teil 2

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Die zweite Regel: Den Qurân durch das Vortragen bei einem Lehrer zu erlernen. Das heißt, ihn zu lesen, als ob er dir selbst geoffenbart worden wäre. So sagt Allâh der Erhabene: „Dies ist wahrhaftig eine mahnende Erinnerung; wer nun will, nimmt einen Weg zu seinem Herrn!“ (Sûra 73:19). Wer den Qurân liest und lernt, muss ihn in diesem Bewusstsein lesen, im Bewusstsein Empfänger der Offenbarung zu sein, deren Geboten und Empfehlungen man sich unterordnet.

 

Das gemeinsame Studieren des Qurân bringt vielerlei Nutzen:

 

Es ist ein Weg zu Wissen und Bildung. Wissen im allgemeinen Sinne und Wissen um den Qurân im Besonderen kann nur im gemeinsamen Arbeiten erreicht werden. Was ein Einzelner an Wissen erlangen kann, lässt sich nicht mit dem vergleichen, was er in der Gemeinschaft mit einem Anderen erreichen kann, besonders dann, wenn dieser Andere ein Gelehrter im Wissen um den Qurân ist. Allâh der Erhabene sagt: „... Seid dem Herrn verbundene Gelehrte in dem, was ihr am Offenbarungsbuch zu lehren pflegt, und in dem, was ihr zu erlernen pflegt!“ (Sûra 3:79). Der hier verwandte Begriff Rabbâniyûn („dem Herrn verbundene Gelehrte“) bezeichnet jene Menschen, die das Offenbarungsbuch gemeinsam studiert haben und es daraufhin auch Andere lehren.

 

Der Prophet selbst erlernte den Qurân, lernte dessen Verse zu begreifen und ihre Absicht und Bedeutung im gemeinsamen Studium mit Gabriel zu verstehen. Die Gefährten des Propheten erlernten dann den Qurân, dessen Verse und deren Bedeutung gemeinsam mit dem Propheten ; und die ihnen nachfolgten, taten es ebenso.

 

Das gemeinsame Lernen und Einprägen des Qurân ist demjenigen, der den Qurân auswendig kennt, eine Hilfe zum Wiederholen, Einprägen und Nachdenken. So sagte der Prophet : „Widmet euch diesem Qurân, denn bei Dem, in Dessen Händen die Seele Muhammads liegt, er entflieht schneller, als ein Kamel entflieht!“ (Al-Buchârî, Muslim). Er hielt die Gläubigen dazu an, sich dem Qurân zu widmen und ihn gemeinsam zu lernen, damit er nicht vergessen wird. Das Entfliehen meint jedoch nicht nur das Vergessen der eingeprägten Worte, sondern auch das Vergessen und Vernachlässigen deren Umsetzung und Anwendung im Handeln. Denn der Mensch ist allein schwach, mit seinem Bruder aber stark. Dies wissen alle, die sich an das gemeinsame Lernen des Qurân und das gemeinsame Wiederholen des Gelernten halten.

 

Das gemeinsame Studium stärkt darüber hinaus die Verbundenheit unter den Muslimen, auf die der Islâm besonderen Wert legt, um den Gemeinschaftssinn und die soziale Bande zu festigen. Dieses Ziel lässt sich an den meisten Formen der islâmischen Anbetungshandlungen erkennen; die darin liegende soziale Bedeutung ist offensichtlich.

 

Das gemeinsame Studieren des Qurân ist eine Form der Läuterung der Seele durch gute Taten. So sagt Allâh der Erhabene: „Allâh hat ja bereits den den Glauben Verinnerlichenden Gunsterweisung gewährt, als Er zu ihnen einen Gesandten aus ihren Reihen schickte, der ihnen Seine Verse rezitiert und sie läutert und sie das Offenbarungsbuch und die Weisheit lehrt; und sie waren doch zuvor gewiss in offenkundigem Irrtum.“ (Sûra 3:164). Das gemeinsame Lesen läutert die Seelen, es macht den rechten Weg gegenüber dem falschen deutlich und lässt Bedeutungen und Werte erkennen, die, wenn man alleine lernt, nicht erkannt und erreicht würden.

 

Denn das gemeinsame Studieren ist ein Anlass dafür, dass Ruhe und Barmherzigkeit die Lernenden umgibt und die Engel um sie sind, schützend und für ein gutes Gelingen Sorge tragend. Genau dies wird in den Worten des Propheten überliefert: „Sobald sich Leute in einem der Häuser Allâhs treffen, das Buch Allâhs rezitieren und es miteinander studieren, so breitet sich über ihnen Ruhe aus, Barmherzigkeit umhüllt sie und Engel umgeben sie und Allâh erwähnt sie bei denen, die bei Ihm sind.“ (Muslim).

 

Das gemeinsame Lesen ist auch für die korrekte Rezitation wichtig. Allâh sagt: „Und rezitiere den Qurân langsam mit schöner Stimme!“ (Sûra 73:4). Wer den Qurân rezitiert, muss diesen auch richtig und korrekt vortragen. Das gemeinsame Lesen und Lernen ist eine hierfür vorgesehene Methode. Alle Gelehrten stimmen darin überein, dass der Qurân nicht im Alleingang erlernt werden kann, sondern er muss mündlich denen vorgetragen werden, die genaues Wissen um die korrekte Rezitation haben.

 

Kurz gesagt liegt der wesentlichste Grund des gemeinsamen Lernens des Qurân darin, die Methode des Qurân selbst in allen Wissensbereichen und im Unterricht, in der Erziehung und im Aufruf zum Islâm in Theorie und Praxis in allen Lebensbereichen umzusetzen.

 

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