Die Grundkonzepte im Islâm - Teil 1

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Das Konzept des Glaubens (Îmân)

 

Einige Menschen mögen denken, dass man Muslim wird, indem man sich zur Einzigkeit des Wahren Gottes bekennt und dazu, dass Muhammad Dessen letzter Gesandter war. Dies ist jedoch von der vollständigen Bedeutung des Glaubens weit entfernt. Die vollständige Bedeutung des Glaubens im Islâm ist keineswegs etwas Nominelles oder eine bloße Formalität. Der Glaube im Islâm ist ein Zustand der Freude, den man durch positives Handeln und konstruktive Konzeptionen sowie durch dynamische und effektive Maßnahmen erlangt.

 

Der ehrwürdige Qurân und die Überlieferungen Muhammads definieren diese erforderlichen Maßnahmen und etablieren Normen, die einen sinnstiftenden Glauben ausgestalten. Demnach sind die wahren Gläubigen:

 

1. Diejenigen, die an Gott, Seine Engel, Seine Offenbarungsbücher - von denen der Qurân das abschließende ist -, Seine Gesandten – von denen Muhammad der abschließende ist –,den Tag des Jüngsten Gerichts sowie die Vorbestimmung und den Beschluss Gottes glauben.

 

2. Diejenigen, die sich stets auf Gott verlassen und am unerschütterlichen Vertrauen auf Ihn Freude finden.

 

3. Diejenigen, die auf dem Wege Gottes von dem hergeben, was Er ihnen an Besitz, Lebensdauer, Gesundheit, Wissen, Erfahrung usw. gegeben hat.

 

4. Diejenigen, die ihre täglichen Gebete sowie die wöchentlichen und jährlichen Gemeinschaftsgebete regelmäßig verrichten.

 

5. Diejenigen, die ihre religiösen Abgaben (Abgabe für die Armen beziehungsweise Zakâ) an die rechtmäßigen Empfangsberechtigten (Individuen oder Institutionen) entrichten. Diese betragen mindestens zweieinhalb Prozent des jährlichen „Netto“-Einkommens beziehungsweise im Falle einer Handelstätigkeit des Gesamtwerts der Bestände nach Abzug aller Ausgaben und Darlehen.

 

6. Diejenigen, die das Rechte und Gute gebieten, und das Verwerfliche und Böse mit allen rechtmäßigen verfügbaren Mitteln bekämpfen.

 

7. Diejenigen, die Gott und Seinem Gesandten Muhammad gehorchen, zunehmende Glaubensstärke verspüren, wenn der Qurân rezitiert wird, und Ergebenheit im Herzen fühlen, wenn Gottes Name erwähnt wird.

 

8. Diejenigen, die Gott und Seinen Gesandten mehr als alles andere lieben und ihre Mitmenschen aufrichtig und einzig für Gott lieben.

 

9. Diejenigen, die ihre nahen und entfernten Nachbarn lieben und ihren Gästen aufrichtige Gefälligkeit entgegenbringen, besonders Fremden.

 

10. Diejenigen, die die Wahrheit sprechen, sich an guten Unterhaltungen beteiligen und sonst schweigen.

 

Es ist eindeutig, dass der Glaube in seiner wahren Bedeutung den Islâm tief und konstruktiv in jeden Lebensaspekt eindringen lässt. Im Islâm hat der wahre Glaube einen entscheidenden Einfluss auf das spirituelle und materielle Schicksal des Menschen sowie auf sein persönliches und gesellschaftliches Verhalten, sein politisches Betragen und sein finanzielles Leben. Um zu zeigen, wie der Qurân die wahren Gläubigen beschreibt, werden nachstehend einige Beispiele angeführt. Der Qurân enthält zahlreiche Belegstellen wie etwa folgende:

 

Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, deren Herzen sich vor Ehrfurcht regen, wenn Allâhs gedacht wird, und die, wenn ihnen Seine Zeichen verlesen werden, es ihren Glauben mehrt, und die sich auf ihren Herrn verlassen, die das Gebet verrichten und von dem, womit Wir sie versorgt haben, ausgeben. Das sind die wahren Gläubigen. Für sie gibt es bei ihrem Herrn Rangstufen und Vergebung und ehrenvolle Versorgung. (Sûra 8:2-4).

 

Die gläubigen Männer und Frauen sind einer des anderen Beschützer. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche, verrichten das Gebet und entrichten die Abgabe und gehorchen Allâh und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allâh Sich erbarmen wird. Gewiss, Allâh ist Allmächtig und Allweise. Allâh hat den gläubigen Männern und Frauen Gärten versprochen, durcheilt von Bächen, ewig darin zu bleiben, und gute Wohnungen in den Gärten Edens. Wohlgefallen von Allâh ist aber (noch) größer. Das ist der großartige Erfolg. (Sûra 9:71-72)

 

Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, die an Allâh und Seinen Gesandten glauben und hierauf nicht zweifeln und sich mit ihrem Besitz und mit ihrer eigenen Person auf Allâhs Weg abmühen. Das sind die Wahrhaftigen. (Sûra 49:15).

 

Neben den Belegstellen im Qurân existieren zahlreiche relevante Überlieferungen Muhammads. Er sagte beispielsweise:

 

Niemand von euch glaubt wirklich, bis er für seinen Glaubensbruder das liebt, was er für sich selbst liebt.

