Verhaltenskodex für Versammlungen - Teil 1

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Eines Tages saß der Gesandte Allâhs mit seinen Gefährten in der Moschee, da traten drei Männer ein. Zwei von ihnen näherten sich dem Gesandten Allâhs, während der dritte sich abwandte. Die beiden standen unweit des Gesandten Allâhs, bis der eine einen freien Platz innerhalb der Menschenmenge entdeckte und sich dort niederließ. Der andere setzte sich hinter die Versammelten. Als der Prophet seine Rede beendet hatte, erzählte er seinen Gefährten von den drei Männern und sagte: "Einer von ihnen suchte Zuflucht bei Allâh, und Allâh gewährte ihm Zuflucht [das heißt, er setzte sich, um Allâhs Worte zu hören, und so gewährte Allâh ihm Seine Barmherzigkeit]. Der zweite schämte sich vor Allâh, so dass Allâh sich schämt, ihn zu bestrafen. Der dritte kehrte Allâh den Rücken, und auch Allâh wandte sich von ihm ab." Von Al-Buchârî überliefert.

 

Zu den Anstandsregeln, die der Muslim bei seinen Versammlungen einhalten soll, gehört Folgendes:

 

Die Begleitung der Rechtschaffenen

 

Der Muslim soll seine Freunde und Partner sorgfältig aussuchen und nur die Rechtschaffenen und in Ehrfurcht gegenüber Allâh Demütigen auswählen, die durch Gehorsam und anbetendes Dienen gegenüber Allâh gekennzeichnet sind. Der Muslim soll nicht mit den Religions- und Anstandslosen verkehren, denn Freunde und Partner haben einen großen Einfluss auf die Seele des Menschen.

 

Der Muslim hält sich vom Umgang mit den Nichtstuern, Drogenabhängigen und Perversen ab, damit diese ihn nicht beeinflussen und an sich ziehen. Man liest und hört täglich von neuen Fällen, in denen der Grund der Verdorbenheit darin besteht, dass man mit einem süchtigen Jugendlichen, einem Arbeitslosen, Perversen oder Kriminellen verkehrt. Daher soll der Muslim diejenigen Menschen zu Freunden nehmen, die gute Charakterzüge haben und in ihrem Studium oder in ihren Geschäften erfolgreich sind. Der Prophet sagt: "Der Mensch übernimmt die Charakterzüge seines Freundes. Daher achtet darauf, mit wem ihr Freundschaft schließt!" Von Abû Dâwûd und At-Tirmidhî überliefert. Der Prophet verglich den guten Menschen im geselligen Kreis sowie den guten Freund mit dem Moschushändler und den schlechten Menschen im geselligen Kreis mit dem Arbeiter am Blasebalg eines Schmieds; er sagte: "Das Gleichnis eines guten und eines schlechten Menschen im geselligen Beisammensein ist wie der Moschus-Händler und der Arbeiter am Blasebalg: Beim Moschus-Händler kannst du entweder eine Duftprobe bekommen, etwas kaufen oder einen angenehmen Geruch finden. Der Arbeiter am Blasebalg wird aber entweder deine Kleidung verbrennen oder du wirst bei ihm einen üblen Geruch finden." Von Al-Buchârî und Muslim überliefert.

 

Der Prophet forderte zur Begleitung der Rechtschaffenen und in Ehrfurcht gegenüber Allâh Demütigen auf und sagte: "Nimm nur den Gläubigen zum Freund und lass bei dir nur die in Ehrfurcht gegenüber Allâh Demütigen essen!" Von Abû Dâwûd und At-Tirmidhî überliefert.

 

Allâh verbietet es uns, mit denjenigen zu sitzen, die Allâhs Zeichen verdrehen und deplatzieren, indem Er sagt: "Und wenn du diejenigen siehst, die töricht über Unsere Qurân-Zeichen reden, so wende dich von ihnen ab, bis sie auf ein anderes Gespräch eingehen! Und wenn dich der Satan gewiss vergessen lässt, dann sitze nicht nach dem Erinnern mit den ungerechten Leuten!" (Sûra 6:68). Der Muslim strebt also immer danach, in guter Gesellschaft zu sein und davon zu profitieren.

 

Den Friedensgruß entbieten und sich an einen freien Platz setzen

 

Der Muslim entbietet den Friedensgruß, wenn er zu Leuten kommt und mit ihnen sitzen will; dies wies uns der Prophet an, als er sagte: "Wenn jemand von euch zu einer Gruppe gelangt, soll er sie grüßen." Von At-Tirmidhî überliefert. Ferner soll der Muslim Platz nehmen, wo die Reihe der anderen Sitzenden endet; er darf auf keinen Fall einem anderen Menschen den Platz wegnehmen, wie auch immer sein Rang unter den Menschen sei, denn alle Menschen sind von Adam und Adam ist von Staub erschaffen, womit alle gleich sind und es unter ihnen keine Unterscheidung außer durch Demut in Ehrfurcht gegenüber Allâh und rechtschaffene Handlungen gibt. Der Prophet sagte: "Man darf keinen anderen Menschen von dessen Platz vertreiben, um selbst dort zu sitzen." Von Al-Buchârî und Muslim überliefert. Er darf auch nicht zwischen zwei Menschen Platz nehmen, außer nach deren Erlaubnis, denn der Prophet sagte: "Man darf nicht zwischen zwei Männern außer nach deren Erlaubnis Platz nehmen." Ein von Abû Dâwûd überlieferter guter Hadîth.

 

Die gemäßigte Sitzhaltung

 

Der Muslim soll eine anständige und gemäßigte Sitzhaltung einnehmen, ohne die Menschen um ihn anzustarren und ohne sich viel hin und her zu bewegen. Er darf ferner nichts tun, was gegen den guten Geschmack und die natürliche Veranlagung verstößt. Er darf nicht aufstehen, während die Menschen sich setzen, oder sich setzen, während sie aufstehen. Der Muslim soll eine würdevolle, ruhige und gepflegte Haltung einnehmen.

 

Nicht auf Straßen und Märkten sitzen

 

Der Muslim soll das Sitzen auf den Straßen und Märkten vermeiden, damit er die Muslime nicht stört oder schädigt. Der Prophet sagte: "Hütet euch vor dem Sitzen auf den Wegen!" Man sagte: "Darauf können wir nicht verzichten, es sind unsere Zusammenkünfte, wo wir uns doch unterhalten!" Der Prophet erwiderte: "Wenn ihr unbedingt sitzen wollt, dann gebt dem Weg sein Recht!" Sie fragten: "Und was ist das Recht des Weges?" Der Prophet antwortete: "Das Senken des Blickes, das eigene Übel zurückhalten, das Erwidern des Friedensgrußes sowie das Gebieten des Guten und das Verbieten des Schlechten." Von Al-Buchârî überliefert.

 

Sich von anrüchigen Plätzen fernhalten

 

Der Muslim besucht Kaffeehäuser nur im Notfall und hält sich von Tanzlokalen und Kneipen gänzlich fern. Er soll ferner wissen, dass diese Orte zu den Wegen des Satans gehören.

 

Verhaltenskodex für Versammlungen - Teil 2

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