Es gab einen jüdischen Jungen, der dem Propheten diente. Eines Tages wurde der Junge krank und der Prophet ging ihn besuchen. Er setzte sich an seinen Kopf und sagte zu ihm: "Nimm den Islâm an!" Der Junge schaute zu seinem Vater, der ihm sagte: "Gehorche Abû Al-Qâsim [ein Beiname des Propheten]!" Da sagte der Junge schnell: "Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allâh und dass Muhammad der Gesandte Allâhs ist." Der Prophet verließ sie voller Glück und Freude darüber, dass der Junge den Islâm angenommen hatte und sagte: "Der Lobpreis gebührt Allâh, dass Er ihn durch mich vor dem Höllenfeuer rettete." Von Al-Buchârî und Muslim überliefert.
Allâh der Hocherhabene weist die Muslime an, die Menschen zum Glauben an Allâh und zum dienenden Anbeten Ihm gegenüber einzuladen. Er sagt in diesem Zusammenhang: "Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft und das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Und jene, sie sind die Erfolgreichen." (Sûra 3:104). Über die Vorzüglichkeit der Einladung zu Ihm sagt Er: "Und wer ist besser hinsichtlich des Redens als derjenige, der zu Allâh einladend aufruft und Rechtschaffenes tut und sagt: Ich bin wahrhaftig einer der ergeben Bekennenden!?" (Sûra 41:33). Der Prophet sagte: "Wer auf etwas Gutes hinweist, bekommt die gleiche Belohnung wie derjenige, der es tut." Von Muslim überliefert.
Für den einladenden Aufruf zum Islâm gibt es bestimmte Anstandsregeln, die der Muslim einhalten soll, wozu Folgendes gehört:
- Aufrichtigkeit: Aufrichtigkeit ist der Erfolgsgrund für den einladend Aufrufenden zum Islâm. Der Prophet sagte: "Die Handlungen basieren ja einzig und allein auf den Absichten. Und jedem Menschen steht wahrhaftig das zu, was er beabsichtigt hat!" Von Al-Buchârî und Muslim überliefert.
- Der einladende Aufruf zum Islâm mit Weisheit und sich geziemender Ermahnung: Der Muslim soll bei der Einladung an Andersgläubige milde Worte wählen und sich von Abscheulichkeiten und unzüchtiger Rede fernhalten, denn Allâh der Erhabene sagt: "Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und sich geziemender Ermahnung, und debattiere mit ihnen in bester Weise! ..." (Sûra 16:125).
- Gutes Verständnis der Religion: Der zum Islâm Aufrufende soll gute Kenntnisse von den Vorschriften der Religion haben. Um dies zu erreichen, ist es für ihn empfehlenswert, den edlen Qurân und so viel Hadîthe des Propheten wie nur möglich auswendig zu lernen, damit er sie zur Beweisführung bei seiner Einladung benutzt. Allâh der Erhabene sagt: "Sprich: Dies ist mein Pfad. Ich rufe zu Allâh auf Grund von Einblick, ich und wer mir folgt. ..." (Sûra 12:108).
- Gutes Vorbild: Der zum Islâm Aufrufende soll Anderen als Vorbild dienen und deshalb alles, was er weiß, in die Tat umsetzen und die Ideale verkörpern, zu denen er die Menschen aufruft; sonst wird er zu denjenigen gehören, über die Allâh sagt: "Ordnet ihr den Menschen Frömmigkeit an und vergesst eure Seelen und ihr rezitiert die Offenbarungsschrift? Seid ihr denn nicht verständig?" (Sûra 2:44). Der zum Islâm Aufrufende soll daher von guten Charakterzügen und gutem Ruf sein. Eines Tages kam ein Mann zu Âischa und fragte sie: "Wie war der Charakter des Gesandten Allâhs?" Sie sagte: "Sein Charakter entsprach dem Qurân." Von Muslim überliefert. Das bedeutet, dass der Prophet sich durch all die guten Eigenschaften auszeichnete, zu denen er die Menschen durch die Verse des edlen Qurân und durch seine Verhaltensweise aufrief. Der zum Islâm Aufrufende soll sich davor in Acht nehmen, dass er sich von Mitmenschen zu Sünden treiben lässt. Er soll sich ferner von jeglichem Anrüchigen und von jeglichen Zweifelhaftigkeiten fernhalten. Der Prophet sagte: "… Wer nun die zweifelhaften Dinge meidet, der gewährt damit seinem Glauben und seiner Ehre Makellosigkeit; wer aber in zweifelhafte Dinge verwickelt ist, der begeht dann etwas Harâmes und ähnelt einem Hirten, der seine Herde um ein fremdes Revier herum weidet und beinahe das Eigentumsrecht eines Anderen verletzt. Jeder König hat ja sein eigenes Hoheitsgebiet, und das Hoheitsgebiet Allâhs sind die von Ihm verbotenen Dinge." Von Muslim überliefert.
