Qual und Glückseligkeit im Grab

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Uthmân pflegte zu weinen bis sein Bart nass wurde, wenn er bei einem Grab stand, und da sagte man zu ihm: "Wenn die Rede vom Paradies und Höllenfeuer ist, weinst du nicht, und wegen dieses Grabes weinst du!” Er sagte: “Der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: Das Grab ist die erste Station des Jenseits; wenn man es erfolgreich besteht, ist alles leichter, was danach kommt; und wenn man es nicht erfolgreich besteht, ist alles schwerer, was danach kommt. Und der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte ferner: Bei Allâh, ich habe keinen abscheulicheren Anblick gesehen als das Grab!” Von Ahmad und At-Tirmidhî überliefert und von Scheich Al-Albânî als hasan eingestuft.

 

Diese Gemütslage von Uthmân , seine Angst und Panik beim Anblick des Grabes entspringen seiner richtigen Vorstellung von diesem bedrückenden Ort, wo der Mensch dort einsam und ohne Unterhaltung sein wird, nachdem er ein unterhaltsames und geselliges Leben geführt hatte. Nachdem jemand im Diesseits angesehen und hochgeschätzt gewesen war, wurde er in eine tiefe Grube geworfen und mit Erde zugeschüttet. Wenn man darüber nachdenkt und eine Lehre zieht, wird man das Leben und das Glück kaum genießen können.

 

Es wird erzählt, dass Umar ibn Abdulazîz () seinen Gefährten eines Tages eine Ansprache über den Zustand der Grabbewohner hielt und sagte:

 

“Wenn du an ihnen vorbeikommst, dann rufe nach ihnen, wenn du willst; rufe sie und sieh ihre große Zahl und ihre nahegelegenen Wohnstätten! Frage den Reichen unter ihnen, was er von seinem Reichtum übrig hat! Frage sie nach den Zungen, mit denen sie gesprochen haben, und nach den Augen, mit denen sie nach den Gelüsten blickten! Frage sie nach der feinen Haut, den schönen Gesichtern und den verwöhnten Körpern! Was haben die Würmer unter den Leichentüchern mit all dem getan?! Die Zungen sind verrottet, die Gesichter verstaubt, die Schönheit verschwunden, die Knochen gebrochen, die Gliedmaßen entblößt und ihre Glieder verwest. Wo sind denn ihre Türhüter und Zelte, ihre Diener und Sklaven, ihr Vermögen und ihre Schätze? Sind sie jetzt nicht an einsamen Stätten? Sind ihnen der Tag und die Nacht nicht gleich? Leben sie nicht in tiefer Schwärze? Sie wurden von den Taten abgehalten und mussten die Lieben, das Vermögen und die Verwandten verlassen.

 

O du, der Grabbewohner von morgen, was lässt dich von der Welt enttäuscht sein? Wo ist dein schönes Haus und wo ist dein regelmäßig fließender Fluss? Wo sind deine reifen Früchte und deine feinen Kleider? Wo sind dein Parfüm und Weihrauch? Und wo sind deine Sommer- und Winterkleidung? Wüsste ich, welche deiner Wangen als erste zu verwesen beginnt! O du, der du in Gefahren lebst, jetzt bist du dem Tod nahe! Wüsste ich, wie mir der Todesengel beim Verlassen der Welt begegnet! Und welche Botschaft von meinem Herrn wird er mir überbringen?”

 

Dann verließ Umar () seine Gefährten, und danach lebte er nur noch eine Woche.

 

Das Grab ist der erste Schritt zum Jenseits. Entweder wird es einer der Paradiesgärten oder es wird eine der Gruben der Hölle sein; denn wenn der Mensch in sein Grab gelegt wird, drückt ihn das Grab an sich, bis sich seine Rippen verbiegen, und diesem Druck wird keiner entgehen, sei er ein gottesfürchtiger Gläubiger oder ein unglücklicher Nicht-Muslim. In einem Hadîth wurde nämlich vom Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) berichtet, dass dieser sagte: “Das Grab hat einen Druck, und wenn dem jemand entgehen könnte, wäre Sa'd ibn Mu'âdh ihm entgangen.” Von Ahmad überliefert.

 

