Furcht vor Allâh ist das Motto der Glنubigen

9778 2061

Eine der wichtigste Aufgaben, derentwegen der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gesandt wurde, besteht darin die Seelen zu läutern und sie zu reinigen, wie Allâh der Hocherhabene sagt: „Er ist es, Der unter den Schriftunkundigen einen Gesandten von ihnen hat erstehen lassen, der ihnen Seine Zeichen vorliest, sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt; obgleich sie sich ja zuvor in deutlichem Irrtum befanden –“ (Sûra 62:2). Allâh der Hocherhabene lässt den Erfolg des Menschen von dessen Läuterung seiner Seele bedingt sein. Nach elf aufeinanderfolgenden Schwüren sagt der Hochgepriesene: „Wohl ergehen wird es ja jemandem, der sie läutert, und enttäuscht sein wird ja, wer sie verkümmern lässt.”(Sûra 91:9-10). Es gibt keinen Zweifel daran, dass eins der wichtigsten Mittel für die Läuterung der Seelen darin besteht, sie zur Furcht vor Allâh dem Allmächtigen zu erziehen. Der Gelehrte Ibn Al-Qayyim () sagte: „Zu den Stufen von (Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe und Beistand.) gehört die Stufe der Furcht, die als eine der höchsten Stufen des Wegs gilt und dem Herzen am nützlichsten ist. Sie ist jedem eine Pflicht.“

Er () sagte ferner: „Das Herz in seinem Lauf zu Allâh dem Allmächtigen ist wie ein Vogel; die Liebe ist sein Kopf, Furcht und Hoffnung sind seine Flügel. Wenn also  Kopf und Flügel gesund sind, kann der Vogel gut fliegen, wenn der Kopf abgeschnitten wird, stirbt der Vogel, und wenn er die Flügel verliert, wird er eine Zielscheibe jedes Jägers und Raubtiers.“

Wenn die Furcht die Herzen beherrscht, brennt sie die Begierdenstellen in ihnen aus und vertreibt ihnen die Liebe zum Diesseits, denn die Furcht ist die Geißel Allâhs, mit dem Er die Abirrenden zu Seiner Tür leitet und Er sie vor der Hölle und peinvollen Folter bewahrt.

Al-Fudail () sagte: „Wer sich vor Allâh fürchtet, den führt die Furcht zu allem Guten.“  Sie sollen gut wissen, dass das Herz, wenn die Furcht es verlässt, verdirbt und sich sein Besitzer deshalb wagt, Sünden zu begehen. Wie kann der anbetend Dienende sich in diesem Diesseits nicht fürchten, während er weiß, dass vor der Tür gewaltiger Schrecken steht: Er weiß nicht, womit sein Leben beendet wird. Sahl sagte: „Die Furcht der Aufrichtigen vor dem schlimmen Ende ist bei jedem Gedanken und jeder Bewegung zu finden. Allâh der Hocherhabene beschreibt sie in Seiner Aussage: „... während ihre Herzen sich (davor) ängstigen ...“ (Sûra 23:60). Als Sufyân Ath-Thaurî () im Sterben lag, weinte er heftig. Es wurde ihm gesagt: „Du sollst gut hoffen, denn die Vergebung Allâhs ist viel größer als deine Sünden!“ Da entgegnete er: „Weine ich wegen meiner Sünden?! Wenn ich sicher wäre, dass ich als Monotheist sterbe, würde ich mir keine Sorgen machen, Allâh mit großen Sünden so groß wie Berge zu begegnen.“

Denn er stand kurz vor dem Begräbnis der Befragung durch die beiden Engel und er wusste nicht, ob er dabei standhaft sein würde oder nicht. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) saß am Rande eines Grabes, weinte und sagte: „O meine Brüder! Bereitet euch auf so etwas vor!“

Wenn jemand an die Schrecken des Tages der Auferstehung, die Waage, die Brücke Sirât und das Betreten der Menschen entweder des Paradieses oder des Höllenfeuers denkt, wird die Furcht  sein Herz beherrschen, so dass sie ihn von vielen der verbotenen Dinge abhält. Jeder, der sich vor etwas fürchtet, entgeht diesem, aber wer sich vor Allâh fürchtet, eilt zu Ihm: „So flüchtet (nun) zu Allâh! Gewiss, ich bin euch von Ihm ein deutlicher Warner.(Sûra 51:50).

