Eine To-do-Liste für den Ramadân

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Alljährlich befinden wir uns im Wettlauf um einen Plan für den Monat Ramadân, sobald wir die Neumondsichel gesichtet haben. Heutzutage ist es mittlerweile unter den jungen Muslimen gängige Praxis, eine Art Ramadân To-do-Liste aufzustellen.

Diese Entwicklung ist zwar sehr positiv, aber die Art und Weise, wie wir damit umgehen, sollte unsere Haltung im Hinblick auf einen derartigen Plan überdenken lassen. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Die ganze Angelegenheit kann sich nämlich erneut in irgendeine Lebensgewohnheit wandeln. Zum einen ist es wichtig zu wissen, wie viel Zeit und Gedanken wir in die Aufstellung einer Liste stecken und zum anderen, wie unsere wesentlichen Zielsetzungen aussehen.
Wir setzen all unsere Hoffnungen auf die 29 respektive 30 Tage im Ramadân und erwarten, dass dieser Einsatz unsere Unzulänglichkeiten in den restlichen 325 Tagen im Jahr beheben wird. Auf diese Weise gestalten wir unsere Tage und manchmal auch unsere Nächte, um unsere Produktivität und den Nutzen zu maximieren.

Merkwürdigerweise sind in der Regel die Highlights unseres Zeitplans nicht nur vollkommen unwichtig in Bezug auf den Ramadân, sondern schränken seine wahre Größe ein und missachten dessen Heiligkeit.

Irgendwie schaffen wir es sogar, unsere To-do-Liste in eine Iftâr-Kochliste zu ändern, obwohl wir doch ganz genau wissen, dass die Zeit im Ramadân so kurz ist und kaum ausreicht, um alles Gute, die Vergebung und die Barmherzigkeit erlangen zu können, als dass wir uns mit Belanglosem beschäftigen.

Auch wenn wir unsere edlen Absichten, das Tarâwîh-Gebet zu verrichten, den Qurân zu lesen und zur Einnahme des Sahûr aufzustehen, selbstverständlich nicht ignorieren, ist es dennoch traurig festzustellen, dass wir diese und ähnliche Anbetungshandlungen als „erfüllte Aufgaben“ im Ramadân abhaken und davon ablassen, sie während des ganzen Jahres zu praktizieren.

Gehen wir eigentlich selbst im Laufe des jetzigen Monats über die damit verbundenen Riten hinaus? Nicht nur hinsichtlich der zusätzlichen Bittgebete, Almosen und der geleisteten freiwilligen Gebete, sondern auch im Hinblick auf die Erkenntnis des eigentlichen Wesens des Ramadâns, in der man Allâh von sich aus Gutes vorbringt.

Eine einfache To-do-Liste ist ein hervorragendes Hilfsmittel, um unsere Ziele im Ramadân zu verwirklichen. Dabei ist es nicht verkehrt, wenn wir hierfür eine handliche Karte benutzen, die wir stets bei uns tragen. Diese Methode ist sehr wirksam und erinnert uns ständig daran, welche Zielsetzung wir vorgenommen haben. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass diese Karte gleichzeitig auch aufzeigt, wie viel Gutes wir gegenüber unserem Herrn vorzubringen bereit sind. Abgesehen von unseren typischen To-do-Listen, die übliche Anbetungshandlungen beinhalten, sollten wir uns auch auf die Erfüllung folgender Aufgaben konzentrieren:

Rezitiere den Qurân, lies ihn nicht nur!

In erster Linie ist damit gemeint, dass man den Qurân laut rezitieren sollte, so dass man jedes geäußerte Wort hört, während man – soweit möglich – alle Regeln der Rezitationskunst beachtet, anstatt die Verse des Qurân leise zu lesen. Nach dem Tarâwîh-Gebet besteht die Möglichkeit, täglich die im rituellen Gebet vorgetragenen Passagen ins Gedächtnis zu rufen und sie nochmals zu lesen. Lass nicht zu, dass manche Verse des Qurân dich nur einmal im Jahr bewegen und lediglich für kurze Zeit die Augen feucht werden lassen.

