Ziele des Haddsch in der Scharî‘a

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Allâh erschafft uns nicht zwecklos und Er wird uns nicht allein lassen, sondern Er erschafft uns, um die Erde zu kultivieren, und Er macht uns zu Statthaltern. Wir werden diese Statthalterschaft nicht erfüllen, bis wir die beste Gemeinschaft werden, die für die Menschen hervorgebracht worden ist. Das werden wir erst dann erreichen, wenn wir unsere Seelen läutern, die das Böse gebieten. Das einzige Mittel zur Läuterung der Seelen liegt in der Befolgung der Gebote des Islâm und der Erfüllung dessen Elementarpflichten, wie der Gesandte Allâh sie uns erklärt hat, und auch darin, dass wir danach streben, durch unsere Taten nur die Zufriedenheit Allâhs des Hocherhabenen zu erlangen. Allâh der Hochgepriesene sagt: "... Gewiss, das Gebet hält davon ab, das Schändliche und das Verwerfliche (zu tun)." (Sûra 29:45). Und der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Wen das rituelle Gebet nicht vom Schändlichen und Verwerflichen abhält, der wird dadurch nur noch weiter von Allâh entfernt sein." Er sagte auch über die Elementarpflicht des Fastens: "Wie viel Fastende gibt es, die vom Fasten nichts als den Hunger und Durst erlangen!" Denn das Fasten und das Verrichten des rituellen Gebets werden dem anbetend Dienenden nichts bringen, wenn er auf den Schändlichkeiten und der Schädigung der Muslime beharrt. Als der Prophet nach der Frau gefragt wurde, die das Fasten und das rituelle Gebet mehrte, aber ihren Nachbarn Schaden zufügte, antwortete er: "Sie ist im Höllenfeuer."

 
Kein Beischlaf und kein Frevel:
 
Über die Pflicht zum Haddsch sagt Allâh der Erhabene: "Die (Zeit der) Pilgerfahrt sind bekannte Monate. Wer in ihnen (die Durchführung) der Pilgerfahrt beschlossen hat, der darf keinen Beischlaf ausüben, keinen Frevel begehen und nicht Streit führen während der Pilgerfahrt." (Sûra 2:197). Und der Gesandte möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Wer den Haddsch vollzieht, ohne dabei Beischlaf ausgeübt oder Frevel begangen zu haben, der wird [so sündenfrei] zurückkehren, wie an dem Tag, an dem seine Mutter ihn zur Welt brachte."  Imâm Al-Ghazâlî zählte es zu den Anstandsregeln des Haddsch, dass man seine Begleiter sanft und milde behandelt, dass der Emir die Menschen milde behandeln und sich um sie kümmern soll und dass der Reisende Gutes reden, die Armen speisen und gute Manieren zeigen soll.
 
Allâh der hocherhabene Schöpfer sagt zu Seinem geliebten Propheten Muhammad über das Almosen: "Nimm von ihrem Besitz ein Almosen, mit dem du sie rein machst und läuterst, und bete für sie, denn dein Gebet ist für sie eine Beruhigung! Allâh ist Allhörend und Allwissend." (Sûra 9:103). Denn die Reinheit der Seele und die Läuterung des Geistes und der Gliedmaßen sind das erstrebte Ziel. Die Annahme dieser wesentlichen Handlungen des Islâm ist davon abhängig, dass der Muslim fromm wird, den anbetend Dienenden Allâhs alles Gute wünscht und sich davon fernhält, die Gefühle seiner Geschwister im Islâm zu verletzen, sonst werden seine Taten nicht angenommen, denn viele Betende gibt es, die von ihrem Gebet nichts als die Anstrengung erlangen, solange das Gebet sie davon nicht abhält, Verwerflichkeiten und Schlechtigkeiten zu begehen.
 
Die beliebtesten und besten Taten:
 
At-Tabarânî überlieferte von Umar , dass der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Zu den besten Taten gehört, dass du dem Gläubigen eine Freude bereitest, indem du ihn bekleidest, seinen Hunger stillst oder seine Bedürfnisse erfüllst." Er überlieferte ferner von Ibn Abbas , dass der Gesandte Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Wahrhaftig! Es gehört zu den besten Taten bei Allâh nach der Erfüllung der Pflicht, dem Muslim Freude zu bereiten." Er überlieferte auch von Al-Hasan ibn Ali , dass der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Zu den Gründen der Vergebung gehört, dass du deinem muslimischen Bruder Freude bereitest."
 