- Sich von umstrittenen Fragestellungen und Meinungsverschiedenheiten fern halten: Der zum Islâm Aufrufende soll sich so gut es geht von strittigen Fragen fernhalten und zu den Leuten über die Themen sprechen, worüber es Übereinstimmung oder Einigung gibt, damit er sich in keine nutzlosen Streitgespräche verwickelt oder sich der Augendienerei aussetzt, die die Belohnung seiner Taten vernichtet.
- Prioritäten setzen: Der zum Islâm Aufrufende verfährt bei den Menschen schrittweise, er beginnt bei der Einladung mit den Pflichten vor den erwünschten Handlungen und mit den Notwendigkeiten vor den empfohlenen Dingen. Der Prophet entsandte Mu‘âdh ibn Dschabal zu den Jemeniten und sagte zu ihm: "Du wirst zu Schriftleuten gehen, so lade sie als Erstes zum anbetenden Dienen gegenüber Allâh dem Hocherhabenen ein, wenn sie sich dazu bekennen! Dann teile ihnen mit, dass Allâh ihnen fünf rituelle Gebete an ihrem Tag und in ihrer Nacht vorgeschrieben hat! Verrichten sie diese, dann teile ihnen mit, dass Allâh ihnen Zakâ auferlegt hat, die von den Reichen unter ihnen gesammelt und an die Armen unter ihnen verteilt wird! Wenn sie dir gehorchen, dann nimm sie von ihnen und halte dich von ihrem geliebten Eigentum fern!" Von Muslim überliefert.
- Milde und Sanftmut: Der Muslim ruft die Anderen zu Allâh mit Milde und Sanftmut. Allâh der Erhabene sagt: "... Und wärest du rau und harten Herzens gewesen, hätten sie sich aus deiner Nähe sich zerstreuend entfernt ..." (Sûra 3:159). Der Prophet sagte: "Die Milde in der Sache macht alles schön, und alles wird schlecht, wenn es der Milde beraubt ist." Von Muslim und Abû Dâwûd überliefert.
- Klugheit und Scharfsinn: Der Muslim soll klug und scharfsinnig sein und wissen, wie er die Menschen zu Allâh ruft, wie er zu ihnen spricht und sie überzeugt, wobei er immer die passende Zeit dafür aussucht.
- Den Charakter der einzuladenden Personen verstehen: Der zum Islâm Aufrufende soll diejenigen gut kennen und verstehen, die er aufruft. Er soll ihren Charakter verstehen und den Schlüssel zu ihnen haben, denn was zu einer Person passt, muss nicht unbedingt zu einer anderen passen. Es ist besser für den zum Islâm Aufrufenden, dass er etwas über die soziale Situation der einzuladenden Personen weiß.
- Die Menschen entsprechend deren geistigen Fähigkeiten ansprechen: Der Muslim soll bei der Einladung anderer Menschen deren Zustände und Fähigkeiten beachten, denn es ist durchaus einwandfrei, mit einigen Menschen auf Hocharabisch (respektive Hochdeutsch) zu sprechen, während andere eine Umgangssprache besser verstehen. Ali ibn Abû Tâlib sagte: "Redet mit den Menschen auf verständliche Weise! Wollt ihr denn, dass Allâh und Sein Prophet der Lüge bezichtigt werden?" Von Al-Buchârî überliefert.
- Bei der Einladung mit Verwandten und Familienmitgliedern beginnen: Der Muslim soll als Erstes seine eigenen Familienmitglieder und Verwandten zum Islâm einladen, denn Allâh der Erhabene sagt: "O ihr, die den Glauben verinnerlichen! Schützt euch und eure Angehörigen vor einem Feuer, dessen Brennstoff die Menschen und die Steine sind! Über ihm sind Engel, gestrenge, gewaltige. Sie lehnen sich gegen Allâh nicht auf in dem, was Er ihnen anordnet, und tun, was ihnen befohlen wird." (Sûra 66:6). Er sagt ferner: "Und warne deine Anverwandten, die Nahestehenden!" (Sûra 26:214). Der Prophet sagte: "Und beginne mit denjenigen, für die du verantwortlich bist!" Authentischer von At-Tabarânî überlieferter Hadîth.
- Keine Verzweiflung: Der zum Islâm Aufrufende soll nicht verzweifeln, falls er auf Ablehnung seitens der Eingeladenen stößt, vielmehr soll er die Menschen einladen und dann die Rechtleitung Allâh dem Erhabenen überlassen, Der sagt: "Wahrhaftig! Du leitest nicht recht, wen du gern hast. Aber Allâh leitet recht, wen Er will. Und Er weiß am besten, wer der Rechtleitung folgt." (Sûra 28:56).