Die Stufen der Furcht

Es wurde erwähnt, dass es verschiedene Stufen der Furcht gibt:

Die erste Stufe: Furcht vor Strafe

Es ist  die Angst, durch die der Glaube beständiger wird. Es ist die Furcht des gewöhnlichen Volkes. Diese Furcht entsteht dadurch, dass man an die Warnung glaubt, Sünden eingesteht und das Resultat erwartet. Verlässt diese Furcht das Herz, ist dies ein Zeichen dafür, dass auch der Glaube es verlässt: „... sondern fürchtet Mich, wenn ihr gläubig seid!“ (Sûra 3:175).

Die zweite Stufe: Furcht vor Ränken

Von vielen die sich ihres Zustands erfreuten, wandten sich die Zustände ins Gegenteil. Sie kehrten von der guten Handlung zu den schlechten Werken zurück. Sie begannen, ihre Hände verzweifelt umzudrehen und die rechte auf die linke Hand zu schlagen. Geselligkeit verkehrte sich in Einsamkeit, Anwesenheit in Abwesenheit, Zuneigung in Abneigung und Annähern in Abstoßen.

Die höchste Stufe: Furcht des anbetenden Dieners davor, vor Allâh verschleiert zu werden: Dies ist die Furcht der Wissenden.

Je besser der anbetend Dienende Allâh kennt und je mehr er über die Eigenschaften des Hochgepriesenenen weiß, desto größer ist seine Furcht. Der Hocherhabene sagt: „... Allâh fürchten von Seinen Dienern eben nur die Gelehrten...“ (Sûra 35:28). Deswegen finden wir, dass der Meister der Schöpfung, Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) der Fürchtendste der Menschen war. Man sagte zu ihm: „Du Gesandter Allâhs! Du bist grauhaarig geworden!“ Er antwortete: „Sûra Hûd und ihre Schwester ließen mich grauhaarig werden.“ Er (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte über sich selbst: „Ich bin unter euch derjenige, der Allâh am meisten fürchtet und Ihm gegenüber am frömmsten ist.“

Einige der Gelehrten erwähnten, dass die Furcht mangelhaft, übermäßig und mittelmäßig sein kann. Die lobenswerte unter ihnen ist die mittelmäßige, die ihren Besitzer zur Erfüllung dazu bringt, seine Pflichten zu erfüllen und die verbotenen Dinge zu unterlassen. Wenn die Furcht jedoch größer wird, so dass sie die Seelen veranlasst sich zu bemühen, zusätzliche freiwillige gute Taten zu verrichten, Kleinigkeiten verpönter Dinge zu unterlassen und erlaubte Dinge zu mehren, ist es noch besser.

Aber die mangelhafte Furcht, die der Zärtlichkeit der Frauen ähnlich ist, tritt nur dann auf, wenn ein Grund dafür vorhanden ist wie beim Hören eines Qurân-Verses, bei einer Ermahnung oder bei etwas Ähnlichem. Dann fließen die Tränen und verspürt man einen Schauder im Herzen, aber wenn der Grund nicht mehr existiert, kehrt man wieder zu seiner ehemaligen Achtlosigkeit zurück. Diese Art ist eine mangelhafte Furcht, die geringen Nutzen hat.

Ein Übermaß an Furcht, das seinen Besitzer zur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit führt oder Krankheit oder Besorgnis verursacht, was ihn wiederum daran hindert, sich die von Allâh erwünschten Tugenden anzueignen, ist verwerflich und unerwünscht.

Möge Allâh uns Furcht und Angst vor Ihm im Verborgenen und im Offenen spüren lassen! Und möge Allâh unseren Propheten Muhammad sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

Verwandte Artikel