Als die Prophetengefährten Kinder waren

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Im Folgenden finden sich sowohl für dich als auch für jeden Erzieher vorbildliche Beispiele und musterhafte Verhaltensweisen. Daraus kannst du schöpfen, was du willst, als Nutzen für dich oder für Andere. Es geht um Beispiele aus den Kindheitsphasen der Prophetengefährten . Sie sind nämlich die vorzüglichsten Menschen überhaupt, seien sie Erwachsene oder Kinder, und zwar entsprechend dem Wortlaut eines Hadîthes des Propheten, der besagt: „Die beste Generation ist meine Generation, dann diejenigen, die ihr folgen, dann diejenigen, die ihnen folgen.“ (Ein authentischer Hadîth.)

 

Wenn du diese erzieherische Gesellschaft der Prophetengefährten betrachtest, findest du, dass der Prophet der beste Erzieher war. An der Kindheit der Prophetengefährten findest du das beste Vorbild. Allâh erwählte nämlich die Araber aus den Menschen der ganzen Welt: Ismâîl aus den Arabern, den Stamm Kinâna aus den Kindern Ismâîls , Quraisch aus Kinâna, den Stamm Hâschim aus den Quraisch und Muhammad aus dem Stamm Hâschim.

 

Die Gelehrten meinen, dass der Sinn der Wahl Allâhs dieser arabischen Gesellschaft trotz all der damals weit verbreiteten Verwerflichkeiten und Untugenden darin liegt, dass diese Gesellschaft auch ein Nährboden für Tugenden und gute Gesinnungen war. Diese Tatsache versetzte sie in die Lage, die Menschheit zu leiten; allerdings unter der Voraussetzung, dass sie an Allâh glauben. Zu diesen noblen Gesinnungen, von denen die Rede ist, zählt man Gastfreundschaft, Treue, Würde, Selbstbewusstsein, Entschlossenheit, Nachsicht, Langmut, Geduld, beduinische Reinheit und das Freisein von den Unreinheiten der Kultur sowie ihren Listen.

 

Unsere Rede über die Kindheit der Prophetengefährten zielt darauf, dass wir erfahren, wie man ihnen diese noblen Gesinnungen und edlen Tugenden einpflanzte, als sie in der vorislâmischen oder frühislâmischen Zeit Kinder waren. Somit können wir wiederum unsere Kinder genauso erziehen, wie sie damals ihre Kinder erzogen. Folglich können unsere Kinder ebenso die Menschheit leiten, wie ihre Kinder damals die Menschheit im Namen des Islâm leiteten.

 

Abdullâh ibn Umar in seiner Kindheit

Al-Buchârî und Andere berichteten davon, dass Abdullâh ibn Umar als er noch nicht die Geschlechtsreife erreicht hatte, erzählte, dass der Prophet sagte:
„Unter den Bäumen gibt es einen Baum, dessen Blätter nie fallen. Dieser Baum ähnelt ja dem Muslim. Sagt mir, was mag dies für ein Baum sein?“ Die Menschen dachten an die Bäume der Wüste. Ich dachte aber an die Palme, ich schämte mich [zu antworten]. Sie sagten: „O Gesandter Allâhs, sag uns, welcher Baum es ist!“ Er sagte: „Es ist die Palme.“ Einer anderen Überlieferung nach heißt es: „Ich wollte sagen, dass es die Palme ist, aber ich war unter den Anwesenden der Jüngste.“ Einer weiteren Überlieferung nach heißt es: „Ich sah, dass Abû Bakr und Umar nicht redeten, weshalb ich es verabscheute zu reden. Als wir gingen, teilte ich meinem Vater mit, woran ich gedacht hatte. Er sagte mir: ‚Hättest du doch geantwortet! Dies wäre mir lieber als der Besitz von roten Kamelen gewesen.‘“

 

Erzieherische Meditationen

 

1. Lieber Erzieher! Denk darüber nach, wie sich der Prophet einer interessanten Ausdrucksweise bei der Belehrung seiner Gefährten bediente! Diese interessante Ausdrucksweise fesselte die Aufmerksamkeit der Zuhörer und weckte ihren Verstand derart, dass sie nicht in die Ferne schweiften und die Informationen auch nicht vergaßen. Der Prophet macht dich somit darauf aufmerksam, dass du mit deinen Kindern nach dieser Methode umgehen sollst, anstatt sie zu schlagen, deine Stimme zu erheben oder nach Bestrafungsmethoden zu greifen. Auch wenn Bestrafung in manchen Situationen von Nutzen sein mag, könnte der Schaden in anderen Situationen fatal sein.



