Den Gefühlen des eigenen Kindes Gehِr schenken

  • Veröffentlicht:28.04.2015
  • Kategorie:Kinder
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Wie es bei Widerstand und Trotz helfen kann, den Gefühlen des eigenen Kindes Gehör zu schenken.

Immer wenn sich ein Kind fehlverhält, dann stecken drei Gründe hinter diesem Verhalten. Diese Gründe gelten für alle Verhaltensweisen: Von Wutanfällen, Trotz und Widerstand bis hin sogar zu Aggressivität und Hyperaktivität.

Der erste Grund ist, dass sie möglicherweise ein rechtmäßiges Anliegen haben, das nicht erfüllt wird. Der zweite Grund ist, dass ihnen möglicherweise die Information über etwas fehlt. Der dritte Grund ist, dass sie möglicherweise eine Anhäufung von Stress haben, die sie daran hindert, klar zu denken.

Um Trotz und Widerstand zu bewältigen, müssen wir zunächst lernen, unseren Kindern zuzuhören, um in der Lage zu sein, Abstand von der Situation zu gewinnen und objektiv zu betrachten, was sie dazu veranlasst so schwierig zu sein!

Dann, und nur dann, können wir in einer Art und Weise reagieren, die eine echte Lösung für die Situation hervorbringt und ihnen dabei hilft, zurück „auf die Spur“ zu gelangen und in einer klaren und liebenden Weise zu denken.

Als Erstes benötigen unsere Kinder, dass wir uns Zeit nehmen, um ihnen völlige Aufmerksamkeit zu schenken, die sie brauchen und verdienen.

In unserem hektischen Leben kann es schwierig sein, unseren Kindern diese bestimmte Zeit zur Verfügung zu stellen. Doch unsere Kinder brauchen diese Zeit völliger Aufmerksamkeitszeit mit uns, wenn sie zu ihrem vollen Potential heranwachsen sollen.

Es ist interessant zur Kenntnis zu nehmen, dass Kinder, wenn ihnen während ihres Spielens volle Aufmerksamkeit geschenkt wird, fähig sind, sich lange Zeit auf ihr Spiel zu konzentrieren und sehr schnell zu lernen.

Ein weiterer interessanter Nutzen der Aufmerksamkeit gegenüber den eigenen Kindern, besteht darin, dass sie, wenn sie volle Aufmerksamkeit erhalten, diese Zeit nutzen, um zu zeigen, wie es ihnen wirklich geht und wie sie sich fühlen.

Für Eltern, die sich von ihren Kindern abgekoppelt fühlen – oder empfinden, dass ihre Kinder keine Informationen über ihren Tag in der Schule oder in der Tagesstätte preisgeben – sind es diese Momente völliger Aufmerksamkeit beim Spielen, in denen sie Ereignisse kundgeben, die sie wirklich beeindruckt oder die sie zum Nachdenken veranlasst haben.

Wenn wir unseren Kindern Fragen stellen, erfahren wir nicht immer die volle Wahrheit von ihnen. Jugendliche frustriert dies und selbst Kinder, die nicht älter als fünf oder sechs sind, wollen oft keine allgemeinen Fragen über ihren Tag beantworten, wenn man sie von der Schule abholt.

Wenn sie sich verbunden mit einem fühlen und volle Aufmerksamkeit genießen, dann ist dies der Zeitpunkt, in dem sie einem ihre wahren Erfahrungen und Gefühle mitteilen.

Beispielsweise könnte man, wenn man das eigene Kind von der Schule abholt, es nach dessen Tag fragen oder nach seinem Kunsthandwerk, nach AGs oder nach Sportaktivitäten, nach dessen Lehrer oder nach dessen Test. Doch das Ereignis, das das Kind tatsächlich berührte, war, dass einer seiner Klassenkameraden etwas über sein Hemd sagte - oder als sein Lehrer etwas sagte, was es störte - oder als es etwas hörte, was es nicht verstand und versuchte es zu verarbeiten. All diese Dinge haben beim Verhalten und klaren Denkvorgang eines Kindes typischerweise wesentlich mehr Bedeutung.

