Es gehört zur Barmherzigkeit Allâhs gegenüber Seinen anbetend Dienenden, dass Er ihnen verschiedene Arten der Anbetungshandlungen vorschreibt, ihnen die Türe der Barmherzigkeit öffnet, ihr Verlangen nach Seiner Belohnung erweckt und sie in Seine Nähe einlädt, damit Er sie liebt. Wenn Allâh einen anbetend Dienenden liebt, dann wird Er – gepriesen sei Er ob der Erhabenheit über jeden Mangel! – sein Hören, mit dem er hört, sein Sehen, mit dem er sieht, seine Hand, mit der er zupackt, und seinen Fuß, mit dem er schreitet, lieben.
Der Haddsch zum sakrosankten Hause Allâhs steht an der Spitze der Anbetungshandlungen, die Schlechtigkeiten vertilgen, Rangstufen erhöhen und mit der Barmherzigkeit Allâhs des Erhabenen zum Paradies führen. Deswegen weckt Allâh das Verlangen Seiner anbetend Dienenden danach und bittet sie und fordert sie dazu auf, indem Er sagt: „Und Allâh steht es den Menschen gegenüber zu, dass sie die Pilgerfahrt zum Hause unternehmen, diejenigen, die dazu die Möglichkeit haben.“ (Sûra 3:97). Allâh der Erhabene warnt davor, dass man ihn unterlässt, falls man dazu imstande ist und macht klar, dass dies eine Art von Islâm-Leugnen im Sinne von Undankbarkeit gegenüber der Gunstbezeigung ist, dass Allâh Seinem anbetend Dienenden den Besuch Seines Hauses ermöglicht und ihn mit den dazu nötigen Mitteln versorgt und der anbetend Dienende sich trotzdem ablehnend oder aus Faulheit abwendet.
Deswegen ließ Allâh der Hochgepriesene Seiner oben erwähnten Anordnung die Worte folgen: „Wer aber ungläubig ist, so ist Allâh der Weltenbewohner Unbedürftig.“ (Sûra 3:97). Auch der auserwählte Prophet warnte vor der Nachlässigkeit bei dieser Pflicht und wies an, dass man sich damit beeilt, und sagte: „Wer den Haddsch beabsichtigt, der soll sich damit beeilen, denn es könnte vorkommen, dass man krank wird, das Reittier sich verirrt und man in Not gerät.“ Ein akzeptabler Hadîth, von Imâm Ahmad und Ibn Mâdscha überliefert.
Ali ibn Abû Tâlib sagte: „Vermehrt das Umschreiten des Hauses, bevor es euch unmöglich gemacht wird!“ Abu Al-Hasan [Alî] hat wahrhaftig die Wahrheit gesagt, denn wir erleben nun eine Zeit, zu der der Haddsch zu Allâhs Haus finanziell und körperlich sehr aufwendig geworden ist, und vielen Muslimen, die diese religiöse Pflicht erfüllen wollen, ist es wegen deren Armut und der großen Entfernung zwischen ihnen und dem sakrosankten Haus Allâhs unmöglich geworden.
Reinigung bevor Aneignung
Es ist bei den Pädagogen und Verhaltensforschern bekannt, dass Reinigung vor Aneignung kommt, daher soll sich derjenige, der sich zum Haddsch zu Allâhs sakrosanktem Haus entschlossen hat, auf dieses Licht vorbereiten, das er entgegennehmen will. Zu den ersten Schritten dazu gehört, dass er sich aufrichtig und reumütig Allâh zuwendet und die Ungerechtigkeiten gegenüber den anderen Menschen wiedergutmacht.
Einige glauben, dass der Haddsch die Sünden des anbetend Dienenden tilgt, auch wenn er sie vor dem Haddsch nicht bereut hat, was natürlich falsch und mangelhaft ist, denn der Haddsch enthält ja Belohnung und Sühne, aber für den reumütigen anbetend Dienenden, der zu Allâh dem Erhabenen zurückkehrt. Der Beweis dafür ist der Hadîth von Abdullâh ibn Mas‘ûd , in dem er sagt: "Man fragte den Gesandten Allâhs: O Gesandter Allâhs, werden wir für das zur Rechenschaft gezogen, was wir in der Zeit der Ignoranz und Unwissenheit [in der vorislâmischen Zeit] getan haben? Der Prophet sagte: Wer Gutes im Islâm tut, wird nicht dafür zur Rechenschaft gezogen, wer aber Schlechtigkeiten begeht, der wird für das zur Rechenschaft gezogen, was er zuvor und zuletzt begangen hat." Von Muslim überliefert.
