Die Gefahr der Scheidung – Teil 1

  • Veröffentlicht:22.04.2013
  • Kategorie:Eheleben
18136 2951

Es gibt hinter allen geschlossenen Türen Sorgen zwischen dem Mann und der Frau. Diese Sorgen steigern sich manchmal zu heftigen Debatten, die zum Streit oder zur heftigen Auseinandersetzung führen, wobei eine der Parteien in einigen Fällen ihre Nerven verliert und zornig einige Wörter äußert, die sie nicht meint. Im Zornzustand verliert man die Einsicht und der Verstand verliert seine Ausgewogenheit. In diesem Moment soll die zweite Partei besonnen und rechtschaffen sein, weil dieser Moment wie eine feine Schnur ist, die reißt, wenn sie von beiden Seiten gezogen wird, und vielleicht führt dies zur Scheidung.

 

Hier halten wir inne und fragen uns, warum kam der ehrwürdige Qurân nicht mit einer Sûra, die „Die Ehe“ heißt, sondern mit einer Sûra, die „Die Scheidung“ heißt, herab?

 

Allâh erleichtert den Weg zur Ehe, denn er ist der Weg der rechtschaffenen Fitra (Veranlagung). Die Scharîa bestimmt uns viele Maßnahmen zur Verwirklichung der Ehe. Im Gegenzug legt Allâh die Hindernisse auf den Weg zur Scheidung. Warum?

 

Vielleicht ist einer dieser Gründe, dass die Ehe zum Zusammensein und zur Liebe führt, aber die Scheidung zur Trennung und Abneigung. Laut dieser Auffassung wird uns klar, warum der edle Qurân eine Sûra namens „Die Scheidung“ enthält, die als ein rotes Zeichen, das auf die Gefahr hindeutet, oder als ein Warnzeichen für das Betreten dieser roten Zone dient, da das Annähern den Tod und das Vergehen dieser Beziehung darstellt. Wenn die Paare diese Zone passieren müssen, dann sollen sie passieren, während sie die Rechtleitung des Qurân und der lauteren Sunna in den Händen haben, die in der Scheidungs-Sûra (65. Sûra) und zweiten Sûra enthalten sind, als eine Garantie für das sichere Passieren, ohne Sturz in den tiefen Abgrund aus dem Zorn des Herrn des Allmächtigen.

 

Die Scheidung ist eine der Bestimmungender Scharîa Allâhs, mit der man nicht spielen oder für einen anderen als die schariatischen oder sozialen Zwecke benutzen soll. Allâh lässt sie als einen Schritt oder eine Lösung, die die zerstrittenen Paare benutzen können, wenn alle anderen Lösungen scheitern, es keine Möglichkeit mehr für das Weiterbestehen des ehelichen Lebens gibt und das Haus mit Elend gekennzeichnet bleibt.

 

Da der Qurân den Eheabschluss als schwerwiegendes Bündnis beschreibt, indem der Hocherhabene „Wie könnt ihr es (zurück)nehmen, wo ihr doch zueinander eingegangen seid und sie mit euch ein festes Abkommen getroffen haben?“ (Sûra 4:21) sagt, darf die Scheidung nicht wegen Ursachen erfolgen, die man beheben kann, oder wegen einiger Dinge, die sich in der Zukunft ändern können. Der Islâm hält auch die Dinge, die von der Emotion des Ehegatten seiner Ehefrau gegenüber abhängen, oder seine Abneigung einiger ihrer Umstände als Rechtfertigungsgründe für die Scheidung für ungeeignet, denn Emotionen sind wechselhaft. Daher ist es nicht richtig, ernsthafte Angelegenheiten, die die Existenz der Familie betreffen, darauf aufzubauen. Wen man heute hasst, der kann eines Tages sein Liebling werden.

 

Wenn der Ehemann eine Eigenschaft seiner Ehefrau hasst, hat sie vielleicht eine andere, die ihn zufriedenstellt. In dieser Hinsicht sagt Allâh der Hocherhabene: „Mit den Frauen habt ihr rechtmäßig zusammenzuleben. Sollten sie euch etwa wegen eines Verhaltens missfallen, müsst ihr geduldig und langmütig sein. Vielleicht missfällt einem etwas, worin Gott viel Gutes verbirgt.“ Der Gesandte sagte: „Ein Gläubiger soll eine Gläubige nicht hassen; wenn ihm eine Eigenschaft von ihr missfällt, gefällt ihm eine andere.“ (Überliefert von Muslim). „Yafruk“ bedeutet hassen und die Bedeutung ist, dass der Muslim seine Ehefrau wegen einer einzigen Eigenschaft, die ihm missfällt, nicht hassen und die anderen tugendhaften Eigenschaften, die sie hat und ihm gefallen, nicht ignorieren soll.

 

Seht euch die folgende wunderbare Situation zwischen Umar ibn Al-Chattâb und einem anderen Mann an, der zu ihm kam und ihn um einen Rat hinsichtlich der Scheidung seiner Ehefrau bat! Umar sagte zu ihm: „Tu das nicht!“ Er entgegnete: „Aber ich liebe sie nicht.“ Umar sagte zu ihm: „Was ist los mit dir? Wurden die Häuser nur auf Liebe gebaut? Wo ist dann Ar-Ri‘âya (die Pflege)? Und wo ist Tadhammum (Missbilligung)?“

 

Was meinte Umar damit?

 

Umar meinte, dass die Häuser, wenn sie nicht auf Liebe gebaut werden können, sie auf zwei anderen starken Hauptsäulen bestehen bleiben können, und zwar:

 

1. Ar-Ri‘âya. Sie umfasst die Barmherzigkeit und auf Grund dessen solidarisieren sich die Mitglieder des Hauses miteinander, um ihre Rechte und Verpflichtungen zu kennen.

 

2. Tadhammum. Dabei handelt es sich um die Befürchtung, dass der Mann eine Ursache für das Zerfallen der Familie, für das Unterminieren des Hauses, das Elend der Kinder und für alles ist, was sich aus diesen schlechten Dingen wie ein unglückliches Leben und eine schlechte Zukunft ergeben kann.

 

Lieber Leser! Wenn dir diese Situation nicht genügt, dann sieh dir Abû Ad-Dardâ an, als er zu seiner Ehefrau sagte: „Wenn du mich wütend siehst, stelle mich zufrieden, und wenn ich dich wütend sehe, stelle ich dich zufrieden! Warum sonst haben wir uns geheiratet?“ Diese Bedeutung enthält das Gefühl, sich selbst dazu zu zwingen, diese Tat zu verrichten und sich zu bemühen, den Partner zufriedenzustellen.

 

Die Gefahr der Scheidung – Teil 2

 

Verwandte Artikel