Unvoreingenommenheit bedeutet Ruhe für das Herz

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Nichts bringt dem Herzen mehr Erleichterung und macht die Seele glücklicher, als stets das Gute von den anderen Leuten anzunehmen, denn so nimmt der Einzelne keinen Schaden durch beunruhigende Gedanken, die die Seele kränken, die Aufmerksamkeit dämpfen und den Körper krank machen. Das Gute anzunehmen gibt innere Ruhe und stärkt die Bande der Zuneigung und Liebe innerhalb einer Gemeinschaft. So belasten einen weder Groll noch Hass, den Worten des Propheten folgend: „Wehe euch! Seid nicht misstrauisch gegeneinander! Denn das Misstrauen ist die lügnerischste aller Einbildungen. Spioniert einander nicht nach, forscht einander nicht aus, wetteifert nicht gegeneinander, steht einander nicht voll Neid gegenüber, hasst einander nicht und kehrt einander nicht den Rücken, sondern seid brüderliche anbetend Dienende Allâhs!“ (Al-Buchârî und Muslim)

 

Halten sich die Mitglieder einer Gemeinschaft an dieses gute Vorbild, so bleibt ihren Feinden keinerlei Hoffnung, sie in irgendeiner Weise zu überwältigen, und diese sind dann nicht in der Lage, ihre übliche Vorgehensweise zu praktizieren, die da lautet: „Teile und herrsche!“ Denn die Herzen stehen in Eintracht zueinander und die innere Haltung zueinander ist aufrichtig.

 

Zu den Mitteln, die einem dabei helfen, eine gute Meinung von den Anderen zu erlangen, gehört Folgendes:

 

1. Das Bittgebet: Es ist das Tor zu allem Guten und so pflegte der Prophet selbst Allâh darum zu bitten, ihm ein aufrichtiges Herz zu gewähren.

 

2. Sich in die Lage des Anderen versetzen: Sich angesichts der Worte oder Handlungsweisen seines Opponenten in dessen Lage zu versetzen, führt dazu, Gutes von diesem anzunehmen. Allâh der Erhabene macht die Gläubigen auf diese Bedeutung aufmerksam, wenn Er sagt: „Warum haben, als ihr es gehört habt, die den Glauben verinnerlichenden Männer und Frauen bei sich nicht Gutes gedacht...“ (Sûra 24:12). Allâh macht den Gläubigen deutlich, dass sie alle eins sind, sodass der Einzelne, wenn er seinen Bruder trifft und ihn grüßt, so ist, als ob er sich selbst grüße: „... Wenn ihr nun Häuser betretet, so grüßt einander mit einem Gruß ...“ (Sûra 24:61).

 

3. Die beste Absicht beim Interpretieren von Worten haben: So war es auch die Gewohnheit der Vorfahren . Umar ibn Al-Chattâb sagte: „Denke angesichts eines Wortes, das dein gläubiger Bruder spricht, nichts Schlechtes, solange du dieses Wort als etwas Gutes interpretieren kannst!“

 

Betrachte einmal folgende Vorgehensweise des Imâm As-Schâfi’î . Als dieser erkrankte, kamen einige seiner Glaubensbrüder zu ihm, um ihn zu besuchen, und einer von ihnen sagte zu As-Schâfi’î: „Möge Allah deine Schwäche stärken!“ Da entgegnete dieser: „Würde Er meine Schwäche stärken, so würde sie mich umbringen.“ Der Andere sagte: „Bei Allâh, ich hatte nur Gutes im Sinn!“ Da entgegnete der Imâm: „Ich weiß, dass du nur Gutes willst, auch wenn du mich schimpfst. Denn wahre Brüder denken stets Gutes voneinander, sogar dann, wenn es den Anschein hat, dass es etwas nichts Gutes an sich hat.“

 

4. Für den Anderen eine Entschuldigung suchen: Wenn man etwas hört oder sieht, das einen bedrückt oder betrübt, so soll man versuchen, eine Entschuldigung dafür zu suchen. Es gilt, sich die Haltung der Rechtschaffenen vor Augen zu halten, die stets Gutes von den Anderen dachten und stets eine Entschuldigung suchten, bis sie sogar sagten: Suche für deinen Bruder siebzig Entschuldigungsgründe!

 

Ibn Sîrîn sagte: „Wenn dir über deinen Bruder etwas berichtet wird, dann suche für ihn eine Entschuldigung! Wenn du keine findest, dann sag: „Vielleicht hat er eine Entschuldigung, die ich nicht kenne.“

 

Denn wenn du dich darum bemühst, deinen Bruder zu entschuldigen, erleichterst du dein Herz von der Qual übler Gedanken und beseitigst den Großteil der Vorwürfe, die deinen Bruder betreffen.

 

5. Versuch nicht, die Absichten der Anderen zu beurteilen: Dies ist einer der hervorragendsten Gründe, stets das Gute anzunehmen. Nämlich die Geheimnisse demjenigen zu überlassen, der sie allein kennt - Allâh, der Allmächtige. Denn Allâh gebietet uns nicht nach den Absichten zu suchen; vielmehr sollen wir üble Gedanken meiden.

 

6. Sich die Folgen der negativen Meinung von Anderen vor Augen halten: Derjenige, der immer eine schlechte Meinung über die Menschen hat, trägt eine Last mit sich, die nicht von ihm ablässt, bis alle sich von ihm abwenden, selbst seine nächsten Angehörigen. Jeder Mensch aber macht Fehler und sei es ohne Absicht. Zu den Folgen des ständigen Misstrauens kommt aber auch, dass man sich selbst für besser und vorzüglicher hält. Es ist eine Art sich selbst für lauter zu erklären, die Allâh der Erhabene untersagt: „So erklärt nicht euch selbst für lauter! Er weiß am besten, wer demütig in Ehrfurcht Ihm gegenüber ist.“ (Sûra 53:32).

 

Allâh der Erhabene tadelte die Juden wegen eben dieser Einstellung: „Siehst du nicht jene, die sich selbst für lauter erklären? Vielmehr erklärt Allâh für lauter, wen Er will. Und ihnen wird nicht um ein Fädchen vom Dattelkern Unrecht zugefügt.“ (Sûra 4:49).

 

Eine solche Unvoreingenommenheit gegenüber den Menschen erfordert viel Selbstdisziplin, vor allem angesichts der Tatsache, dass der Satan dem Menschen in Fleisch und Blut übergegangen ist und nicht müde wird, die Muslime zu spalten und sie gegeneinander aufzuhetzen. Der beste Weg jedoch, ihn von diesem Vorhaben abzuhalten, besteht darin, von unseren Geschwistern stets das Beste anzunehmen.

 

Möge Allâh uns ein aufrichtiges Herz gewähren und uns dabei helfen Unvoreingenommenheit und Wohlwollen gegenüber unseren Gescnwistern zu haben! Aller Lobpreis gebührt Allâh dem Herrn der Welten!

 

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