Wenn der Mensch von diesem Druck des Grabes befreit wird, wird er zur Befragung aufgerichtet, sei er ein Gläubiger oder Nicht-Muslim; er wird nach seinem Herrn, seiner Religion und dem Mann gefragt, der zu ihnen entsandt wurde. Der Gläubige wird Folgendes sagen: “Mein Herr ist Allâh, meine Religion der Islâm und der Mann ist der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken).” Dann ertönt eine Stimme aus dem Himmel: “Mein anbetend Dienender hat die Wahrheit gesprochen, bereitet für ihn ein Bett im Paradies und öffnet für ihn ein Tor ins Paradies und kleidet ihn aus dem Paradies!” Danach erreicht ihn etwas vom Duft und von der Stimmung des Paradieses, und sein Grab wird geräumig gemacht, soweit seine Augen sehen können. Was aber den Nicht-Muslim angeht, so kommen zwei Engel zu ihm, die ihn aufrichten und ihn fragen: „Wer ist dein Herr?“ Er wird sagen: „Oh, ich weiß es nicht!“ Sie werden fragen: „Was ist deine Religion?“ Er wird antworten: „Oh, ich weiß es nicht!“ Sie werden fragen: „Wer ist der Mann, der zu euch entsandt wurde?“ Er wird antworten: „Oh, ich weiß es nicht.“ Dann wird eine Stimme vom Himmel rufen: „Dieser Mann lügt! Bereitet für ihn ein Bett der Hölle vor und kleidet ihn aus der Hölle ein und öffnet ein Tor der Hölle für ihn!“ Dann kommt zu ihm etwas von ihrer Hitze und heißer Wind und sein Grab wird verengt und quetscht ihn, bis seine Rippen sich verbiegen. Zu ihm kommt ein blinder und stummer Mann, der einen eisernen Hammer hat, der einen Berg in Staub verwandelte, wenn er ihn damit schlüge. Damit gibt er ihm einen Schlag, der von allen, die sich zwischen Osten und Westen befinden, gehört werden kann, außer von zweien (Menschen und Dschinn), und er wird zu Staub; dann wird seine Seele wiederhergestellt. Von Abû Dâwûd überliefert und von Scheich Al-Albânî als authentisch eingestuft.

 

Qual und Glückseligkeit im Grab sind durch vielfach überlieferte Belegtexte bewiesen. Einige Hadîthe diesbezüglich sind schon erwähnt, und auch der ehrwürdige Qurân weist darauf hin, insofern als Allâh der Erhabene vom Volk Pharaos sagt: „Das Höllenfeuer, dem sie morgens und abends vorgeführt werden. Und am Tag, da sich die Stunde erhebt (, wird es heißen): Lasst die Leute Pharaos in die strengste Strafe eingehen.“ (Sûra 40:46). Und Er sagt ferner: „… Und wenn du sehen würdest, wie sich die Ungerechten in den Fluten des Todes befinden und die Engel ihre Hände ausstrecken: Gebt eure Seelen heraus! Heute wird euch mit der schmählichen Strafe vergolten, dass ihr stets über Allah die Unwahrheit gesagt habt und euch gegenüber Seinen Zeichen hochmütig zu verhalten pflegtet.“ (Sûra 6:93). 

 

Obwohl die Prüfung im Grab durch die Befragung allgemein gilt, zeichnet Allâh einige Seiner anbetend Dienenden dadurch aus, dass Er sie davor rettet; zu den durch die Rettung vor dieser Prüfung Ausgezeichneten gehören die Propheten und die Märtyrer, denn der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wurde gefragt: „Warum werden die Gläubigen bis auf den Märtyrer in ihren Gräbern geprüft?“ Er antwortete: „Ihm genügt das Blinken der Schwerter vor seinen Augen als Prüfung.“ Von An-Nasâî überliefert und von Al-Albânî als authentisch eingestuft.

 

Zu denjenigen, die Allâh der Hocherhabene vor der Prüfung des Grabes rettet, gehören diejenigen, die gestorben sind, während sie um Allâhs willen unter Waffen standen. Fudâla ibn Ubaid berichtete vom Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), dass dieser sagte: „Bei jedem Toten sind seine Taten beendet, bis auf denjenigen, der gestorben ist, während er um Allâhs willen unter Waffen stand; seine Taten werden nämlich am Tag der Auferstehung gemehrt und er ist vor der Prüfung des Grabes sicher.“ Von At-Tirmidhî und Abû Dâwûd überliefert. 

 

Das ist also das Grab und alles, was es anzubieten hat: Qual und Pein oder Freude und Glückseligkeit, Qual und Pein den Glaubensverweigerern und Freude und Glückseligkeit den Gläubigen gegenüber. Der Muslim soll sich also zu den Taten beeilen, die ihn vor der Einsamkeit im Grab retten, damit es ihm (möge Allah uns bewahren) nicht wie demjenigen ergeht, der die rechtschaffenen Taten vernachlässigte und beim Sterben vergeblich schrie: „… Mein Herr, bringt mich zurück, auf dass ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe.…“ (Sûra 23:99-100). 

 

Mein edler Bruder, du sollst auch bei Allâh vor der Qual des Grabes regelmäßig Zuflucht suchen! Denn der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) pflegte folgendes Bittgebet in seinen Gebeten zu sprechen: „O Allâh mein Herr, ich suche Zuflucht bei dir vor der Qual des Grabes! …“ Von Al-Buchârî überliefert. Er pflegte ferner seine Gefährten anzuweisen, vor der Qual des Grabes Zuflucht zu suchen, wie dies von Al-Buchârî überliefert wurde. Du sollst, mein muslimischer Bruder, die Sünden möglichst vermeiden, die offensichtlichen und die verborgenen gleichermaßen, denn sie gehören zu den Gründen für die Qual des Grabes! Denn der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ging einmal an zwei Gräbern vorbei und sagte: „Sie werden gepeinigt, und dabei geht es nicht um schwerwiegende Taten: Der Eine von ihnen pflegte üble Nachrede über Andere zu verbreiten, und der Andere pflegte sich während des Urinierens nicht vor der Öffentlichkeit zu schützen.“ Von Al-Buchârî und Muslim überliefert.

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