Beginne mit dem Namen Allâhs

In dem gleichen Maße, wie wir beim Fastenbrechen aufrichtig Bismi-llâh äußern, müssen wir auch Allâh danken und uns stets an Ihn erinnern.

Dein Ramadân!

Der Ramadân steht zwar für Einheit, Gemeinschaft und Brüderlichkeit, erzieht aber auch den Einzelnen. Während wir uns also auf diversen Iftâr-Veranstaltungen bewegen und uns mit anderen Muslimen gemeinschaftlich versammeln, sollten wir es nicht vernachlässigen, uns selbst zur Rechenschaft zu ziehen und zu fragen: Was habe ich heute für mich selbst getan? War dieser Monat eine Hilfe für mich, um dem Paradies näher zu kommen?

Feiere den Îd gebührend!

Lasst uns in den frühen Morgenstunden des Îd einen Augenblick nachsinnen, denn sie markieren einen Neuanfang nach dem Monat Ramadân und werden für die verbleibenden Monate des Jahres den Ton angeben. Wir bewundern unsere neuen Kleider und können es kaum abwarten, mit den Feierlichkeiten zu beginnen, doch müssen wir vor Augen halten, dass dieser Tag einem Monat der Anbetung folgt und wir somit nicht Gefahr laufen sollten, infolge des Fastens lediglich den Durst und den Hunger gespürt zu haben, anstatt einen wahren Nutzen zu ziehen.

Schätze den gesamten Monat Ramadân!

Wir sollten unseren anbetenden Dienst nicht bis zu den letzten zehn Tagen des Ramadân aufschieben. Ohne Frage sind diese Tage von großer Bedeutung, vor allem angesichts der Laila Al-Qadr (der Nacht der Bestimmung), die sich unter ihren Nächten befindet. Und niemand verlangt eine einmonatige Zurückgezogenheit, während sich viele unserer täglichen Aktivitäten als Ibâda qualifizieren, falls dabei die Absicht stimmt. Allerdings können wir nicht den gesamten Monat einfach so verleugnen, denn jeder einzelne Tag ist ein besonderer und dementsprechend müssen diese Tage auch behandelt werden. Kenne alle deine heutigen Taten, deine morgigen Taten und die Taten jedes einzelnen Tages für den Rest deines Lebens. Dies mag zunächst rätselhaft erscheinen, aber die Wahrheit ist, dass wir uns selten dessen bewusst sind, welche Taten wir geleistet haben. Ein Beispiel: Vielleicht fasten wir jeden Ramadân, weil eben unsere Familie fastet und wir verrichten das Tarâwîh-Gebet nur, weil es bereits Tradition ist. Und kann es vielleicht sein, dass wir Freunde und Bekannte zwar zum Iftâr-Essen einladen, aber nur um unsere Nachbarn damit zu übertreffen?

Sei ein Muslim, der den Glauben verinnerlicht!

Wenn wir ein Nachlassen in der Pflege unserer Anbetungshandlungen im Monat Ramadân bemerken, so liegt es höchstwahrscheinlich daran, dass wir nicht in ausreichendem Maße von der Mächtigkeit des Ramadân überzeugt sind. Möglicherweise ist unser Glaube im Hinblick auf den folgenden Hadîth nicht stark genug, als der Prophet sagte: „Wenn die erste Nacht von Ramadân anbricht, werden die Satane und die widerspenstigen Dschinn gefesselt, die Tore des Höllenfeuers geschlossen und kein einziges Tor geöffnet, die Tore des Paradieses geöffnet und kein einziges Tor geschlossen, und ein Rufer spricht: O du Gutes Suchender, komm näher; o du, Böses Suchender, lass ab! Allâh lässt viele aus dem Höllenfeuer frei, und das jede Nacht.“ Überliefert von At-Tirmidhî, und von Al-Albânî als authentisch eingestuft.

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