Das Praktizieren des Islâm im Alltag - Teil 6

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Eigentümer werden ständig an die Tatsache erinnert, dass sie in Wahrheit lediglich von Allâh eingesetzte Sachverwalter sind, die ihre Anteile verwalten. Es gibt nichts im Islâm, was den Muslim davon abhält, sich Besitz anzueignen und sich durch erlaubte Mittel und anständige Kanäle um materiellen Zuwachs zu bemühen. Tatsache bleibt dennoch, dass der Mensch mit leeren Händen auf diese Welt kommt und diese gleichermaßen verlässt. Der eigentliche und wirkliche Besitzer der Dinge ist Allâh allein, für Den jeder Eigentümer lediglich ein beauftragter Sachverwalter, ein bloßer Treuhänder ist. Dies ist nicht nur eine Tatsache, sondern hat auch einen bedeutenden Einfluss auf das menschliche Verhalten. Es macht den Eigentümer allzeit bereit, um Allâhs willen zu spenden und zu karikativen Zwecken einen Beitrag zu leisten. Es macht ihn empfänglich für die Bedürfnisse seiner Gesellschaft und verleiht ihm eine wichtige Rolle, die er zu spielen hat, und eine heilige Aufgabe, die er zu erfüllen hat. Es rettet ihn vor der Fallgrube der Selbstsucht, Gier und Ungerechtigkeit. Dies ist die wahre Vorstellung von Eigentum im Islâm und dies ist der tatsächliche Status der Eigentümer. Im Qurân wird der Besitz von Reichtümern als schwierige Prüfung betrachtet und nicht als ein Zeichen tugendhafter Vortrefflichkeit, privilegierter Vornehmheit oder als Mittel zur Ausbeutung. Allâh sagt: Er ist es, Der euch zu Nachfolgern (auf) der Erde gemacht und die einen von euch über die anderen um Rangstufen erhöht hat, damit Er euch mit dem, was Er euch gegeben hat, prüfe. Gewiss, dein Herr ist schnell im Bestrafen, aber Er ist auch wahrlich Allvergebend und Barmherzig. (Sûra 6:165).

 

Darüber hinaus wird die Menschheit im Qurân über einen interessanten Diskurs zwischen Moses und seinem Volk informiert. Dieser verlief wie folgt:

 

Mûsâ sagte zu seinem Volk: „Sucht Hilfe bei Allâh, und seid standhaft! Gewiss, die Erde gehört Allâh; Er gibt sie zum Erbe, wem von Seinen Dienern Er will. Und das (gute) Ende gehört den Gottesfürchtigen.“

 

Sie sagten: „Uns ist Leid zugefügt worden, bevor du zu uns kamst und nachdem du zu uns gekommen bist.“ Er sagte: „Vielleicht wird euer Herr euren Feind vernichten und euch zu Nachfolgern auf der Erde machen und dann schauen, wie ihr handelt.“ (Sûra 7:128-129).  

 
Dieser Diskurs zwischen Moses und seinem Volk impliziert in keinem Sinne eine Anerkennung irgendeiner privilegierten Menschengattung auf Grund deren Rasse oder ethnischen Identität. Es bedeutet auch nicht, dass im Qurân das Verhalten und die Vorstellungen der Anhänger Mose in späteren Jahrhunderten völlig gut geheißen werden. Die Tonlage im Text ist eher vorwurfsvoll und kritisch gegenüber den Zweiflern und versichert die Tatsache, dass alles auf der Erde Allâh gehört, Der es unter Seinen anbetend Dienenden in Form übernommener anvertrauter Güter und Prüfobjekte verteilt. Dieser Punkt wird im Qurân durchgehend wieder und wieder deutlich gemacht. Beispielsweise heißt es:

 