 

Drei Eigenschaften sind ein Anzeichen für einen soliden Glauben. Wer sie verinnerlicht hat, der hat die Süße des Glaubens gefunden: 1. Wem Allah und Sein Gesandter lieber sind als alles andere, 2. wer eine Person nur um Allâhs willen liebt und 3. wer es verabscheut, zum Leugnen des Islâm zurückzukehren, wie er es verabscheut, in die Hölle geworfen zu werden.

 

Derjenige, der an Allâh und an den Jüngsten Tag glaubt, darf seinem Nachbarn nicht schaden, muss gütig zu seinen Gästen sein – besonders zu den fremden - und muss die Wahrheit sagen oder schweigen!

 

Es gibt viele Verse und Überlieferungen, die den oben angeführten ähneln. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass die angeführten Zitate nicht die exakten Worte im Qurân und nicht die exakten Worte Muhammads – wie sie im arabischen Wortlaut stehen – sind und auch nicht sein können! Der Grund dafür ist einfach: Kein Übersetzer, und sei er noch so fachkundig und qualifiziert, kann jemals die spirituelle Kraft und bezaubernde Anziehung des Qurân in irgendeiner anderen Sprache vermitteln. Der Qurân ist – und so wollte es Gott – unnachahmlich. Etwas Ähnliches hervorzubringen ist jenseits aller menschlichen Vorstellung und Macht. Was insofern für den Qurân gilt, trifft bis zu einem gewissen Grad auch auf die Überlieferungen Muhammads zu, da nach dem Qurân dessen Worte die schlüssigsten und eloquentesten sind.

 

Das Konzept der Güte (Birr)

 

Der Islâm warnt stets vor oberflächlichen Konzepten und Ritualen, vor leblosen Formalitäten und wirkungslosen Glaubensvorstellungen. In einem maßgebenden Vers erklärt Gott die vollständige Bedeutung von Güte wie folgt:

 

Nicht darin besteht die Güte, dass ihr eure Gesichter gegen Osten oder Westen wendet. Güte ist vielmehr, dass man an Allâh, den Jüngsten Tag, die Engel, die Bücher und die Propheten glaubt und vom Besitz - obwohl man ihn liebt - der Verwandtschaft, den Waisen, den Armen, dem Sohn des Weges, den Bettlern und für (den Loskauf von) Sklaven hergibt, das Gebet verrichtet und die Abgabe entrichtet; und diejenigen, die ihre Verpflichtung einhalten, wenn sie eine eingegangen sind, und diejenigen, die standhaft bleiben in Not, Leid und in Kriegszeiten, das sind diejenigen, die wahrhaftig sind, und das sind die Gottesfürchtigen. (Sûra 2:177).

 

Dieser Vers enthält eine schöne und klare Beschreibung des gütigen Menschen. Er sollte alle heilbringenden Anordnungen befolgen und die Liebe zu Gott sowie die Liebe für seine Mitmenschen um Allâhs willen zu seinem aufrichtigen Motiv machen. Hierbei gibt es vier Komponenten: 1. Unser Glaube sollte wahrhaftig und aufrichtig sein. 2. Wir müssen bereit sein, ihn durch wohltätige und gütige Handlungen gegenüber unseren Mitmenschen zu beweisen. 3. Wir müssen gute Bürger sein, indem wir Wohltätigkeitsorganisationen und soziale Einrichtungen unterstützen. 4. Wir müssen unter allen Umständen standhaft und unerschütterlich sein.

 

Es ist eindeutig, dass es sich bei der Güte also nicht lediglich um leere Worte handelt. Sie muss auf einem festen Glauben und ständiger Praktizierung errichtet sein. Sie muss das Denken und Handeln des Menschen erfassen und sich auf sein inneres und äußeres Leben sowie auf seine persönlichen und gemeinschaftlichen Angelegenheiten erstrecken. Wenn das islâmische Prinzip der Güte etabliert wird, verschafft es dem Individuum in allen Situationen Ruhe, der Gesellschaft auf allen Ebenen Sicherheit, der Nation Solidarität und der internationalen Gemeinschaft Hoffnung und Harmonie. Wie friedvoll und angenehm das Leben doch sein könnte, wenn die Menschen das islâmische Konzept der Güte umsetzten! Was kann beruhigender sein als der Glaube an den gütigen Schöpfer und das Investieren in derart lobenswerte Angelegenheiten? Was könnte menschlicher sein als die tiefgehenden Ängste der Unterdrückten zu verringern, die Leiden der Ausgebeuteten zu lindern und sich um die Bedürfnisse der Hilflosen zu kümmern? Was ist planvoller und ehrlicher als die Erfüllung von Verpflichtungen, die Wahrung eines reinen Gewissens und die Erhaltung von Lauterkeit? Und was ist spirituell erfreulicher als dies alles regelmäßig, selbstverständlich und für die Liebe zu Gott zu tun? (Fortsetzung folgt)

 

Die Grundkonzepte im Islâm - Teil 2
Die Grundkonzepte im Islâm - Teil 3
Die Grundkonzepte im Islâm - Teil 4

 

 

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