Zu den Gründen für die Annahme einer Tat gehört auch, dass ein Muslim seine Tat nicht überbewertet. So soll er weder mit seiner Tat noch seiner Aufrichtigkeit prahlen oder seinem Schöpfer seine Tat vorhalten. Vielmehr soll er sich bemühen, zu Allâh dem Erhabenen flehen, Ihn bitten, dass Er seine Tat annimmt und Ihn ernsthaft bitten, dass er diese Tat auch forthin verrichten kann. Dies gehört nämlich zu den liebsten Taten bei Allâh und Seinem Gesandten, und zwar gemäß den Worten des Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Die liebsten Taten bei Allâh sind die dauerhaftesten, selbst wenn sie wenige sind.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim). Ein Muslim soll sich davor fürchten, dass Allâh die Tat von ihm aus irgendeinem Grund nicht annimmt, wie etwa die Unaufrichtigkeit bei der Tat, das Beigesellen oder das Nicht-Befolgen der islâmischen Gebote. Die rechtschaffenen frühen Gelehrten pflegten sich um die Annahme ihrer Taten zu kümmern, wobei jeder von ihnen fürchtete, dass seine Tat zurückgewiesen oder nicht angenommen wird. Allâh, der Allmächtige und Majestätische, beschreibt den Zustand derjenigen, die vor der Nicht-Annahme der Taten Angst haben, indem Er sagt: „Und die geben, was sie geben, während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden, diese beeilen sich mit den guten Dingen, und sie werden sie erreichen.“ (Sûra 23:60-61). Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) interpretierte den obigen Qurân-Vers, dass damit diejenigen gemeint sind, die fasten, beten, Almosen geben und fürchten, dass Allâh es nicht von ihnen annimmt. Von Alî ist überliefert: „Sorgt euch viel mehr um die Annahme eurer Taten als um die Taten selbst! Habt ihr nicht Allâh den Allmächtigen und Majestätischen sagen hören Allâh nimmt nur von den Gottesfürchtigen an (Sûra 5:27)?
Nach dem Hadsch wird man neu geboren – Teil 2
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Hilfreich dabei, fortwährend Gutes zu tun, ist auch, dass man sich der Gnadenerweise Allâhs bewusst macht. Der Muslim soll sich daran erinnern, dass all seine Taten die Dankbarkeit für eine einzige Gnade unter den zahlreichen unzählbaren Gnadenbezeigungen, die Allâh, der Erhabene, Seinen anbetend Dienenden erwiesen hat, nicht erfüllen. So sollen wir Allah, dem Erhabenen, dafür danken und uns an folgende Worte Allahs, des Erhabenen, erinnern: „Und was ihr an Gunst erfahrt, ist von Allâh...“ (Sûra 16:53). Er sagt ebenso: „Und wenn ihr die Gunst(erweise) Allâhs aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht erfassen. Allâh ist wahrlich Allvergebend und Barmherzig.“ (Sûra 16:18).
Weiterhin hilfreich für fortwährende gute Taten ist, dass man sich an den Tod erinnert, denn er ist der Zerstörer allen Vergnügens, trennt die Menschen voneinander und kommt plötzlich und man kann vor ihm nicht fliehen. Der Erhabene sagt: „Wo immer ihr auch seid, wird euch der Tod erfassen, und wäret ihr in hochgebauten Türmen...“ (Sûra 4:78). Wer die sich täglich ereignenden Unfälle betrachtet, der wird wissen, dass ihn der Tod plötzlich in irgendeinem Moment überraschen kann, in dem er nicht mehr bereuen kann. Wir bitten Allâh den Erhabenen um ein gutes Ende!
Hilfreich ist außerdem, sich an das Grab zu erinnern, denn es ist die erste Station im Jenseits und in ihm erfolgt die Frage nach dem Herrn, der Religion und dem Gesandten. Nur wer im Diesseits rechtschaffene Taten verrichtet hat, kann diese Fragen beantworten. Das Grab ist also die „Kasse“ der Taten, in dem nur der Glaube, das unablässige Tun rechtschaffener Taten und das aufrichtige Herz nutzen. Der Erhabene sagt: „An dem Tage, da weder Besitz noch Söhne (jemandem) nützen, außer, wer zu Allâh mit heilem Herzen kommt.“ (Sûra 26:88-89).
Damit sich der Mensch um das Tun guter Taten eifrig bemüht und diese unablässig verrichtet, Sünden vermeidet und Verwerfliches meidet, muss er sich selbst an die großartige Belohnung erinnern, die aus dem Tun dieser Taten resultiert. Zur Barmherzigkeit Allâhs des Erhabenen uns gegenüber gehört, dass er uns für jede Tat, die wir verrichten, auch wenn sie gering ist, großartig belohnt. Der Mensch kann sich auch dadurch motivieren, dass er sich dem Paradies der Wonne sehnt und den Weg derjenigen beschreitet, die ins Paradies eingehen werden. Gleichzeitig soll man auch das Höllenfeuer und dessen schreckliche Hitze fürchten. So hält man sich vom Weg des Irrtums fern und zugleich am Weg der Aufrichtigkeit fest.