Wer sich diese Hadîthe betrachtet und versteht, wird erkennen, dass sie alle etwas Gemeinsames haben, und zwar die Hervorhebung des spirituellen Aspekts, der das Ziel hat, die Kräfte zu einigen und alles zu verwerfen, was zu Streit und Zwietracht führen kann, sodass der Prophet es für den besten Kampf hielt, wenn der Muslim die Menschen meidet, damit sie vor seinem eigenen Übel sicher sind.
 
In einem edlen Hadîth wird von Abû Sa´îd Al-Chudrî berichtet, dass er sagte: "Ein Mann kam zum Gesandten Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken und fragte ihn: Welcher ist der beste Mensch? Er erwiderte: Der Gläubige, der sich und sein Vermögen für die Sache Allâhs des Erhabenen einsetzt. Er fragte: Welcher dann? Er antwortete: Der, der die Menschen meidet, um sie vor seinem eigenen Übel zu schützen." (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim). Bei Al-Hâkim steht: "Er wurde gefragt: Welcher hat den vollkommenen Glauben? Er sagte: Wer sich und sein Vermögen [für die Sache Allâhs] einsetzt."
 
Der hocherhabene Schöpfer hat also den Muslimen dieses Motto gesetzt, damit sie sich in ihren Handlungen nach ihm richten. Also fürchtet Allâh in euren geliebten Geschwistern in der Religion und im Glauben!
 
Gottesfurcht der Herzen: 
 
Der Haddsch ist eine der großartigsten Riten dieser großen Religion. Allâh der Gepriesene hat ihn vorgeschrieben, um Seine anbetend Dienenden von allen Sünden und Schlechtigkeiten zu reinigen, die sie begangen haben, und von den Versuchungen und dem Schmutz des Lebens zu befreien, die sie besudelt haben. Die Erfüllung der Pflicht zum Haddsch bedeutet die Befolgung eines göttlichen, erhabenen und weisen Aufrufs: "Und rufe unter den Menschen die Pilgerfahrt aus, so werden sie zu dir kommen zu Fuß und auf vielen hageren (Reittieren), die aus jedem tiefen Paßweg daherkommen." (Sûra 22:27). Daher muss man sie hoch ehren: "So ist es. Und wenn einer die Kulthandlungen Allâhs hoch ehrt, so ist es (ein Ausdruck, der) von der Gottesfurcht der Herzen (herrührt)." (Sûra 22:32). Habt ihr also gesehen, wie unser Herr die Gottesfurcht und die Läuterung der Seele zu einem roten Faden machte, der sich durch alle Anbetungshandlungen hindurchzieht?
 
Wir sollen also wissen, dass das Streben nach Güte und das Unterlassen des Verwerflichen das höchste Ziel sind, das, falls erreicht, alle Wunden der Streitigkeiten heilen kann, sodass alle Muslime wie der Gottesfürchtigste unter ihnen werden. Der Alte wird sich des Jungen unter ihnen erbarmen, der Reiche des Armen und der Starke des Schwachen und erst dann wird der Islâm stark werden und seine Flagge wird sich über alle anderen erheben.
 
Und nicht Streit führen während des Haddsch:
 
Zur Hochehrung dieser großartigen religiösen Pflicht gehört, sie so zu erfüllen, wie Allâh der Gepriesene es will, in der Hoffnung, dass er sie annimmt; auch dass man alles vermeidet, was sie verletzt, ungültig macht oder ihre Belohnung mindert. Allâh der Erhabene sagt: "Die (Zeit der) Pilgerfahrt (sind) bekannte Monate. Wer in ihnen (die Durchführung) der Pilgerfahrt beschlossen hat, der darf keinen Beischlaf ausüben, keinen Frevel begehen und nicht Streit führen während der Pilgerfahrt..." (Sûra 2:197).
 
Kein Streit während des Haddsch und kein Streit nach dem Haddsch, denn der Muslim hat eine reine Seele und ein reines Gewissen; er wünscht seinen Nächsten, was er sich selbst wünscht; er wird traurig, wenn seinen Bruder ein Leid trifft, egal ob groß oder klein; er hält sich davon zurück, seinen Bruder böswillig zu verleumden, zu lügen oder jemanden hinterlistig zu behandeln.
 
