Die ideologische Schizophrenie

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Es gibt viele Angelegenheiten, bei denen es Fantasie bedeutet, einen Kompromiss zu suchen; beispielsweise kann man dem Glauben und dem Atheismus nicht auf gleicher Ebene gegenüberstehen, denn man kann nicht zur Hälfte gläubig und zur Hälfte Atheist sein oder lügen und gleichzeitig die Wahrheit sagen oder gottesfürchtig und frevelhaft sein. Dies sind alles Gegensätze wie das Leben und der Tod.

 

Bei derartigen Angelegenheiten gibt es keine Grautöne, denn entweder du entscheidest dich für Weiß und lehnst somit Schwarz ab oder für Schwarz und lehnst somit Weiß ab.

 

Es ist absurd überhaupt zu versuchen, beides zu vereinen, genauso wie es absurd ist, zu dividieren, wo man eigentlich multiplizieren soll, oder wenn man wie die Höllenbewohner handelt und ins Paradies einziehen will.

 

Du kannst auf Dauer nicht zwei gegensätzlichen Prinzipien loyal bleiben, sonst betrügst du dich nur. Einem dieser Prinzipien wirst du zwangsläufig untreu sein, denn beide können einfach nicht zusammenpassen, und schlimmer ist es noch, wenn du beiden Prinzipien untreu bist.

 

In solchen Fragen ist die Wahl des Mittelwegs nicht weniger schlecht als der üble Weg, vielleicht ist er sogar schlechter, denn die Heuchler beispielsweise sind in der untersten Stufe der Hölle.

 

Manchmal sieht man auch gar keine grundsätzlichen Widersprüche oder Gegensätze; es fehlt einem jedoch die richtige Prioritätensetzung und die Störung zeigt sich dann in der Praxis. Jeder von uns hat etwa verschiedene Loyalitäten zu seiner Religion, seiner Heimat, seinem Stamm, zu sich selbst und so weiter. Wenn man diese Loyalitäten nicht in der richtigen Reihenfolge ordnet, dann wird man sich Fehlentscheidungen aussetzen. Sind hingegen die Loyalitäten richtig geordnet, wird man in der Praxis keine Schwierigkeiten haben. Die Loyalität zur Religion muss beispielsweise den Vorrang haben und allen anderen Loyalitäten übergeordnet sein.

 

Wenn man seine Prinzipien richtig ordnen und sich von jeglicher Widersprüchlichkeit in ihnen befreien kann, dann hat man damit einen großen Schritt in Richtung Realisierung geistiger und seelischer Harmonie getan. Es gibt nämlich einen sehr großen Unterschied zwischen einer harmonischen geistigen Struktur und einer Struktur, die nichts anderes als ein Haufen widersprüchlicher Prinzipien und Politik ist. Die erste Struktur ist stark und man kann sich darauf stützen, während die zweite so schwach ist, dass jeder Aufbau darauf in sich zusammenstürzt und zu mehr Komplikationen führt.

 

Je harmonischer die Prinzipien eines Menschen sind, desto mehr seelische Ruhe und Überzeugungskraft hat er. Je mehr man solche Widersprüchlichkeiten akzeptiert, desto oberflächlicher und von dessen Werten entfremdeter werden seine Handlungen.


Deswegen sollst du deine Prinzipien in eine richtige Ordnung bringen, dich von jeglicher Widersprüchlichkeit befreien und beachten, dass jede Widersprüchlichkeit in der Sichtweise bedeutet, dass man schielt; und jede Widersprüchlichkeit in den Prinzipien bedeutet, dass man im Denken „schielt“.

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