Eine Frau, die im Verwaltungsbezirksamt ihren Führerschein erneuern wollte, wurde von der Registrierdame darum gebeten, ihre Berufstätigkeit anzugeben.
Sie zögerte und war unsicher, wie sie sich einstufen sollte. „Ich meine…“, erklärte die Registrierdame, „…haben sie einen Arbeitsplatz oder sind sie nur eine…?“
„Natürlich habe ich einen Arbeitsplatz!“, schnappte die Frau.
„Ich bin Mutter!“
„Wir registrieren Mutter nicht als Beruf, Hausfrau deckt es ab!“, sagte die Registrierdame energisch.
Ich vergaß ihre Geschichte komplett, bis zu dem Tag, an dem ich mich in derselben Situation befand. Dieses Mal in unserem Bürgerbüro. Die Sachbearbeiterin war ganz offensichtlich eine Karrierefrau - selbstsicher, effizient und besessen von einem hochtrabenden Titel wie „Behördliche Befragerin“ oder „Gemeinderegistrierbeamtin.“ – „Was ist ihr Beruf?“ fragte sie forschend.
Ich weiß nicht, was mich dazu brachte, dies zu sagen - die Worte purzelten einfach heraus: „Ich bin Forschungsmitarbeiterin im Bereich Kinderentwicklung und menschliche Beziehungen.“
Die Sachbearbeiterin hielt ein, hielt den Kugelschreiber starr in der Luft und schaute hinauf, als hätte sie nicht richtig gehört. Ich wiederholte den Titel langsam, und betonte die wichtigsten Wörter. Dann blickte ich erstaunt, als meine Äußerung mit fettgedruckter schwarzer Tinte auf den amtlichen Fragebogen geschrieben wurde.
„Darf ich fragen…“, sagte die Sachbearbeiterin mit gewecktem Interesse, „…was sie in ihrem Bereich tun?“
Gelassen, ohne jegliche Spur von Verwirrung in meiner Stimme, hörte ich mich antworten: „Ich habe ein fortdauerndes Forschungsprogramm (welche Mutter hat das nicht!?) im Labor und im praktischen Einsatz (normalerweise hätte ich gesagt im Hause und draußen). Ich arbeite für meine Vorgesetzten (die ganze Familie) und habe bereits vier Auszeichnungen (alle Töchter). Natürlich handelt es sich bei diesem Beruf um einen der herausforderndsten in den Humanwissenschaften (will irgendeine Mutter widersprechen?) und ich arbeite oft 14 Stunden am Tag (24 Stunden trifft es eher). Doch die Stelle ist herausfordernder als die meisten Allerwelts-Karrieren und der Lohn ist eher Zufriedenheit als lediglich Geld.“
Die Stimme der Sachbearbeiterin nahm einen zunehmend respektvoller werdenden Klang an. Als sie den Bogen zu Ende ausgefüllt hatte, stand sie auf und begleitete mich persönlich zur Tür.
Als ich, auf Grund meiner glanzvollen neuen Karriere, erhobenen Hauptes in unsere Garagenzufahrt einbog, wurde ich von meinen Laborassistentinnen – im Alter von 13, 7 und 3 Jahren empfangen. Im Obergeschoss konnte ich unser neues Versuchsmodell hören (ein sechs Monate altes Baby) – im Kinderentwicklungsprogramm, das ein neues Stimmmuster austestete. Ich empfand, dass ich eine Runde gegen die Bürokratie gewonnen hatte! Ich wurde im Amtsregister als jemand Angeseheneres und Unentbehrlicheres für die Menschheit eingetragen, als „nur eine weitere Mutter.“
Mutterschaft! Welch glanzvolle Karriere! Besonders, wenn ein Titel auf der Tür steht!