60 kurze Mahnworte von Ibn Al-Dschauzi - Teil 1

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1.    Meine Geschwister: Die Sünden beflecken die Herzen. Wenn also der Spiegel des Herzens schwarz wird, reflektiert er nicht das Gesicht der Rechtleitung. Wer den Schaden einer Sünde kennt, der fühlt die Reue.

 

2.    O Sündiger, wo sind die fließenden Tränen? O Gefangener deiner Sünden, weine über deine vergangenen Sünden! Wie schade, wenn dich der Tod ereilt, bevor du reumütig (zu Allâh) zurückkehrst! Wie schade, wenn du zur Reue aufgerufen wirst und trotzdem nicht gehorchst! Was würdest du tun, wenn der Tod ausgerufen wird, ohne dass du dich darauf vorbereitet hast? Bist du nicht derjenige, der die großen Sünden öffentlich begeht und Allâh nicht fürchtet?

 

3.    Wie schade für einen anbetend Dienenden: Je mehr seine Sünden werden, desto weniger bittet er um Verzeihung, und je mehr er sich dem Grab nähert, desto gleichgültiger wird er.

 

4.    Gedenke der Namen Desjenigen, Der dir Nutzen bringt, wenn du Ihm Gehorsam leistet, und dein Herz reformiert, wenn du Ihm anbetend dienst.

 

5.    O Vernünftiger, du weißt nichts über dich selbst, du bist nur damit vertraut, dass du isst, wenn du Hunger hast, schläfst, wenn du satt bist und streitest, wenn du ärgerlich bist. Wodurch unterscheidest du dich dann von den Tieren?

 

6.    Wie erstaunlich bist du! Wenn du eine schöne Schrift siehst, bist du über die Weisheit des Schreibers erstaunt. Nun siehst du die Zeichen der Macht und bist trotzdem nicht mit dem Urheber vertraut. Wenn du Diesen trotz dieser Kunstfertigkeit nicht erkennst und nicht darüber erstaunt bist, so sei erstaunt über deine blinde Wahrnehmung, obwohl du sehen kannst!

 

7.    O du, dessen Jugend verging und dessen Buch mit Sünden gefüllt wurde! Wurdest du nicht darüber informiert, dass die Haut sprechen wird, wenn sie als Zeuge aussagen wird? Wurdest du nicht darüber informiert, dass das Feuer für die Sünder erschaffen wurde? Es verbrennt alles, was dort hinein geworfen wird. So erinnere dich immer daran, dass die reumütige Rückkehr zu Allâh es fernhält und die Träne es löscht.

 

8.    Fragt die Gräber über deren Bewohner und erkundigt euch bei den Gruben nach deren Bewohnern, so werden sie euch über die Porosität ihrer Liegeplätze informieren und euch unterrichten, dass Bedauern die Stätten füllt und dass der Reisende hofft, dass er zurückkehren könnte! So soll der Unaufmerksame ermahnt werden und zurückkehren.

 

9.    O du, von dem deine Werke aufgefordert werden, der du verantwortlich für deine Taten bist, dessen Worte insgesamt aufgeschrieben wurden und der du über all deine Lagen diskutierst! Wie erstaunlich es doch ist, dass du dies vergisst!

 

10. Die Ermahnungen des Qurân schmelzen das Eisen und gelten für den Verstand als ständige Zügelung; durch ihn werden die strahlenden Herzen täglich gewarnt; der Unbedachte jedoch rezitiert diesen Qurân und zieht keinen Nutzen daraus.

 

11. Bischr Al-Hâfî pflegte lange aufzubleiben und zu sagen: Ich habe Angst davor, dass die Anweisung Allâhs (der Tod) kommt, während ich schlafe."

 

12. Wer sich das Verschwinden schwerer Prüfungen und das Bestehen des Lobens vorstellt, dem fällt die Prüfung leicht. Wer sich über das Verschwinden der Gelüste und das Bestehen der Schande Gedanken macht, dem fällt es leicht, darauf zu verzichten. Und nur der scharfsinnige Verstand bemerkt die Ergebnisse.

 

13. Wie erstaunlich ist derjenige, der das vergängliche Diesseits dem ewigen Jenseits vorzieht, der den Ozean gegen einen Bach austauscht, der das trübe Haus einem reinen bevorzugt und der die Krankheiten mehr als die Gesundheit liebt.

 

14. Ein Vetter von Muhammad Ibn Wasi besuchte diesen. Dieser fragt ihn: "Woher kommst du?" Er erwiderte: "Ich ersuchte das Diesseits." Da fragte Muhammad: "Hast du es erhalten?" "Nein!" antwortete der Vetter. Da sagte Muhammad: "Wie erstaunlich ist das! Du ersuchst etwas, das du nicht erhalten kannst. Wie willst du dann etwas erhalten, das du nicht ersuchst?"

 

15. Die Leute werden an einem einzigen Ort versammelt. Sie werden in zwei Gruppen geteilt: Glückliche und Unglückliche. So kommt über eine Gruppe die Strafe, wobei der Auferstehungstag für die anderen wie eine Spazierfahrt und ein Fest gilt; jeder schöpft also von seinem Brunnen.