Wenn man über seine eigenen Erfahrungen nachdenkt, kann man sicher einen Zusammenhang herstellen.

Wie oft hat man sich darüber geärgert, was ein Familienmitglied, Partner, Freund, Nachbar, Chef oder Mitarbeiter gesagt oder getan hat! Möglicherweise hat diese Erfahrung einen so sehr verstimmt, dass man immer wieder darüber nachdenkt, wieder und wieder, und immer verstimmter wird. Dann ertappt man sich selbst dabei, wie man mit anderen darüber spricht, und manchmal verschwindet es schnell, wenn man es verarbeiten kann.

Manchmal bleiben die Gefühle und man hegt weiterhin Groll gegen die Person, die einen verstimmt hat oder man versucht sogar sich zu rächen – möglicherweise indem man einfach einen passiv-aggressiven Kommentar abgibt, wenn man die Gelegenheit dazu bekommt, oder - schlimmer noch - indem man mit ihr „abrechnet“.

Doch die Philosophie des „Abrechnens“ hat Kriege zwischen Nationen, Religionen, Rassen und Familien über Generationen fortwähren lassen. Und sie führt nicht zu der Freude und zu dem Friedensgefühl, das wir versuchen unseren Kindern zu übermitteln.

Dies ist lediglich ein Beispiel dafür, wie gesellschaftlicher Kontakt mehr Bedeutung für Kinder haben kann, als wir oft denken. Worauf es wirklich ankommt, ist die Tatsache, dass es dem eigenen Kind möglicherweise schwerfällt, zu versuchen, das Geschehene zu verarbeiten.

Es könnte sich in der Schule sogar schikaniert fühlen, jedoch nicht wissen, was es dagegen unternehmen soll, und nicht einmal wissen, wie es einem davon erzählen soll. Der wichtigste Teil ist, dass für den Fall, dass das eigene Kind über eine längere Zeit stark beansprucht wird, dies eine verheerende Wirkung auf dessen Selbstwertgefühl haben kann. Studien haben gezeigt, dass Kinder mit einem niedrigen Selbstwertgefühl anfälliger dafür sind, im späteren Leben Gruppendruck auszuüben.

Glücklicherweise ist das Gegenmittel für Widerstand und Trotz des eigenen Kindes einfach:

Man schenkt ihm regelmäßig volle Aufmerksamkeit! Die eigene Aufmerksamkeit, bedingungslose Bestätigung und Liebe ist das, was ein Kind wirklich mehr als alles andere will. Weil man dessen Ursprung ist, dessen höchstes Vorbild – im Guten oder im Schlechten. Während das eigene Kind also von der genüsslichen vollen Aufmerksamkeit, die man ihm schenkt, zehrt, wird es beginnen sich zu öffnen und weniger widerspenstig und trotzig zu sein.

Das eigene Kind wird von sich aus leichter mit einem zusammenarbeiten, wenn die Verbindung zueinander stark und der Respekt voreinander groß ist. Das eigene Kind wird sich einem außerdem öffnen und mehr aus seinem Leben mitteilen. Manchmal wird es schöne Momente beschreiben, die es wirklich genoss, und manchmal wird es einem von etwas erzählen, das es beunruhigt.

Wenn sich unsere Kinder emotional und körperlich völlig unterstützt von uns fühlen, dann werden sie uns ihre Schmerzen zeigen, in der Hoffnung, dass wir ihnen helfen.

Immer wenn das eigene Kind mit einem offen trotzig umgeht, dann ist dies ein klares Zeichen dafür, dass es sich abgekoppelt fühlt und/oder betrübt über etwas ist. Indem man seine Zeit nutzt, dem eigenen Kind zuzuhören, wird man dessen Vertrauen und Zusammenarbeit ohne Auseinandersetzungen, Bestechung oder Verhandlungen gewinnen.

Dementsprechend müssen wir mit unseren Gedanken und Herzen zuhören, wenn unsere Kinder unsere volle Aufmerksamkeit genießen, damit sie spüren, dass es ungefährlich für sie ist zu versuchen, durch Tränen oder Lachen und durch Sprechen über ihre Probleme zu genesen.

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