Wie schön wäre es, wenn wir den Haddsch verstünden!

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Am Rand unseres Dorfes warteten wir jeden Donnerstagabend mit den anderen Kindern auf die mit Waren bepackten Heimkehrenden vom Wochenmarkt. Die einen hatten verkauft, die anderen gekauft. Die einen hatten verdient, die anderen verloren. Manche kehrten fröhlich heim und manche zerknirscht und traurig.

 

Heute, Jahrzehnte später, sah ich mich an den Landesgrenzen stehen, um die Gruppen der Haddschis zu sehen, die von ihrer großen Reise zurückgekehrt waren. Um in ihren Augen jenen Ausdruck zu sehen, den ich in den Zurückkehrenden vom Markt gesehen hatte. Manch einer von ihnen war froh über den Gewinn der Zufriedenheit und Vergebung Allâhs, denn er kehrte zurück wie am Tag, an dem ihn seine Mutter geboren hatte. Seine Kleidung und sein Essen sind aus erlaubter Quelle. Er war während seines Haddsch geduldig und hoffte auf die Belohnung von Allâh. Weder hatte er Geschlechtsverkehr noch frevelte oder stritt er. Er kehrte zurück von der gastlichen Aufnahme seines Herrn, fröhlich und bezeugend, dass es keine Gottheit gibt außer Ihn. Als ob er den Allerbarmer sagen hörte – er hörte Ihn mit seinem Herzen –: „Hier bin ich und dir gehorche ich. Dein Proviant ist aus erlaubter Quelle, dein Reittier ist aus erlaubter Quelle und dein Haddsch ist mabrûr und ohne Sünde.“ Er freut sich über die Zufriedenheit seines Herrn. Er hält das, was Er ihm zahlreich an Gnaden gegeben hat. Er ist entschlossen, das Licht in seinem Gesicht zu behalten und niemals zum Alten zurückzukehren.

 

Ein anderer kehrt seelisch niedergeschlagen zurück. Er hat sein Geld ausgegeben und sich abgemüht, kam aber seine Sünden und noch mehr Sünden tragend zurück. Er hat es während seines Haddsch nicht unterlassen zu streiten, nicht aufgehört zu freveln und seine Absicht weder korrigiert noch aufrichtig gefasst. Er hat nicht das Erlaubte für sein Vermögen angestrebt und sein Herz nicht von den Herzenskrankheiten gereinigt. Als ob er seine Hände spürt, wie sie leer zurückgewiesen wurden, nachdem er sie, die Talbiya (oft zu wiederholende Worte während des Haddsch) rufend, erhoben hatte. Als ob er eine Stimme hörte, die nur seinen Körper erzittern lässt, zwischen den ergebenen, ehrfürchtigen, weinenden Anwesenden, und ihm allein sagt: „Kein Hier bin ich und dir gehorche ich. Dein Proviant ist aus verbotener Quelle, dein Reittier ist aus verbotener Quelle und dein Haddsch ist sündhaft und nicht mabrûr.“ Dieser hat das Dies- und das Jenseits verloren. Er hat seine Zeit, seine Mühen und sein Geld verloren. Er ist dorthin gegangen. Er ist mit den Gehenden gegangen, aber er trug seinen Hass, seine Laster, seinen Nationalismus, seinen Stolz, seine Stellung, seinen Ruf und seine Staatsangehörigkeit mit sich. Daraufhin kehrte er mit den Zurückkehrenden zurück und trägt immer noch das, was er getragen hatte. Er rühmt sich mit dem, mit dem er sich gerühmt hat. Er gibt mit dem an, mit dem er angegeben hat, mit seiner Staatsangehörigkeit, seiner Art, seiner Unwissenheit. Er fährt mit den begangenen Sünden fort und träumt von der Rückkehr zu seinen Lastern. Er rühmt sich mit seinen Möglichkeiten zu betrügen, zu verraten, zu manipulieren, Fallen zu stellen, Andere zu beschuldigen und zu hintergehen.

 

Würden wir doch die Weisheit des Haddsch und dessen Grund verstehen! Er wurde nicht deshalb zur Pflicht gemacht, damit die Menschen gehen und physisch sowie psychisch geplagt werden, wenn sie den Tawâf (Umschreiten der Ka‘ba), den Sa‘î (Lauf zwischen den Hügeln Safâ und Marwa) und das Werfen der Steine vornehmen, den ganzen Tag in der Arafa-Ebene verweilen und die ganze Nacht in der Wüste verbringen, die Erde als Boden und den Himmel als Decke. Auch nicht, damit die Menschen ihr Geld für den Transport und den Aufenthalt ausgeben.