Zu den Vorzügen des Haddsch gehört Folgendes
Da die Belohnung im Islâm der Bemühung entspricht und der Haddsch zu den mühevollsten Anbetungshandlungen gehört, ist dessen Belohnung sehr groß und dessen Stellung sehr hoch und er hat zahlreiche Vorzüge, zu denen Folgendes gehört:
1. Die Belohnung für den rechtschaffen vollzogenen Haddsch ist der Einzug ins Paradies:
Denn Al-Buchârî und Muslim überlieferten von Abû Huraira , dass der Gesandte Allâhs sagte: „Die Umra ist eine Sühne für die Sünden, die man in der Zeit zwischen einer Umra und der nächsten begeht. Und die Belohnung für einen rechtschaffen vollzogenen Haddsch ist nichts Geringeres als das Paradies.“
2. Der Haddsch tilgt die vorherigen Sünden:
Der Beleg dafür ist die Geschichte von Amr ibn Al-Âs , als er dem Gesandten den Treueid leistete und er es zur Bedingung machte, dass Allâh ihm vergibt, worauf der Gesandte zu ihm sagte: „Weißt du nicht, dass der Islâm das zunichte macht, was vor ihm war? Und dass die Hidschra das zunichte macht, was vor ihr war? Und dass der Haddsch das zunichte macht, was vor ihm war?“ Von Muslim überliefert.
3. Der Haddsch ist für Frauen der beste Dschihâd:
Von Âischa wird berichtet, dass sie sagte: „Ich sagte: O Gesandter Allâhs, wir Frauen glauben, der Dschihâd gehört gewiss zu den besten Handlungen; sollen wir keinen Dschihâd führen? Er entgegnete: Der beste Dschihâd ist jedoch der rechtschaffen vollzogene Haddsch.“ Von Al-Buchârî und Muslim überliefert.
4. Der Haddsch und die Umra schützen vor Armut und Sünden:
Von Dschâbir ibn Abdullâh wird berichtet, dass er sagte: „Vollzieht den Haddsch und die Umra in regelmäßigen Abständen hintereinander, denn sie tilgen die Armut und die Sünden wie das Feuer das Eisen von Schlacken befreit.“ Von At-Tabarânî und Ad-Dâraqutnî überliefert und von Al-Albânî als authentisch eingestuft.
5. Der Haddschi ist in Allâhs Obhut und Schutz:
Von Abû Huraira wird berichtet, dass der Prophet sagte: „Drei stehen im Schutze Allâhs des Hochgepriesenen: Eine Person, die in eine von Allâhs Moscheen geht, eine Person, die zum Kampf um Allâhs willen auszieht, und eine Person, die zum Haddsch aufbricht.“ Dies ist ein authentischer Hadîth, der von Abû Nu‘aim in dessen Werk Hilyatu Al-Auliyâ überliefert ist.
Dies waren einige der vielen Vorzüge des Haddsch, zu denen auch noch gehört, dass die Bittgebete des Haddschi erhört werden, dass der Haddsch zu den trefflichsten rechtschaffenen Handlungen gehört, dass die Haddschis die Besucher von Allâh sind und der Besuchte (gepriesen sei Er und wie großzügig Er ist!) Seinem Besucher gegenüber großzügig ist. Der Haddschi verrichtet dazu auch die rituellen Gebete in Allâhs sakrosanktem Haus, und das Gebet darin gleicht hunderttausend Gebeten woanders. Dazu kommen noch die große Belohnung für das Umschreiten der Ka‘ba, die Qurân-Rezitationen, das Gedenken Allâhs, das Abrasieren der Kopfhaare, das Schächten der Opfertiere, das Verweilen in der Arafa-Ebene und die anderen Riten des Haddsch.