2. Die Aufmerksamkeit Abdullâh ibn Umars sowie seine Reaktion auf die Frage des Propheten sind Beweise für seine Vernunft und Intelligenz. Seine Anwesenheit unter den Erwachsenen ist wiederum ein Beweis für die Weisheit seines Vaters sowie für dessen erzieherische Klugheit. Er ließ ihn die Erwachsenen begleiten, damit er genauso reif und scharfsinnig denke. Es gibt jedoch viele Väter, die ihre Kinder nicht zu Erwachsenensitzungen mitnehmen; sei es aus Faulheit oder aus Furcht vor deren Kindereien. Dies ist jedoch ein großer Fehler. Dass das Kind seine Eltern, vor allem seinen Vater, begleitet, ist für das Kind von großer Bedeutung, vor allem wenn es männlichen Geschlechts ist. Diese Begleitung pflanzt in ihm die Männlichkeit ein und verleiht ihm die Fähigkeit dazu, auf beste Weise mit den Menschen umzugehen, zu seiner Umgebung Kontakte zu haben und die Zurückgezogenheit aufzugeben. Das alles ist für ein Kind männlichen Geschlechts von großer Bedeutung; ganz im Gegensatz zu Mädchen: Bleibt ein Mädchen mit ihrer Mutter zu Hause, gewöhnt sie sich somit an Schüchternheit sowie an Häuslichkeit. Gewöhnt sich ein Junge jedoch an Häuslichkeit, wird er ein verwöhntes Kind sein, das sich wie ein Mädchen äußert und verhält. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, was Imâm Muslim von Sahl ibn Sa'd As-Sâ'dî überlieferte: Dem Propheten wurde ein Getränk gebracht, wovon er trank. Zu seiner Rechten war ein Junge und zu seiner Linken waren alte Männer. Er sagte zum Jungen: „
Erlaubst du mir, es weiterzureichen?“ Der Junge sagte: „Nein, bei Allâh, ich überlasse niemandem mein gutes Recht.“

 

Dieser Hadîth deutet darauf hin, dass Kinder und Jungen die Sitzungen des Propheten sowie die Sitzungen der Erwachsenen besuchen durften. Er weist sogar darauf hin, dass der Prophet mit ihnen zu sprechen pflegte und sie darüber hinaus um Erlaubnis bat.

 

Wie viele Gesinnungen der Männlichkeit und des Selbstvertrauens, die diesem Jungen, den der Prophet um Erlaubnis bat, eingepflanzt wurden! Vergleiche dann zwischen dieser Umgangsmethode und der Methode vieler heutiger Väter: Bittet ein Kind seinen Vater um Begleitung, entgegnet er ihm ganz grob: „Bleib hier! Du bist noch zu jung.“ Diese Kinder entwickeln dadurch Schüchternheit, Zurückgezogenheit und Schwäche!

 

3. Die Schamhaftigkeit Abdullâh ibn Umars ist ein eindeutiger Beweis für dessen gute Erziehung und noble Gesinnung: Er schämte sich zu sprechen, da er der Jüngste unter den Anwesenden war, besonders in der Anwesenheit bedeutender Prophetengefährten wie Abû Bakr und Umar . Es ist nicht vorstellbar, dass Abdullâh ibn Umar sich von allein so verhielt, es sei denn er wurde dazu erzogen und ist auf diese Weise aufgewachsen.

 

Heutzutage fehlt es vielen Kindern an diesem Verhalten, nämlich dem Respekt vor den Erwachsenen. Dies ist so, weil wir sie nicht dazu erzogen haben: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Erzieht eure Kinder zur Güte! Sehr oft sehen wir Kinder, die leider ihre Eltern beschimpfen und sogar in aller Öffentlichkeit und auf den Straßen schlagen, wenn diese ihre Wünsche nicht erfüllen. Sie weinen und schreien, weil sie fest daran glauben, dass diese Strategie sie - besonders bei ihrer Müttern - zum Ziel führe. Denn ihre Mütter haben ihnen den Respekt gegenüber den Erwachsenen und die höfliche Ausdrucksweise ihrer Wünsche nicht beigebracht. Sie schämen sich für ein solches Verhalten nicht. Tadelt man das Kind jedoch, sobald es sich so verhält, macht man ihm somit die Verwerflichkeit dieses Verhaltens klar.

 

4. Betrachte die positive Haltung des Vaters , die er zeigte, als er seinem Kind Gehör schenkte und darüber hinaus seine stolze Freude zum Ausdruck brachte, indem er ihm sagte, dass er sich über seine Antwort gefreut hätte. Der Vater war stolz auf sein Kind. Er wünscht, dass es seinem Kind besser als allen Menschen und sogar besser als ihm geht. Diese Haltung übt auf die Psyche des Kindes einen großen Einfluss aus, besonders wenn sich dies in aller Öffentlichkeit ereignet und das Kind diesen Stolz verdient. Diese Haltung vermehrt das Selbstvertrauen des Kindes sowie dessen Liebe zum Vater. Ganz im Gegensatz dazu steht der Vater, der keinen Stolz auf sein Kind äußert und sogar seine Vaterschaft in der Öffentlichkeit leugnet. Dieser Vater bereitet damit dem Selbstvertrauen seines Kindes und dessen Liebe zu ihm ein Ende. Lieber Erzieher, bringe deine Gefühle gegenüber deinem Kind zum Ausdruck! Unterdrücke diese Gefühle nie! Du bist nämlich derjenige, der die Persönlichkeit deines Kindes gestaltet. Du bist es, der diese Persönlichkeit stärkt oder schwächt.



Bis auf weitere Begegnungen mit den Prophetengefährten , als sie Kinder waren!

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