Minderwertigkeitskomplexe scheinen eine Hauptursache für viele Probleme zu sein, die wir in der Gesellschaft sehen. Dieses Thema ist etwas heikel, und obwohl die Folgen gewaltig sind, sind sich viele dessen nicht bewusst. Es kann gut versteckt werden, und führt zu Zuständen wie Depression, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Auflehnung und Essensstörungen bis hin zu Extremereignissen wie beispielsweise Selbstmord. Es ist nicht körperlich erkennbar und kann vom Menschen selbst sogar verschleiert werden. Dies führt dann dazu, dass der Mensch das Problem falsch interpretiert und versucht, das Gefühl der Leere mit anderen Mitteln zu füllen, was Minderwertigkeitskomplexe lediglich negativ nährt und den Menschen in einen Teufelskreis bringt.
Es betrifft viele Menschen und besonders Jugendliche, in den Bereichen Vertrauen, zwischenmenschliche Beziehungen, Erziehungsstandard, Ehe und soziales Verhalten – alles wichtige Werkzeuge im Leben.
Der Lobpreis gebührt Allâh! Der Islâm ist ein Heilmittel für die Menschheit. Wir können die Heilung im Islâm erhoffen und finden und auf den Qurân und die Sunna zurückverweisen. Uns zu entwickeln und zu verbessern ist eine lebenslange Aufgabe. Allâh setzt uns Herausforderungen aus, einzig um uns dabei zu helfen uns zu entwickeln, um jegliche schlechten Eigenschaften in uns zu enthüllen, als Möglichkeit für uns, sie zu erkennen, und als Chance, sie abzulegen. Wir werden viele Lebensphasen durchlaufen und Mühsal und Freude begegnen, was uns ständig formen wird. Wir können diese Phasen als Möglichkeit betrachten, uns zu entwickeln. Anderenfalls wird es uns zuwiderlaufen. Es hängt alles von unserem Denken ab, wie wir das Leben wahrnehmen, von unserem Lebenszweck und von unserem Hauptaugenmerk darauf, was für ein Herz wir Allâh präsentieren wollen, wenn wir zu Ihm zurückkehren. Unser eigenes Denken kann uns verblenden und uns bei jeglichen Herausforderungen im Leben der Segnungen und Tugenden berauben, die Allâh uns möglicherweise geben will.
Minderwertigkeitskomplexe kann man in dieser Hinsicht entweder als einen Vorteil oder als einen Nachteil für sich betrachten. Aller Lobpreis und Dank gebühren Allâh! Ich empfand es schließlich doch als einen verdeckten Segen – erst nach allem, was ich durchgemacht hatte. Wenn man das Gesamtbild betrachtet, können alle Prüfungen, die Allâh uns auferlegt, zu unseren Gunsten sein. Und Allâh verfügt nichts, ohne dass dahinter eine Weisheit steckt, da Er der Allweise ist. Wenn man allerdings an Minderwertigkeitskomplexen leidet, dann empfindet man das nicht so.
Al-Hasan Al-Basrî () sagte: „Grolle nicht Schicksalsschlägen, die kommen, und Katastrophen, die geschehen, da möglicherweise in einer Sache, die du nicht magst, dein Heil und möglicherweise in einer Sache, die du vorziehst, dein Verderben ist!“
Denke an die Worte des Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Wie bewundernswert ist die Angelegenheit des Gläubigen! All seine Angelegenheiten sind gut für ihn. Das steht niemandem außer dem Gläubigen zu. Wenn ihm etwas Erfreuliches geschieht, dankt er dafür, und das ist gut für ihn. Und wenn ihm etwas Unangenehmes geschieht, erträgt er es in Geduld, und das ist gut für ihn.“ (Überliefert von Muslim, 2999).
Minderwertigkeitskomplexe zu haben ist eine große Prüfung an sich. Das Gefühl in seinem „eigenen Käfig“ gefangen zu sein, hält einen davon ab, das Gute in sich selbst und das Gute in Situationen zu sehen und nagt am eigenen Selbstbewusstsein. Das Individuum selbst wird zu seiner eigenen Schranke. Sein eigenes Hindernis und ständiger Kritiker zu sein und gleichzeitig dies überwinden zu wollen kann einem Berg gleichen, der nicht zu erklimmen ist. Aus diesem Grund ist der Islâm das Heilmittel. Allâh sagt im Qurân:
„… Allâh erlegt keiner Seele mehr auf als das, was Er ihr gegeben hat. Allâh wird nach Schwierigkeit Erleichterung schaffen.“ (Sûra 65:7).
Der Islâm gibt uns eine optimistische Sichtweise auf das Leben und befähigt uns dazu voranzuschreiten und verleiht uns großartige Motivation, großartige Konzentration und großartiges Selbstbewusstsein.
Ich möchte einige Lösungsansätze unterbreiten.
Zunächst benötigt man drei Zutaten, bevor man Minderwertigkeitskomplexe überwinden will. Alle drei Zutaten sind miteinander verknüpft und ergeben sich einander:
- Entschlossenheit
- Motivation
- Mut
Diese sollten dir dazu verhelfen, Aufrichtigkeit zu erlangen. Frag dich selbst, welche deiner Lebensbereiche Verbesserung benötigen!
Du musst entschlossen sein und es als Pflicht gegenüber dir selbst betrachten, die Minderwertigkeitskomplexe zu bekämpfen! Dies wird dich motivieren. Du musst motiviert bleiben, damit du, wenn du einmal scheiterst, dich selbst wieder aufraffen kannst und es wieder versuchst, indem du dich an dein Ziel erinnerst! Dafür benötigst du letztendlich Mut. Deine Ziele werden dir Stärke und Mut verleihen, damit du entschlossen bleibst. Dadurch kannst du motiviert bleiben und dich selbst in Situationen herausfordern, die dich am stärksten beeinflussen.
Wie kann man Entschlossenheit erlangen und was kann als Motivation dienen? Wie kann man Mut entwickeln?
Nur du kennst deine Schwächen! Letztendlich konzentrierst du dich auf sie nur wegen der Minderwertigkeitskomplexe. Nur du kennst die Lebensbereiche, die es beeinträchtigt, und weißt, wie sehr es dich daran hindert und einschränkt, dein Leistungsvermögen zu erreichen. Alle Antworten ergeben sich, indem du ehrlich mit dir selbst bist.
Sobald dies erreicht ist, gib dir selbst kund, worauf du abzielst, was du an dir verbessern und was du überwinden willst! Erfasse drei Dinge, konzentriere dich auf sie und versuche deine Ziele zu erreichen! Dies sollte dann deinen ersten Motivationsschub auslösen … so Allâh will.
Künftige Artikel dieser Reihe werden folgende Themen behandeln:
Welche Schritte sind zu unternehmen und zu beachten? – Sich wieder mit der Religion verbinden!
Sich selbst herausfordern!
Sich selbst einige Fragen stellen! – Dein Lebenszweck
Gebote und Verbote
Abschließende Worte bezüglich Ibn Al Qayyims „Die Eigenschaften der Freude Suchenden“ aus Al-Fawâ`id.
Minderwertigkeitskomplexe – Eine Krankheit unter Jugendlichen - Teil 1