Den Blick senken – Praktische Schritte, um sich Allâh zu nنhern

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Manchmal kann es als muslimischer Jugendlicher in Deutschland beim Durchlaufen der Universität und der Schule schwierig sein, den Glauben zu wahren. Ich möchte, dass du dir nochmals ins Gedächtnis rufst, als du das letzte Mal in einer der folgenden Situationen warst:

 
Du läufst an einem heißen Sommertag auf dem Universitätsgelände (oder im Treppenhaus) und wenn du nach vorne blickst, um zu sehen, wohin du gehst, fällt dein Blick auf eine(n) halbnackte(n) schöne(n) Frau (Mann).
 
Oder du liest nachts einen islâmischen Artikel oder surfst lediglich im Internet  und direkt vor deinen Augen erscheint eine scheußliche Werbeeinblendung.
 
Senkst du genau in diesem Moment deinen Blick und sagst Möge Allâh mir vergeben!" oder Ich suche Zuflucht bei Allâh vor dem verfluchten Satan!"? Wenn ja, dann sei Allâh gepriesen! Doch wenn du genau in diesem Moment Mühe hast, deinen Blick zu senken und/oder nichts in deinem Herzen verspürst, dass dir sagt, dass du dir nicht ansehen solltest, was du da gerade siehst, dann solltest du diesen Artikel weiterlesen...
 
Ich schwöre bei Allâh: Als junger Muslim den Blick zu senken, ist sehr schwierig! Besonders wenn Unanständigkeiten, Pornografie und derartige Anstößigkeit in dieser Gesellschaft um sich greifen. Wir haben Kabelfernsehen (Kanäle wie MTV, E! und sogar den Disney-Channel!), das diese Verhaltensweise offen vorantreibt. Selbst beim bekanntesten Videospiel, das momentan auf dem Markt ist (GTA 4), geht es nur um Geld, Mädchen, Fluchen und Autodiebstahl! (O Allâh...!) Wenn unsere Herzen von dieser Art Verhalten beeinträchtigt werden und wir uns darüber wundern, warum es so schwierig ist, unseren Blick zu senken, dann sollten wir erkennen, dass die Wurzel des Problems nicht unser Blick ist. Er ist nur ein Symptom. Die Wurzel unseres Problems ist jedoch, dass unsere Herzen vor Allâh dem Hocherhabenen nicht gesenkt sind. Und das Mittel, dein Herz vor Allâh dem Hocherhabenen zu senken, besteht darin, durch einige Anregungen, die nachstehend erörtert werden, eine enge Verbindung zu Ihm aufzubauen. Wenn wir eine Verbindung zu Allâh dem Hocherhabenen aufbauen, dann werden wir feststellen, dass unsere Gliedmaßen (einschließlich unserer Augen) automatisch alles ablehnen werden, was Allâh dem Hocherhabenen missfällt.
 
Lasst uns nun einen Blick auf einige Dinge werfen, die wir tun können, um uns Allâh dem Hocherhabenen zu nähern! Hier eine Liste mit einigen praktischen Vorschlägen, die später einzeln erklärt werden:
 
- Arbeite daran, alle pflichtmäßigen Anbetungshandlungen (fünf Mal am Tag beten usw.) zu verrichten (und zu perfektionieren)!
- Entwickle eine Beziehung zum Qurân!
- Mehre freiwillige Anbetungshandlungen!
- Verbringe Zeit mit guten Brüdern/Schwestern!
 
