Islâmische Wirtschaftslehre – Das Konzept von Ribâ verstehen

  • Veröffentlicht:27.12.2016
  • Kategorie:Verträge
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Ribâ ist ein fundamentales Konzept in der islâmischen Wirtschaftslehre. Ribâ wird im Qurân und im islâmischen Recht ausdrücklich verboten. Dies ist mit vielen kapitalistischen Praktiken der modernen Wirtschaftslehre unvereinbar. Das Wort Ribâ kann wörtlich mit „Zuwachs“ übersetzt werden. Es wird jedoch normalerweise als Wucher oder Zinsen verstanden, sprich als Zuwachs, der nichts mit dem eigentlichen Wert des Gegenstandes zu tun hat. Mit anderen Worten: Ein Zuwachs, der nicht bloß auf Angebot und Nachfrage oder auf eine Verbesserung in einer bestimmten Ware zurückzuführen ist. Ribâ wird als große Sünde gegenüber Allâh betrachtet. Man spricht speziell dann von Ribâ, wenn ein Kreditgeber oder Gläubiger einen Preis verlangt, der höher ist als der geliehene Betrag. Ribâ kann auch auf einen Zuwachs zurückgeführt werden, der durch Preismanipulation, Korruption oder betrügerische Methoden erlangt wird.

 

Das islâmische Gesetz befasst sich mit zwei verschiedenen Arten von Ribâ: Ungerechte oder ungleiche Handelsgeschäfte und Ertragssteigerungen ohne Gegenleistung. Der Qurân definiert Ribâ als Kapitalsteigerung, die das heutige moderne Wirtschaftssystem als Zinsen bezeichnet. Muslime erachten Ribâ als eine der „sieben abscheulichen Sünden“, die außerdem Blasphemie, Magie, Mord, das Bestehlen von Waisenkindern, falsche Beschuldigung frommer Frauen und Fahnenflucht umfassen. Der Qurân besagt mehrfach, dass Ribâ verboten werden muss. Der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sprach sich in seiner letzten Ansprache ausdrücklich gegen Ribâ aus und widerrief alle Ribâ-Verpflichtungen. Auf Grund dieser Gegebenheiten ist das Verbot für Ribâ kein Diskussionsthema oder keine Meinungsverschiedenheit unter verschiedenen muslimischen Denkrichtungen. Der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verfluchte nicht nur jene, die mit Ribâ handeln, sondern auch jene, die ihn empfangen und derartige Geschäfte bezeugen. Es ist allerdings wichtig zu verstehen, dass der Islâm den Handel nicht verurteilt. Ribâ und Handel ist nicht das Gleiche. Und der Qurân unterscheidet ausdrücklich zwischen beidem.

 

Der Islam erachtet Ribâ als eine Methode, um andere zu unterdrücken. Es ist ein Verfahren, bei dem Menschen die Bedürfnisse anderer ausnutzen, um Geld zu verdienen. Der Islâm hält zu Wohltätigkeit an Stelle von Ribâ an. Der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) erklärte sogar, dass Ribâ eine größere Sünde sei als das Trinken von Alkohol oder der Verzehr von Schweinefleisch. Als der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gefragt wurde, ob Ribâ schlimmer sei als Ehebruch, antwortete er, dass Ribâ schlimmer sei als mit der eigenen Mutter Ehebruch zu begehen. Nicht-Muslime können oft nicht verstehen, warum Muslime ein Problem mit Ribâ haben. Auf Grund all dieser Äußerungen im Quran und des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gibt es jedoch absolut keinen Zweifel daran, dass Geldverleih mit Zinsen völlig gegen den islâmischen Glauben und gegen die Glaubensgrundsätze von Muslimen verstößt. Das moderne Wirtschaftswesen handelt größtenteils mit Ribâ, was der Grund dafür ist, dass Muslime ein islâmisches Wirtschaftssystem verwenden, das vermeidet, Ribâ-Verbote zu verletzen.

 

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