Gerechtigkeit – Teil 2

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Tugend der Gerechtigkeit:

 

* Gerechtigkeit hat einen hohen Stellenwert bei Allâh. Der Erhabene sagt: „... und handelt dabei gerecht. Allâh liebt ja die Gerechten.“ (Sûra 49:9).

 

Der rechtschaffene Gefährte Abû Huraira sagte: „Die Werke, die der gerechte Herrscher in seinem Volk an einem Tag verrichtet, sind besser als die Anbetungshandlungen, die der anbetend Dienende in seiner Familie über einhundert Jahre verrichtet.“

 

* Gerechtigkeit ist Sicherheit für den Menschen im Diesseits. Es wurde erzählt, dass der Bote eines Königs zu Umar ibn Al-Chattâb kam und ihn schlafend unter einem Baum fand. Er war erstaunt, dass der Herrscher der Muslime ohne Wachleute schläft. Er sagte: „Du hast gerecht geherrscht. Deswegen hast du, Umar, sicher geschlafen.“

 

* Gerechtigkeit ist die Grundlage der Herrschaft. Einer der Gouverneure schrieb an den Kalifen Umar ibn Abdulazîz einen Brief, in dem er ihn um eine Menge Geld bat, um eine Mauer um die Hauptstadt des Bezirks zu bauen. Umar fragte ihn: „Was nutzen die Mauern? Schütze sie mit Gerechtigkeit und säubere ihre Wege von Ungerechtigkeit!“

 

* Gerechtigkeit bietet Sicherheit für die Schwachen und die Armen und gibt ihnen das Gefühl der Ehre und des Stolzes.

 

* Gerechtigkeit verbreitet Liebe unter den Menschen und zwischen dem Herrscher und dem Beherrschten.

 

* Gerechtigkeit hindert den Ungerechten an seiner Ungerechtigkeit und den Gierigen an seiner Gier und schützt die Rechte, das Eigentum und die Würde.

 

Ungerechtigkeit

 

Allâh der Erhabene warnt vor Ungerechtigkeit. Er sagt: „Und meine ja nicht, Allâh sei unachtsam dessen, was die Ungerechten tun. Er stellt sie nur zurück bis zu einem Tag, an dem die Blicke starr werden.“ (Sûra 14:42).

 

Außerdem sagt Er: „... so wehe denjenigen, die Unrecht tun, vor der Strafe eines schmerzhaften Tages!“ (Sûra 43:65) und „... Allâhs Fluch (kommt) über die Ungerechten.“ (Sûra 11:18).

 

Der Prophet warnte uns ebenso vor der Ungerechtigkeit. Er sagte: „Sei nicht ungerecht! Die Ungerechtigkeit ist am Tag der Auferstehung Dunkelheit.“ (Überliefert von Muslim). Und er sagte: „Drei Bittgebete werden [von Allâh] angenommen: das des Fastenden, das des ungerecht Behandelten und das der Reisenden.“ (Überliefert von Al-Baihaqî). Er sagte weiterhin: „Der Muslim ist der Bruder des Muslims. Er darf ihn weder ungerecht behandeln noch verraten!“ (Überliefert von Al-Buchârî).



Arten der Ungerechtigkeit:

 

Menschliche Ungerechtigkeit gegenüber Allâh: Dies geschieht, wenn der Mensch nicht an seinen Schöpfer glaubt, und wenn er die Existenz Allâhs des Gepriesenen leugnet. Allâh betrachtet den Polytheismus als eine der größten Ungerechtigkeiten. Er sagt: „... geselle Allâh nicht(s) bei, denn Götzendienst ist fürwahr ein gewaltiges Unrecht.“ (Sûra 31:13).

 

Unterdrückung des Menschen durch einen anderen Menschen: Dabei handelt es sich darum, dass ein ungerechter Mensch die Seele, das Vermögen oder die Würde anderer Menschen angreift. Die Beleidigung des Muslims, der Raub dessen Vermögens sowie der Angriff gegen ihn gelten als Ungerechtigkeit. Der Muslim soll sich keineswegs auf eine derartige Weise verhalten.

 

Ungerechtigkeit gegenüber sich selbst: Das geschieht, wenn man eine Sünde begeht, vom Weg Allahs des Gepriesenen abweicht und den Weg des Teufels einschlägt.

 

Die Strafe für Ungerechtigkeit:

 

Eines Tages fragte der Prophet seine Gefährten: „Wisst ihr, wer der Bankrotteur ist?“ Sie antworteten: „Bankrott ist derjenige, der keinen Dirham und kein Vermögen besitzt.“ Er sagte: „Der Bankrotteur in meiner Umma ist derjenige, der am Jüngsten Tag zwar mit seinem Gebet, seinem Fasten und seiner Zakâ kommt; jedoch hatte er Einen beschimpft, einen Anderen beleidigt, das Geld von diesem ungerechterweise genommen, das Blut von jenem vergossen und diesen geschlagen. Daher nehmen dieser und jener von seiner Belohnung. Wenn er keine Belohnungen mehr hat, aber seine Schulden noch nicht gesühnt hat, dann nimmt er von dessen Sünden, und dadurch kommt er in die Hölle.“ (Überliefert von Muslim und At-Tirmidhî).

 

Der Prophet spornte dazu an, den Menschen die Rechte zu geben, bevor der Jüngste Tag kommt, an dem Allâh die Menschen auf Grund ihrer Ungerechtigkeit zur Rechenschaft zieht. Der Gesandte Allâhs sagte: „Ihr werdet die Rechte am Tag der Auferstehung geben, bis die Wiedervergeltung für das Schaf ohne Hörner beim Schaf mit Hörnern geübt wird.“ (Überliefert von Muslim).

 

Jedes Geschöpf wird also sein Recht am Jüngsten Tag bekommen, sogar das Schaf, das keine Hörner hat, wenn es von einem mit Hörnern geschlagen wurde. Es wird sein Recht haben. Der Gesandte Allâhs sagte: „Wer auch nur so wenig wie eine Handbreit Erde ungerecht war, bekommt eine Ungerechtigkeit so groß wie sieben Erden um den Hals gelegt.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).

 

Jeder Mensch, der ungerecht handelt oder das nimmt, worauf er keinen Anspruch hat, wird damit im Jenseits konfrontiert und als Strafe für seine Ungerechtigkeit im Diesseits gequält. Der Prophet sagte: „Allâh ist dem Ungerechten gegenüber geduldig [d.h., Er verzögert Seine Bestrafung]. Wenn Er ihn aber zu Sich nimmt, erbarmt Er Sich seiner nie.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim). Dann rezitierte der Prophet: „So ist der Griff deines Herrn, wenn Er die Städte ergreift, während sie Unrecht tun. Gewiss, Sein Griff ist schmerzhaft und hart.“ (Sûra 11:102).

 

Er überlieferte von Allâh dem Gepriesenen Seine Aussage: „O meine anbetend Dienenden, Ich habe Mir die Ungerechtigkeit verboten und sie unter euch als verboten beurteilt! Seid denn nicht ungerecht!“ (Überliefert von Muslim).

 

Der Muslim soll sich von der Ungerechtigkeit fernhalten und die Ungerechten nicht unterstützen!

 

Gerechtigkeit – Teil 1

 

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