Einiges aus dem Verhaltenskodex beim Haddsch
Wer den Haddsch beabsichtigt, soll einige Verhaltensregeln einhalten und sich einige Charakterzüge aneignen; dazu gehört Folgendes:
Die aufrichtige Absicht ausschließlich auf Allâh den Erhabenen ausrichten, denn Allâh der Hochgepriesene nimmt nur die guten Taten an, die ausschließlich Ihm gelten.
Die Familie zuhause mit den nötigen Lebensmitteln und den Lebenshaltungskosten versorgen und ihr die Demut in Ehrfurcht gegenüber Allâh anbefehlen.
Die Vorschriften für den Haddsch und die Umra und was damit zusammenhängt lernen.
Jedem dessen Recht zurückgeben oder mindestens ihn um Erlaubnis [Verzeihung] bitten.
Die Kosten für den Haddsch soll er aus erlaubten und guten Erwerbsquellen bestreiten, denn Allâh der Erhabene ist gut und nimmt nur das Gute an.
Die rechtschaffene Gesellschaft und die guten Freunde wählen, denn die Begleiter sind noch wichtiger als der Weg selbst.
Die Verhaltensregeln der Fahrt lernen und sie auf der Hin- und Rückfahrt einhalten.
Man soll geduldig sein, die Mühe der Fahrt aushalten, den Zorn unterdrücken, sich Tugenden aneignen und von Streit ablassen.
Man soll danach streben, Anbetungshandlungen und gute Taten zu mehren, um Allâh näher zu kommen, denn der Haddsch ist eine Gelegenheit, die sich vielleicht nicht mehr bietet.
Der Haddsch hat noch Weisheiten und Geheimnisse
Hinter dem Haddsch stecken tiefe Weisheiten und Geheimnisse, die es würdig sind, dass der Pilger sie genauer betrachtet und bedenkt, und derer er sich beim Vollzug dieser gesegneten religiösen Pflicht bewusst sein soll.
Zu den Weisheiten und Geheimnissen des Haddsch, die von vielen nicht beachtet werden, gehört Folgendes:
1. Die Erziehung des Muslims zur Demut in Ehrfurcht gegenüber Allâh und zur Hochschätzung von Seinen Kulthandlungen. Allâh der Erhabene sagt: „So ist es. Und wenn einer die Kulthandlungen Allâhs hoch ehrt, so ist es von der Gottesfurcht der Herzen.“ (Sûra 22:32).
2. Die Erziehung zur demütigen Anbetung, Hingabe und Ergebung in die Gesetze Allâhs des Erhabenen. Denn viele Handlungen des Haddsch könnten dem Muslim unverständlich erscheinen, wie etwa der Verzicht auf Kleidung und Schmuck, das Umschreiten der Ka’ba und der Lauf zwischen As-Safâ und Al-Marwa, das Stehen in der Arafa-Ebene zu einer bestimmten Zeit, das Steinewerfen und das Übernachten in Minâ und Anderes mehr.
3. Die Brüderschaft des Glaubens, denn die Haddschis aus den verschiedenen Ländern treffen sich alle an einem Ort, sehen alle ähnlich aus, haben alle das gleiche Ziel und die gleichen Beschäftigungen; dies alles stärkt die Bande der Brüderschaft.
4. Die Erinnerung an das Jenseits und dessen Schrecken, da beim Haddsch so viel Gedränge, Getümmel, laute Stimmen, Angst, Furcht, Weinen, Bittgebet, Verzicht auf Kleidung und Schmuck, Mühsal und Hoffen auf die Barmherzigkeit Allâhs genau so wie im Jenseits vorkommen.
5. Das Gedenken Allâhs des Erhabenen, denn das Gedenken Allâhs ist das höchste Ziel aller Anbetungshandlungen. Das Gegenteil davon ist die Unachtsamkeit, die bei vielen Haddschis vorkommt, die den Haddsch nur als äußerliche Riten vollziehen, die sogar der Mühe überdrüssig werden und daher von ihrem Haddsch zurückkehren, ohne dass sie an Glauben an Allâh oder Nähe zu Ihm zugenommen haben.
Dies waren einige Weisheiten und Geheimnisse des Haddsch, die eigentlich sehr viel sind für denjenigen, der Herz hat oder geistig anwesend hinhört.