Freundlichkeit – Teil 2

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Milde weist nicht auf die Schwäche des Erziehers hin:

 

Milde heißt vielmehr Nachsichtigkeit, Warmherzigkeit, gutes Benehmen, das Sich-Entscheiden für das Leichtere in allen Angelegenheiten und vor allem die Entschlossenheit, die wiederum die Verbindlichkeit beim Ausüben und Praktizieren (der Anweisungen) bedeutet. Der Wichtigkeit dieser Entschlossenheit sollte sich der Erzieher immer bewusst sein und ständig im Auge haben, sonst geht er mit seinen Kindern schwach und nachlässig um, wobei er wähnt, dass er nachsichtig mit ihnen sei. Man sollte nach Milde - als optimale Erziehungsweise - und Entschlossenheit - als notwendige Verfahrensweise für die Kontrollierung der praktischen Seite des Erziehungsprozesses - greifen.

 

Das zeigt sich am klarsten in vielen erzieherischen Situationen, die man in der vorbildlichen Lebensgeschichte des Propheten liest:

 

Der beste Erzieher behandelte Al-Husain mild.

 

Er behandelte ihn schonend, als er ihm beispielsweise ein Verhalten verbot und zu einer Handlungsweise verpflichtete. Er erklärte ihm dabei vor allem den Grund dieses Verbotes. Abû Huraira sagte: ,,Eines Tages war Al-Husain ibn Alî im Begriff eine Dattel zu essen, die zu den Datteln der Almosen gehörte. Der Prophet sagte ihm darauf: ,,Kich, Kich! Wirf sie fort! Wusstest du denn nicht, dass wir von den Almosen nichts nehmen dürfen?!“ (Überliefert von Al-Buchârî).

 

Der Prophet schlug ihn nicht und tadelte ihn auch nicht dafür. Er wies ihn lediglich darauf hin, dass es sich um ein verbotenes Verhalten handelte, und er erklärte ihm, dass es sich für ihn nicht geziemte, sich so zu verhalten. Parallel dazu verpflichtete er ihn außerdem dazu, die Dattel fortzuwerfen. Das alles erfolgte in einer für ein kleines Kind, wie Al-Husain , verständlichen Sprechweise, der damals im Alter von drei oder vier Jahren war.

 

Milde ist das Gute, das Allâh sowohl für dich als auch für deine Familie möchte: Âischa berichtete, dass der Prophet sagte: ,,Möchte Allâh einer Familie Gutes erweisen, erweist Er ihr Milde.“ (Von Al-Albânî als Sahîh eingestuft). Diese geeignete Erziehungsmethode ist die Methode, die Allâh für die Erzieher unter Seinen anbetend Dienenden wählte. Danach sollen sie ihre eigenen Kinder sowie alle anderen Kinder erziehen, deren Erziehung und Pflege sie sich zur Aufgabe machen. Als Belohnung dafür erweist Allâh ihnen Schonung.

 

Studien zeigen, dass diejenigen Familien, deren Mitglieder einander schonend behandeln, verbundener als diejenigen Familien sind, deren Mitglieder grob miteinander umgehen. Schonende Erzieher machen ihren Kindern die Familie beliebt, sodass sie sich mit ihr enger verbunden fühlen, zumal wenn sie der festen Überzeugung sind, dass ihre Familie ihnen Sicherheit spendet und ihre Eltern ihnen ihre Irrtümer korrigieren. Jeder Erzieher sollte sich aber dessen bewusst sein, dass Vergeltung mittels Stärke, Gewalt und Bedrängung (bei der Erziehung) Abneigung der Kinder (gegenüber der Familie) bedeutet. Dazu sagt Allâh: „Und wärest du rau und harten Herzens gewesen, hätten sie sich aus deiner Nähe sich zerstreuend entfernt ...“ (Sûra 3:159). Grausamkeit pflanzt in die Kinder Furcht, Feigheit, psychische Verwirrung, Schüchternheit und Unentschlossenheit. Grobheit führt Kinder zur Abneigung gegenüber ihren Eltern, sodass sie sich auf deren Abwesenheit freuen! Schont sie! Behandelt sie bei Fehlern nachsichtig! Übertreibt nicht im Tadeln und Zurechtweisen!

 

Milde bürgt für ihren Gehorsam und für die Aneignung ihres guten Verhaltens:

 

Das Befolgen schonender Methoden sowohl bei der Erziehung und bei der Anweisung als auch bei der Verbesserung schlechter oder sogar verdorbener Verhaltensweisen, ist der kürzeste Weg, der zu deren Korrektur und Verbesserung führt.



Betrachten wir einmal die Aussage Umar ibn Abû Salamas, der ein Schützling des Propheten war, in der es heißt: „Ich war in der Obhut des Propheten . Einmal wanderte meine Hand quer durch die Schüssel. Der Prophet sagte zu mir: „Junge, sprich den Namen Allâhs, iss mit deiner Rechten und iss von dem, was unmittelbar vor dir liegt!“ Von dieser Zeit an waren dies meine Essmanieren.“ (Überliefert von Al-Buchârî).

 

Lieber Erzieher, denke über die Aussage von Umar ibn Abû Salama tief nach: „Von dieser Zeit an waren dies meine Essmanieren.“ In diesem Hadîth zeigen sich die Vorzüglichkeiten der Milde sowie die nicht nur unmittelbaren, sondern auch langfristigen Ergebnisse, die daraus resultieren. Dieser Hadîth deutet außerdem auf die Wichtigkeit hin, dass der Erzieher sowohl nach Entschlossenheit beim Korrigieren der Irrtümer als auch dabei nach der Befolgung einer schonenden Methode greifen soll.

 

Zur Milde gehört Folgendes:

 

Der Prophet machte sich bei erwähntem Jungen beliebt und fesselte auch dessen Aufmerksamkeit, und zwar durch seine gewählte Anrede: „Junge!“

 

Er schlug den Jungen nicht. Er tadelte ihn nicht und er schimpfte ihn auch nicht aus, als dieser sich ungezogen verhielt.

 

Er wiederholte den Irrtum nicht, nicht einmal mit Worten, sondern wies ihn auf manierliches Benehmen hin. Er wollte ihm damit zeigen, dass es ungezogen war, was er tat.

 

Zur Entschlossenheit gehört Folgendes:

 

Der Prophet korrigierte schlechtes Benehmen, sobald er es bemerkte. Die Nachlässigkeit beim Korrigieren der Fehler unserer Kinder wandelt sie nämlich unbedingt in feste Gewohnheiten um, deren Beseitigung nicht einfach ist.

 

Der Prophet begnügte sich nicht damit, den Jungen theoretisch zu lehren, sondern lehrte ihn auch praktisch.

 

Er bediente sich dabei einer entschlossenen Sprechweise: Aufeinanderfolgende Sätze, klare Ausdrücke und Verben in der Imperativ-Form. Die Aussage Umar ibn Abû Salamas „Von dieser Zeit an waren dies meine Essmanieren“ deutet auf die Wirksamkeit und Effektivität dieser Methode hin.

 

Lieber Erzieher! Gewährt Allâh dir Kinder, gewährt Er dir damit den Schmuck des diesseitigen Lebens. Nach der Gnade der Religiosität sind unsere Kinder für uns das Kostbarste überhaupt. Deren Rechtschaffenheit gehört zu den Ursachen der Glückseligkeit im Diesseits und im Jenseits. Dann sollten wir mit ihnen auch schonend und barmherzig umgehen.

 

Freundlichkeit – Teil 1

 

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