 

Vielmehr ist es eine allgemeine jährliche Versammlung für alle Muslime der Welt. Vertreter der ganzen islâmischen Welt kommen zusammen, um ihre Treue und Zugehörigkeit zu dieser Religion, diesem Ort und dieser Botschaft zu erneuern. Sie wollen sich und der ganzen Welt verkünden, dass sie und die Muslime hinter ihnen die gleichen Schritte gehen, die ihr edler Gesandter ging, die gleichen wahrnehmbaren und örtlichen Schritte, die gleichen seelischen, bedeutenden und glaubensgrundlegenden Schritte. Damit sie die Rechtleitung und das Licht von der ersten Quelle der Rechtleitung und des Lichts nehmen, von der ersten Reinheit der Botschaft und des Gesandten. Damit sie als Botschafter in ihre Länder und Gebiete zurückkehren, um bis zur Versammlung im nächsten Jahr in der Rechtleitung dieses Lichts zu verweilen, das sie bekommen haben. So waren die Haddschis der ersten Generation. Sie gingen dorthin, um mehr vom Islâm zu lernen und den Treueid der Beständigkeit auf ihn zu erneuern. Der Prophet und seine Gefährten trafen die Gesandtschaften und diese stellten Fragen, diskutierten und schworen Treue. Dann kehrten sie als Botschafter dieser Religion in ihre Länder zurück.

 

Spüren die Haddschis heutzutage diese Bedeutung? Spüren diese drei Millionen, dass sie nach dem Haddsch besser und gottesfürchtiger zurückkehren müssen, als sie gegangen sind? Spüren sie, dass sie die Bedeutungen, Gefühle, Spiritualität und Klarsicht an sich nehmen müssen, die ihr Geist auf dieser Reise umfasst hat? Spüren sie, dass sie die Religion und ihre Lehren an sich nehmen und sich mit ihren Backenzähnen daran festbeißen müssen? Denn wer seinen Haddsch aufrichtig verrichtet hat, kehrt zurück wie an dem Tag, an dem ihn seine Mutter geboren hat. Er muss diese Gelegenheit nutzen. Jahrzehnte voller Sünden wurden getilgt. Spüren sie, dass sie Botschafter für diejenigen sind, denen der Haddsch nicht geschrieben wurde, um neue Bedeutungen und neuen Schwung aufrichtigen Glaubens zu tragen? Spüren sie, dass sie unter die Menschen gehen müssen, um das zu korrigieren, was das Jahr an Üblem angerichtet hat, und das aufzulösen, was sie in ihren Herzen an Staub angesammelt haben, um mit ihren Händen in Richtung ihrer Gefühle für einen hohen Geist und der Sehnsucht nach dem Paradies zu gehen?

 

Bei Allâh, wenn wir das verstanden hätten, wären wir niemals zu dem heute erreichten Maße der Kluft, der Gruppenbildung, des Nationalismus, der gedanklichen Oberflächlichkeit und verschwommenen Glaubensgrundlagen gelangt! Jahr für Jahr, Haddsch auf Haddsch, Umra (Pilgerfahrt mit geringeren Riten als Haddsch) auf Umra, Botschafter nach Botschafter und immer wechselnde Botschafter. Wenn wir all dies verstünden und unsere Absichten bereinigten, würden wir uns verändern und würden verändern, würden beeinflusst werden und würden Einfluss nehmen. Aber leider sind unsere Gefährten – wie uns unser Gesandter gewarnt hat – wie der Meeresschaum. Scharen gehen zum Haddsch, Scharen verrichten den Tawâf, Scharen verrichten den Sa‘î. Flugzeuge, Autos, Busse und Schiffe befördern die Haddschis von und zu den sakrosankten Stätten. Ausnahmezustand bei den Sicherheitsbehörden, an den Flughäfen und den Haltestellen. Reisepässe, Visa, Genehmigungen, Erlaubnisse und Verbote, Schecks und Zuschriften. Scharen in Millionen, Ausgaben in Millionenhöhe. Aber ... was für ein Aber! Aber es sind die Herzen! Ungleiche, unterschiedliche, abgeneigte Herzen, hart und nicht mild. Zwiespalt, Rassismus, Nationalismus, Klassen und Rangstellungen. Löcher, die der Bruder für seinen Bruder gräbt. Fallen, die der Kollege seinem Kollegen stellt. Hass, den der Nachbar gegenüber seinem Nachbarn hegt. Andere sind abwegig, unachtsam und nachlässig gegenüber dem, was mit ihrer Religion und ihrem Land geschieht. Das Feuer, das sein Haus und seine Kinder umkreist, stört ihn nicht. Er versteht nicht, ja er will es seiner Seele nicht zumuten zu verstehen, dass das Feuer ihn, seine Kinder und sein Haus verzehrt.

 

Ach, wenn sich unsere Herzen doch vereinten! Ach, wenn der Staub sich doch von ihnen löste! Ach, wenn die Seelen sich doch läuterten! Ach, wenn die Absichten doch aufrichtig würden! Ach, wenn wir uns doch von der Erdanziehungskraft und unserer Verbindung zur Erde befreiten! Ach, wenn der Geist doch erhaben wäre! Ach, wenn sich das Schmierige doch für Allâh löste! Ach, wenn sich doch die Seelen anstatt die Euros umarmten! Ach, wenn sie die Herzen doch mit Liebe bewerfen würden! Ach, wenn wir doch die Lektion und Lehre des Haddsch verstünden! Ach, wenn wir doch danach handelten, was wir verstanden haben, und uns von dem lösten, was wir aus Unwissen getan haben! Damit wir zurückkehren, wie wir waren, die beste Gemeinschaft, die für die Menschen hervorgebracht wurde.

 

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