Das Praktizieren des Islâm im Alltag - Teil 2

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Die äußere Natur

 

Die äußere Natur des Menschen ist genauso komplex, subtil und umfassend wie seine innere Natur. Wir sollten nochmals die Tatsache betonen, dass der einwandfreie Zustand der Ersteren äußerst abhängig von der Letzteren ist und vice versa, da die Gesamtveranlagung des Menschen beide Aspekte umfasst! Der Verdeutlichung halber müssen wir die äußere Natur des Menschen nochmals in Bereiche und Unterbereiche klassifizieren. Man sollte jedoch stets daran denken, dass jegliches Ungleichgewicht im System der menschlichen Natur zerstörerisch und verhängnisvoll werden könnte! Tatsache ist, dass sowohl die innere als auch die äußere Natur des Menschen im Wechsel agieren und interagieren und dass der Islam seinen religiösen Ansatz sowohl auf die inneren als auch auf die äußeren Aspekte des Lebens ausdehnt.

 

Das Privatleben

 

Der Islâm befasst sich insofern mit dem eigentlichen Privatleben des Menschen, dass er dessen Reinheit und Sauberkeit gewährleistet, ihm eine gesunde Ernährungsweise verleiht und ihm korrekte Verhaltensweisen beim Bekleiden, Benehmen, Schmücken, Sporttreiben usw. zeigt.

 

Reinheit und Sauberkeit

 

Die Verpflichtung des Muslims zur Verrichtung einer rituellen Gebetswaschung vor dem Gebet ist ein islâmisches Gebot, es sei denn, er hat zuvor bereits eine rituelle Gebetswaschung verrichtet und den rituellen Reinheitszustand aufrechterhalten. Diese verpflichtende rituelle Gebetswaschung ist - entsprechend des rituellen Reinheitszustands - manchmal partiell und manchmal vollständig zu verrichten. Wenn man nun bedenkt, dass ein Muslim täglich mindestens fünf Pflichtgebete mit reinem Herzen und Verstand, mit sauberem Körper und in sauberen Kleidern, auf reinem Boden und mit einer reinen Absicht verrichten muss, kann man sich die entscheidende Wirkung und die positiven Ergebnisse dieser einzelnen Handlung für den Menschen sehr gut vorstellen (vgl. Sûra 4:43, 5:7!).

 

Ernährungsweise

 

Um ein lauteres Herz und einen gesunden Verstand zu wahren, um eine hochstrebende Seele und einen sauberen, gesunden Körper zu hegen, sollte man besonders auf die Ernährung achten, von der der Mensch lebt. Und genau dies tut der Islâm. Einige oberflächliche oder selbsttrügerische Menschen stellen sich möglicherweise vor, dass Essen und Trinken keine direkte oder wesentliche Auswirkung auf das Allgemeinbefinden des Menschen haben, der seinen Magen regelmäßig füllt. Dies entspricht jedoch gewiss nicht dem Standpunkt des Islâm, der diese Angelegenheit äußerst ernst nimmt. Der allgemeine islâmische Grundsatz in dieser Hinsicht lautet: Alle Dinge, die an sich rein und gut für den Menschen sind, sind als Nahrung erlaubt, solange sie in angemessenen Mengen verzehrt werden. Und alle Dinge, die unrein, schlecht oder schädlich sind, sind unter allen normalen Umständen rechtswidrig. Es gibt jedoch stets Raum und Flexibilität für Ausnahmen, um auf Fälle absoluter Notwendigkeit einzugehen (Sûra 7:157; siehe oben im Abschnitt über die islâmischen Moralvorstellungen!).

 

Neben diesem allgemeinen Grundsatz gibt es bestimmte Lebensmittel und Getränke, die von Allâh für verboten erklärt sind. Zu diesen zählen Fleisch von Aas, Schweinefleisch und Fleisch von Tieren, die unter Anrufung eines anderen Namens außer dem von Allâh geschlachtet wurden (Sûra 2:173; 5:4). Getränke, die der Islâm als schädlich und zerstörerisch für den menschlichen Geist und die Sittlichkeit sowie für den Körper und die Moral des Menschen hält, sind in  den Qurân-Versen enthalten, die alle berauschenden Getränke und alle Arten des Glücksspiels verbieten (Sûra 5:93-94).

 

Das Verbot dieser Lebensmittel und Getränke ist keineswegs eine willkürliche Handlung oder ein diktatorischer Erlass Allâhs. Es ist in erster Linie eine göttliche Intervention im Interesse des Menschen und um seiner selbst willen. Wenn der Qurân diese verbotenen Dinge als schlecht, unrein und schädlich beschreibt, hat er ein wachsames Auge auf die Sittlichkeit und Weisheit des Menschen, auf dessen Gesundheit und Besitz, auf dessen Frömmigkeit und gewöhnliches Benehmen – wovon alle Dinge nach Einschätzung des Islam Vorzüge von unschätzbarem Wert sind. Es gibt zahlreiche Gründe für diese göttliche Intervention. Sie sind intellektueller und spiritueller, moralischer und mentaler sowie körperlicher und ökonomischer Natur. Das einzige Ziel dabei ist es, dem Menschen zu zeigen, wie er sich gemäß einem redlichen Lebensverlauf entwickeln kann, um eine wohlbehaltene Einheit in der Familienstruktur, dann in der Gesellschaft und letztendlich in der Menschheit als Ganzes zu bilden. Glaubwürdige Ärzte und Sozialwissenschaftler sollten mittlerweile in der Lage sein, die Vorteile dieser islâmischen Gesetzgebung zu bestätigen.

 

Der Islâm ist hinsichtlich der Qualität der organischen Nahrung des Menschen so orthodox und kompromisslos wie hinsichtlich der spirituellen Fundiertheit und des intellektuellen Wachstums. Dieser Punkt wird durch die Tatsache ersichtlich, dass einige Nahrungsmittel - wie bereits erwähnt - hinsichtlich ihrer Art verboten sind und einige hinsichtlich des Ausmaßes ihres Konsums. Dinge, die für Muslime erlaubt sind, sollten in angemessenen Mengen verzehrt werden, ohne Schwelgerei und Maßlosigkeit (Sûra 7:31). Nachdem der Muslim all die in Art und Ausmaß verbotenen Dinge meidet, wird er von Allâh eingeladen, Seine gnadenreiche Versorgung zu genießen und Dankbarkeit gegenüber dem allbarmherzigen Versorger zu fühlen. (Sûra 2:168, 172; 5:90-91). (Diese teilweise Wiederholung soll diesen Aspekt nochmals betonen und möge daher nachgesehen werden! In Verbindung mit der gesamten Erörterung kann man im bereits behandelten Moralitätskonzept und auch in folgendem Werk von Dr. med. Ebrahim Kazem nachschlagen: „Medical Aspects of Forbidden Foods in Islam“ Al-Ittihad – Die muslimische Studentenvereinigung der Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada – 1391/1971, Band 8, Nr. 1, Seiten 4-6. Dieser Artikel endet mit einer ausgezeichneten Bibliografie medizinischer und religiöser Quellen.)

 

Das Praktizieren des Islâm im Alltag - Teil 1
Das Praktizieren des Islâm im Alltag - Teil 3

 

 

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