 

16. Viele Blicke, die man im Diesseits als süß empfunden hat, kann man im Jenseits wegen ihrer Bitterkeit nicht ertragen. O Sohn Adams, dein Herz ist schwach und deine Meinung hinsichtlich des Blickewerfens töricht! Wie viele verachtende Blicke führten zum Straucheln der Füße!

 

17. O Kind der Neigung, wann wird von dir Besonnenheit bemerkt? Deine Augen sehen Verbotenes, deine Zunge ist den Sünden verhaftet und dein Körper bemüht sich Trümmer zu erwerben.

 

18. Wo ist deine Reue über deine Sünden? Wo ist dein Jammer um deine Fehler? Bis wann schädigst du dich selbst durch deine Sünden und verschwendest deinen Tag wie dein Gestern? Weder hast du unter den Wahrhaftigen einen Platz noch kehrst du reumütig wie die Bereuenden zurück. Warum streckst du deine Hand nicht in der Finsternis aus und lässt in der Frühe keine bittenden Tränen fließen?

 

19. Natürlich liebst du deine Kinder, so liebe deine Eltern der Scharî'a entsprechend! Sorge für einen Stamm, der einen Zweig treibt! Erinnere dich immer an deren Güte dir gegenüber und an die gute Erziehung! Entrichte für deine Eltern die Zakâ, falls sie verstorben sind, und bitte Allâh für sie um Vergebung und tilge ihre Schulden!

 

20. Wer wird für dich da sein, wenn dich die Schmerzen plagen, die Stimme versagt, die Reue sich vertieft, der Tod plötzlich erscheint und der Todesengel kommt um die Seele mitzunehmen, damit du einen unbevölkerten Ort bewohnst! Wie schade um dich! Wie wird es um dich stehen, wo die Zustände des Grabes doch unerträglich sind!

 

21. Als ob die Herzen nicht zu uns gehörten und als ob die Worte an jemand anderen gerichtet wären! Wie viele Drohungen durchbohren die Ohren, die wir nicht berücksichtigen, als ob wir nicht damit gemeint wären; die Nachlässigkeit macht uns taub, oder vielmehr blind.

 

22. O Sohn Adams, die heutige Freude über die Sünde ist wenig, während die Trauer über sie Morgen lang ist! Solange ein Gläubiger sich im Licht der demütigen Ehrfurcht gegenüber Allâh befindet, kann er den Weg der Rechtleitung sehen. Falls die Finsternis der Neigung einbricht, erlischt das Licht.

 

23. In einer Nacht stand Al-Hasan auf und weinte. Da brachen die Bewohner des Hauses in Tränen aus. Sie fragten ihn nach dem Grund. Er sagte: "Ich habe mich an eine Sünde erinnert, und weinte deswegen." O an Sünden Leidender, es gibt für dich kein besseres Heilmittel als das Weinen!

 

24. O du, dessen Werk mit Heuchelei vermischt ist, du schmückst dich für die Leute, wie Graviertes geschmückt wird. Eigentlich werden das Innere und der Kern betrachtet und nicht die Gravur. Wenn du eine Sünde vorhast, so erinnere dich an den Tag der Bahre und auch daran, wie du zu einem Grab getragen wirst, das mit Steinen bedeckt ist.

 

25. Hast du ein Werk, das wiegt, wenn es auf die Waage gelegt wird? Leider ist dein Werk nur eine Schale ohne Kern, wo doch die Waage den Kern wiegt und nicht die Schale.

 

26. Möge Allâh Sich der Knochen erbarmen, die in Gehorsam strammstehen und nicht schwach, sondern hart werden, wenn die Nacht über sie kommt, und wegen ihrer Sünde jammern, wenn sie sich an diese erinnern!

 

27. O dieser, es gibt keinen tieferen Schlaf als die Nachlässigkeit, die Neigung ist die schlimmste Sklaverei, keine Krise ist schwerer als das Sterben des Herzens und keine Ermahnung ist stärker als das Alter!

 

28. Wie lange noch bleiben deine Taten hässlich? Wo ist die Ernsthaftigkeit? Bis wann dauert der Scherz? Die Korruption vermehrt sich, wo bleibt die Rechtschaffenheit? Die Seelen werden wahrhaftig die Körper verlassen, entweder am Morgen oder am Abend, und das Leiden wird wahrhaftig allein mit den schönen Gesichtern sein. Besteht darin Zweifel oder handelt es sich um Scherz?

 

29. Ein Sünder soll auf die reumütige Rückkehr zurückgreifen und in den Nächten an die Tür der Erfüllung klopfen. Wahrhaftig, kein Wahrhaftiger wurde abgelehnt und niemals kam ein Aufrichtiger an die Tür und wurde vertrieben! Wie kann es dann sein, dass derjenige, der gerufen wurde, vertrieben wird? Der eigentliche Sinn besteht in der Wahrhaftigkeit der Reue.

 

30. O meine Geschwister, die Tage sind wie Reittiere, die über die Zäume ihrer Reiter herrschen. Sie lassen sie absteigen, wo sie wollen. Während die Reiter auf den Widerristen dieser Reittiere sind, stürzen diese sie zu Boden und treten auf sie mit deren Hufen.

 

 

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