Pflichtmäßige Handlungen:
 
Abû Huraira berichtete, dass der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: Allâh sagt: „Am liebsten habe Ich es, wenn Mein anbetend Dienender Meine Nähe sucht, indem er das tut, was Ich ihm zur Pflicht gemacht habe. Mein anbetend Dienender sucht solange Meine Nähe, indem er zusätzliche Anbetungen verrichtet, bis Ich ihn liebe, und wenn Ich ihn liebe, dann bin Ich sein Gehör, mit dem er hört, sein Augenlicht, mit dem er  sieht, seine Hand, mit der er zugreift, und sein Fuß, mit dem er geht. Wenn er Mich um etwas bittet, dann gebe Ich es ihm gewiss, und wenn er bei Mir Zuflucht sucht, dann gewähre Ich ihm gewiss Zuflucht.“ (Al-Buchârî, Hadîth mit von Allâh dem Propheten eingegebenen Wortlaut.)
 
Gepriesen sei Allâh! Allâh sagt uns geradeheraus, dass die beste Art, sich Ihm zu nähern, darin besteht zu tun, was Er uns zur Pflicht gemacht hat. Lasst uns einige zweckmäßige Ziele hinsichtlich unseres rituellen Gebets formulieren! Darauf hinzuarbeiten, fünf Mal täglich zu beten, ist das Beste, was wir für uns selbst tun können (wenn wir dies nicht bereits tun). Allâh der Hocherhabene hat uns informiert, dass Er mit uns ist, wenn wir beten!
 
Eine Beziehung zum Qurân aufbauen
 
Ich möchte, dass wir uns selbst folgende Frage stellen: Wann war es das letzte Mal, dass wir uns wirklich mit dem Qurân hingesetzt, ihn in einer Sprache, die wir verstehen, gelesen und über dessen Bedeutungen nachgesonnen haben? Viele von uns empfinden, dass der Qurân zu gut sei, als das wir darin lesen könnten, und dass wir nicht fähig seien, ihn zu verstehen. Deshalb lassen wir ihn zuoberst auf unseren Bücherregalen Staub fangen. Oder wenn wir uns dazu entschließen ihn zu lesen, rezitieren wir nur das Arabische und haben keine Ahnung, was es bedeutet. Der Qurân wurde für die Menschen hinabgesandt, um darüber nachzudenken und (den Anordnungen darin) Folge zu leisten. Wie können wir dies tun, wenn wir keine Ahnung davon haben, was er uns eigentlich anordnet (da wir die Sprache nicht verstehen)?
 
Ich kann sicher sagen, dass der Qurân bei meiner Rückkehr zu Allâh die größte Wirkung auf mein Leben hatte. Wenn wir den Qurân nicht bereits täglich lesen, dann würden wir uns selbst den größten Gefallen tun, eine deutsche Übersetzung des Qurân zu kaufen und uns anzugewöhnen diese täglich zu lesen.
 
Nachdem du deine Qurân-Ausgabe erhalten hast, kannst du darin 15 Minuten täglich nach und nach von der ersten bis zur letzten Seite lesen. Etwas, was wirklich dabei hilft, sich das Qurân-Lesen anzugewöhnen, besteht darin, dass man, wenn man die Qurân-Übersetzung zum ersten Mal durchliest, mit der Sûra 49 beginnt (der zweiten Hälfte des Qurân) und sie bis zum Ende liest. Der Grund dafür ist, dass die erste Hälfte des Qurân (medinensische Sûren) schwierige Verse beinhaltet, die sich auf das Gesetz beziehen und manchmal schwierig zu lesen sind. Wenn du mit der Sûra Nr. 49 beginnst, dann sind die Sûras relativ kurz (2-3 Seiten lang) und sie sind ein erstaunlicher Stärker für den Glauben, so dass du dir das Ziel setzen kannst, eine Sûra täglich zu lesen.
 
Die freiwilligen Anbetungshandlungen mehren
 
Das wichtigste Ziel, das wir uns selbst jetzt sofort aufstellen sollten, lautet, mit dem Beten zu beginnen (und ja, das Morgengebet ist ebenfalls Teil der fünf täglichen Gebete!). Doch nachdem wir beständig fünf Mal täglich beten, sollten wir die freiwilligen Handlungen mehren. Wenn du nochmals den oben erwähnten Hadîth in dein Gedächtnis rufst, dann erwähnt Allâh der Hocherhabene, dass der wichtigste Schritt bei der Rückkehr zu Allâh das Verrichten der pflichtmäßigen Handlungen ist. Danach sagt Er: "... Mein anbetend Dienender sucht solange Meine Nähe, indem er zusätzliche Anbetungen verrichtet, bis Ich ihn liebe..."
 