Wer in sich kein starkes Motiv, keinen sicheren Wunsch, keinen wirksamen Eifer für die Konkurrenz um das Verrichten guter Taten nach der Rückkehr aus dem Hadsch findet und wem die obigen Mittel zum Erwecken des Wunsches und der Ehrfurcht nicht nutzen und wer noch hartherzig oder gelegentlich nachlässig oder träge ist, der soll sich daran erinnern, dass die Frist kurz und die Lebenszeit begrenzt ist und dass sich Glückseligkeit im Diesseits und die Ruhe im Jenseits nur bei denjenigem einstellen, der sich gemäß der Anweisung Allâhs recht verhält. Wer im Diesseits ein gutes Leben führen und immer glücklich leben will, der soll sich immer recht verhalten und sich um das Festhalten am Gehorsam bemühen. Der Erhabene sagt: „Wer rechtschaffen handelt, sei es Mann oder Frau, und dabei gläubig ist, den werden Wir ganz gewiss ein gutes Leben leben lassen. Und Wir werden ihnen ganz gewiss mit ihrem Lohn das Beste von dem vergelten, was sie taten.“ (Sûra 16:97).
Sonst wird er am Tag der Rechenschaft bereuen, dass er Pflichten gegenüber Allâh vernachlässigte. Ein Muslim soll sich also aus eigenem Interesse um den Gehorsam gegenüber Allâh bemühen, um die höchsten Rangstufen zu erlangen. Denn wer rechtschaffene Taten verrichtet, wird die höchsten Rangstufen erreichen, und zwar gemäß den Worten des Erhabenen: „Gewiss, wer zu seinem Herrn als Übeltäter kommt, für den gibt es die Hölle; darin wird er weder sterben noch leben. Wer zu Ihm als Gläubiger kommt, der rechtschaffene Werke getan hat, für jene gibt es die höchsten Rangstufen, die Gärten Edens, durcheilt von Bächen; ewig darin zu bleiben. Das ist der Lohn desjenigen, der sich läutert.“ (Sûra 20:74-76).
Wen all dies noch nicht wach gerüttelt hat, der soll sich selbst aufwecken, sein Herz durch den Besuch der Friedhöfe läutern, dort ein wenig verweilen und über sein Schicksal und über das Ende jedes Lebenden nachsinnen. Er kann das Totengebet verrichten und sich am Tragen des Verstorbenen und dessen Beerdigung beteiligen oder Kranke besuchen, insbesondere diejenigen, die unter Krankheiten leiden, die aus schrecklichen Unfällen resultieren. So etwas berührt das Herz gewiss und macht es weich. Man beginnt, die Nachlässigkeit zu bereuen, sich wieder reumütig Allâh zuzuwenden und sich zu entschließen, in Zukunft Gutes zu tun.
Zu den Angelegenheiten, die ferner zum rechten Verhalten, zur Unerschütterlichkeit beim Gehorsam, zum Erfolg beim Bekämpfen des Egos beitragen und die dabei helfen, gottesfürchtig zu werden und den Menschen dazu bewegen, sich um das Paradies zu bemühen, gehört, dass der Muslim gegen sein Ego ankämpft und versucht, sein Ich zu Taten zu verpflichten, die es auf dem Weg des Gehorsams festigen und es den Weg des rechten Verhaltens beschreiten lassen. So versucht man den Qurân unablässig zu rezitieren, ihm zuzuhören, über seine Verse nachzudenken, nach ihm zu handeln, sich in Entscheidungsfragen an ihn zu wenden und sich durch den Qurân behandeln zu lassen. Der Muslim soll sich auch dazu verpflichten, an Tafsîr-Unterrichten teilzunehmen und ganz allgemein Unterrichte über den Islâm zu besuchen und die Nähe der Gelehrten zu suchen. Dies stärkt den Glauben und hilft beim rechten Verhalten. Man soll auch die Geschichten früherer Propheten lesen, das Leben des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) studieren und in den Biografien der Gelehrten und der Rechtschaffenen suchen.
Eine weitere Motivation für den Muslim Gutes zu tun ist, dass er an die Macht des Bösen denkt und sich bewusst macht, wie die Feinde des Islâms mit allen Mitteln versuchen, den Islâm in seinem Kern anzugreifen. Man soll darüber nachdenken, wie diese Leute ihre Falschheit mit allen Mitteln verteidigen. Dies motiviert ihn vielleicht dazu, sich mehr um den Islâm zu bemühen und sich um die Angelegenheit der Muslime und um Bedürftige zu sorgen. Man soll auch darüber nachdenken, wie Länder zu Fortschritt und Stabilität gelangen und wie Kulturen erfolgreich bestehen. Man wird feststellen, dass zu den wichtigsten Gründen dafür das Festhalten an einer Ideologie, ernsthaft betriebene Wissenschaft und die stete Selbstkontrolle gehören. Die Muslime haben bereits den ausgewogenen göttlichen Leitfaden, auf den sie stolz sein können und den sie anderen Ideologien vorziehen sollen. Man muss sich auch stets fortbilden und Fehler verbessern. Der Erfolg der Länder und der Fortbestand der Kulturen erfolgt nicht durch Trugbilder oder wertlosen Materialismus, sondern durch das Festhalten an Werten, das Handeln nach Prinzipien und die stolze Überzeugung von einer Ideologie.