Ihm gehört die Herrschaft der Himmel und der Erde. Und zu Allâh werden die Angelegenheiten zurückgebracht… Glaubt an Allâh und Seinen Gesandten und gebt aus von dem, worüber Er euch zu Statthaltern eingesetzt hat. Diejenigen von euch, die glauben und ausgeben, für sie wird es großen Lohn geben… Und was ist mit euch, dass ihr nicht auf Allâhs Weg ausgeben sollt, wo doch das Erbe der Himmel und der Erde Allâh gehört... (Sûra 57:5,7,10)         

         

Anders als der Kommunismus ersetzt der Islâm die totalitäre künstliche Vorherrschaft des kommunistischen Staates durch die förderliche Vorherrschaft Allâhs und die kommunistische Theorie des Klassenkampfs durch solide Moralvorstellungen, gegenseitige Verantwortlichkeiten und Zusammenarbeit. Zum anderen gibt er größte Zusicherungen gegen gierigen Kapitalismus und rücksichtslose Ausbeutung durch Eigentümer. Das islâmische Wirtschaftssystem erkennt die „unabhängige“ Wesensart des Individuums und dessen natürliches Streben nach Arbeit und Besitz vollständig an. Es begreift ihn jedoch nicht als absolut unabhängig von Allâh oder vom Universum. Weder vergöttert es den Menschen oder dessen Kapital noch vergöttert es das Proletariat oder schafft das freie Unternehmertum ab. Es akzeptiert den Menschen so, wie er erschaffen ist, und behandelt ihn dementsprechend, indem es dessen instinktiven Bestrebungen und seine begrenzte Macht berücksichtigt. Der Mensch ist ein Mensch und sollte als solcher akzeptiert und behandelt werden! Er ist weder ein Gott noch ein Halbgott, so dass er sich absolute Macht und unbestreitbare Unfehlbarkeit anmaßen könnte. Auch ist er keine wertlose oder unbedeutende Daseinsform. Er sollte anerkannt werden, jedoch gemäß seinem tatsächlichen Status und nicht gemäß einer übertriebenen oder herabgewürdigten Natur! Er steht nicht über oder außerhalb des übrigen Universums, sondern ist Teil eines ganzen Systems, ein Element im gesamten Universum.

 

Obwohl der Mensch zum Arbeiten angehalten wird, die Freiheit hat Unternehmen zu etablieren und das Anrecht auf Verdienst und Eigentum besitzt, bietet die Tatsache, dass er lediglich ein Treuhänder ist, den erforderlichen Maßstab, um einen angemessenen Umgang mit seinem Besitz, also seinen anvertrauten Gütern zu gewährleisten. Er hat die Befugnis zu verdienen, zu investieren und auszugeben. Dabei wird er jedoch von hohen Prinzipien geleitet, um ihn vor Abwegen zu schützen. Ein Beispiel genügt, um diesen Punkt zu veranschaulichen: Eigentümer besitzen keine uneingeschränkte Freiheit, ihr Geld so auszugeben oder ihren Besitz so zu behandeln, wie es ihnen gefällt. Beim Ausgeben sind bestimmte Regeln zu beachten. Im Qurân weist Allâh den Eigentümer an, seine finanziellen Verpflichtungen gegenüber seinen Mitmenschen zu erfüllen und bei seinen persönlichen Ausgaben moderat zu sein. Er wird ständig an die Tatsache erinnert, dass Allâh der wahre Versorger und eigentliche Besitzer ist. Nachstehend folgt die Darlegung des Qurân:

 

Und gib dem Verwandten sein Recht, ebenso dem Armen und dem Sohn des Weges. Und handle nicht ganz verschwenderisch. Gewiss, die Verschwender sind die Brüder der Satane; und der Satan ist gegenüber seinem Herrn sehr undankbar.

 

Und lasse deine Hand nicht an deinem Hals gefesselt sein, strecke sie aber auch nicht vollständig aus, sonst würdest du getadelt und (aller Mittel) entblößt dasitzen. Gewiss, dein Herr gewährt die Versorgung großzügig, wem Er will, und bemisst auch. Gewiss, Er kennt und sieht Seine Diener wohl. (Sûra 17:26-27, 29-30).       


Das Praktizieren des Islâm im Alltag - Teil 5

 

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