Wir können damit beginnen, indem wir die freiwilligen Gebete vor/nach jedem der fünf täglichen Gebete verrichten (siehe Sunna- [freiwillige] Gebete). Wir sollten uns auch darum bemühen, Allâhs des Hocherhabenen tagsüber zu gedenken, indem wir die Bittgebete verrichten, die der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken täglich verrichtete. Eine Pflichtlektüre im Taschenbuchformat, das die deutschen Übersetzungen der Bittgebete einher mit dem Arabischen beinhaltet ist „Die Festung des Muslims" (Hisn Al-Muslim). Man kann es online bestellen oder in einem örtlichen islâmischen Buchladen kaufen (es kostet nur einige Euro!).
 
Zeit mit guten Brüdern/Schwestern verbringen
 
Wenn du empfindest, dass es dir wirklich schwer fällt, deinen Glauben zu stärken, dann betrachte die drei Personen, die dir am nächsten stehen und mit denen du Zeit verbringst! Ich las vor einer Weile einen interessanten Artikel, der besagte, dass die eigenen Angewohnheiten dieselben sind, wie die Kulmination der Angewohnheiten der eigenen drei oder fünf engsten Freunde. Ganz im Ernst: Wie willst du planen, dich Allâh dem Hocherhabenen zu nähern, wenn du deine Zeit mit Mu(hammad) oder Fatty (Fatima) verbringst, die eine(n) Freund(in) haben und dich ständig zu Dingen schieben, die Allâh missfallen? Finde einen Freundeskreis, der dich stützt, wenn du beginnst abzugleiten!
 
Einige Hadîthe (Aussprüche des Propheten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) bezüglich der Begleitung:
 
„Du wirst mit denen sein, die du liebst." (Al-Buchârî).
 
„Die Religion eines Mannes ist die seines Freundes. Bedenkt also, mit wem ihr euch befreundet!" (Abû Dâwûd).
 
Und einer meiner Lieblingshadîthe: „Ein tugendhafter Gefährte ist wie ein Moschusverkäufer: Entweder wird er dir etwas anbieten, du wirst es von ihm kaufen, oder du wirst ihn gutriechend vorfinden. Doch ein schlechter Gefährte ist wie jemand am Blasebalg: Entweder wird er deine Kleider verbrennen oder du wirst einen scheußlichen Geruch von ihm davontragen." (Al-Buchârî und Muslim).
 
Aktionspunkte:  
 
Beginne damit, fünf Mal am Tag zu beten!
 
Lies eine Seite (oder eine kurze Sûra) am Tag im Qurân in einer Sprache, die du verstehst! Wenn du keine deutsche Übersetzung hast, dann bestelle sie online!
 
Hör damit auf, deine Zeit mit Freunden zu verbringen, die einen schlechten Einfluss auf dich haben (und lüge dich nicht selbst an, und tue nicht so, als wären sie dies nicht!)! Ich schwöre bei Allâh: Ich weiß, dass es sehr schwierig ist, damit aufzuhören, Zeit mit Menschen zu verbringen, mit denen man eng befreundet ist. Doch denke daran: „Die Busenfreunde sind an jenem Tag einer des anderen Feind außer die in Ehrfurcht gegenüber Allâh Demütigen." (Sûra 43:67).
 
Flehe Allâh schließlich an, verrichte Bittgebete und bitte Ihn, dir zu erlauben, Ihm nahe zu kommen und dich zum geraden Weg zu leiten!

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