Es wundert einen sehr, dass man den Muslim sehr bescheiden in seinen Worten und Taten sieht, aber wenn man ihn prüft, ist er von der Religion und der Gottesfurcht gegenüber Allâh dem Einzigen und Wohltäter weit entfernt. Dabei vergisst er, dass die Muslime zu ihrem Schöpfer zurückkehren werden, dem gepriesenen gerechten Richter, dem nichts weder auf Erden noch im Himmel verborgen ist.
 
Jeder Muslim, egal ob Haddschi oder nicht, soll sich von Frevel wie Verleumdung, üble Rede, Lüge, Schwindel, Betrug, Zwietracht und Streit fernhalten, weil dies alles zum Übel, zur Feindschaft und zum Hass unter den Muslimen führt, während der Muslim bei Allâh dem Erhabenen Sakrosanktes besitzt. Qattâda sagte: "Die guten Taten haben in den sakrosankten Monaten mehr Belohnung, und die Ungerechtigkeit in ihnen ist schlimmer als in den anderen Monaten, obschon die Ungerechtigkeit immer und überall schlimm und verpönt ist."
 
Die religiöse Pflicht des Lebens:
 
Der Haddsch, der in bestimmten Monaten zu vollziehen ist, ist eine Prüfung und eine Probe für die Muslime, ob sie sich von den Verwerflichkeiten während des Haddsch und in ihrem ganzen Leben fernhalten können. Der Schöpfer wird denjenigen helfen, die ein gutes Gewissen und eine aufrichtige Absicht haben, Er wird sie unterstützen, ihre Bestrebung und ihren Mut stärken. Allâh der Erhabene sagt: "Diejenigen aber, die sich um Unsertwillen abmühen, werden Wir ganz gewiss Unsere Wege leiten. Und Allâh ist wahrlich mit den Gutes Tuenden." (Sûra 29:69).
 
Alle Anbetungshandlungen, sowohl die täglichen als auch die jährlichen, sind wie eine Lehranstalt und der Haddsch ist die religiöse Pflicht des Lebens. Er ist auch eine Lehranstalt, in der wir unsere Seelen während der gezählten Tage, die wir zu leben haben, läutern, die uns jedoch erhalten bleiben, bis wir unserem Herrn begegnen.
 
Wir sollen diese Riten in einer Atmosphäre der Brüderlichkeit, Einheit und gegenseitigen Hilfsbereitschaft vollziehen, wir sollen so sein wie ein einziger Körper und sollen ein gemeinsames Ziel haben. In unseren Herzen sollen wir die Fackel des Glaubens haben, die in den Herzen der Gefährten des Gesandten Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken loderte. Wir sollen so sein wie unsere frommen Vorfahren, uns lieben, Verständnis für uns haben und nur Gutes von unseren Geschwistern halten, damit es unseren Herrn zufrieden stellt.
 
Der beste Freund:
 
Es wurde erzählt, dass Buhaim Al-Adschlî, ein Anbetender, der viel weinte, einen reichen Händler beim Haddsch begleitete. Am Reisetag weinte Buhaim, bis seine Tränen den Boden erreichten, und sagte "Diese Reise erinnert mich an meine Reise zu Allâh" und weinte sehr laut, was seinem Begleiter, dem Händler, missfiel. Als sie vom Haddsch zurückgekehrt waren, kam ein Mann zu ihnen, um sie zu grüßen, und er begann mit dem Händler. Er grüßte ihn und fragte ihn nach Buhaim, da sagte der Händler: "Bei Allâh, ich glaube, seinesgleichen gibt es nicht unter den Menschen, er war im Ausgeben sehr großzügig, während ich reich bin und er arm, er bediente mich oft, während er ein schwacher Mann ist und ich ein junger Mann, er kochte für mich, während er fastete und ich nicht." Der Mann verließ ihn und begab sich zu Buhaim, er grüßte ihn und fragte: "Wie hast du deinen Freund gefunden?" Buhaim sagte: "Den besten Freund, er vermehrt das Gedenken Allâhs, liest oft im Quran, weint viel und erträgt standhaft die Fehler seines Begleiters. Möge Allâh ihn meinetwegen mit Gutem belohnen!"
 
O Allâh, nimm uns unsere guten Taten, unseren Haddsch, unser Fasten und unser Gebet an und weise sie nicht zurück und lass uns zu Deinen rechtschaffenen anbetend Dienenden gehören! Âmin!

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