Der edle Prophetengefährte Anas ibn Mâlik ibn An-Nadr Al-Ansârî Al-Chazradschî wurde als Sohn von Ar-Rumaisâ Umm Sulaim bint Milhân Al-Ansâriyya geboren. Sie ging mit ihrem zehn Jahre alten Sohn zum Propheten und sagte: „Dieser Junge wird dir dienen.“ Der Prophet nahm ihn auf und nannte ihn Abû Hamza. Der Junge folgte dem Gesandten Allâhs auf Schritt und Tritt. Anas diente dem Propheten zehn Jahre lang. Er erlebte mit ihm acht Schlachten und betete mit ihm in beide Gebetsrichtungen (also zuerst gen Aqsa-Moschee und dann gen Harâm-Moschee).
Sein Herz war eingenommen von der Liebe zum Propheten . Einmal sagte er: „Ich sah meinen lieben Freund (gemeint ist der Gesandte Allâhs) jede Nacht.“ Die Familie von Anas liebte den Gesandten Allâhs sehr. Seine Familie hatte im Herzen des Propheten einen besonderen Platz. Dazu gehörten seine Mutter Umm Sulaim, seine Tante mütterlicherseits Umm Harâm bint Milhân, sein Onkel Anas ibn An-Nadr, der Held der Schlacht von Uhud, und seine Tante väterlicherseits Ar-Rabî bint An-Nadr.
Anas bewahrte ein Geheimnis des Gesandten Allâhs . Er sagte: „Der Gesandte Allâhs vertraute mir ein Geheimnis an, das ich danach niemandem erzählte. Umm Sulaim fragte mich danach und ich erzählte es ihr nicht.“ Der Prophet liebte Anas. Er mochte seine Gesellschaft und scherzte mit ihm. Eines Tages sagte er zu ihm: „O du mit den zwei Ohren!“ Überliefert von Abû Dâwûd und At-Tirmidhî.
Anas wurde durch sein Wissen, sein Verständnis und seine Mühen in den Wissenschaften der Religion bekannt. Er überlieferte viele Hadîthe des Gesandten . Ein Beweis für sein umfangreiches Wissen war seine Aussage gegenüber Thâbit Al-Bunânî: „O Thâbit, nimm von mir! Denn du wirst bei niemandem diese Hadîthe finden, der vertrauenswürdiger ist als ich. Ich habe ihn vom Gesandten Allâhs genommen, der ihn vom Engel Dschibrîl genommen hat. Und Dschibrîl hat ihn von Allâh genommen.“
Anas nahm an den Kriegszügen gegen die Abtrünnigen in der Zeit von Abû Bakr As-Siddîq teil. Weiterhin beschäftigte ihn Abû Bakr zum Einsammeln von Spenden. Umar ibn Al-Chattâb trat hinzu und Abû Bakr bat ihn diesbezüglich um Rat. Umar sagte: „Sende ihn, denn er ist intelligent und kann schreiben!“ Er war bei der Schlacht von Yamâma dabei und erlebte die Eroberungen in der Zeit von Umar, Uthmân ibn Affân und Mu'âwiya ibn Abû Sufyân .
Anas ibn Mâlik hatte viele Vorzüge. Von Thâbit Al-Bunânî ist überliefert, dass er sagte: „Ich war mit Anas zusammen, als sein Dienstherr kam. Er sagte: O Abû Hamza, dein Land verdurstet! Da stand Anas auf, verrichtete Wudû (Gebetswaschung) und ging in die Steppe hinaus. Er betete zwei Rak'as und sprach daraufhin ein Bittgebet.“ Thâbit sagte: „Ich sah Wolken aufziehen und dann regnete es, bis alles überflutet war. Als es aufhörte zu regnen, sandte Anas jemanden von seiner Familie und sagte zu ihm: Sieh, wo es geregnet hat! Man fand es nur ein wenig vom Land von Anas entfernt. Dies war im Sommer.“
In der Zeit von Abdulmalik ibn Marwân litt Anas unter Al-Haddschâdsch ibn Yûsuf At-Thaqafî. Anas beschwerte sich bei Abdulmâlik und sagte: „Hätten die Juden den Diener ihres Propheten gesehen, hätten sie ihn geehrt. Und ich habe dem Gesandten Allâhs zehn Jahre lang gedient.“ Daraufhin tadelte Abdulmalik ibn Marwân Al-Haddschâdsch und wies ihn zurecht. Er wies ihn an, Anas aufzusuchen und seine Hände und Füße zu küssen.
Anas wurde zu seinem Lebensende so schwach, dass er [den Ramadân] nicht mehr fasten konnte. Daher speiste er dreißig Bedürftige. Als er erkrankte, fragten ihn seine Familienangehörigen, ob sie einen Arzt bringen sollten. Er entgegnete ihnen: „Der Arzt hat mich krank gemacht.“ Als er auf dem Sterbebett lag, sagte er: „Sagt mir Lâ Ilâha illâ Allâh vor!“, d.h. es gibt nichts Verehrungswürdiges außer Allâh.
Anas verstarb Anfang der neunziger Jahre des 1. Jahrhunderts nach der Hidschra in Basra. Er wurde fast 100 Jahre alt. Er war der letzte Prophetengefährte, der in Basra verstarb. Als er starb, sagten die Einwohner von Basra: „Heute ist die Hälfte des Wissens vergangen.“ Denn sie pflegten sich in allen Unstimmigkeiten über Hadîthe des Gesandten Allâhs an ihn zu wenden.