Für etwas eintreten

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Ein wahrhaft den Glauben Verinnerlichender tritt für etwas Großartigeres als sich selbst ein.

 

Die moderne säkulare Annäherung an die Moral hat unsere Gesellschaft im letzten halben Jahrhundert sehr geplagt. Die Herzen verhärten sich und die Menschen befassen sich nicht mehr mit ethischen Werten. Die Menschen stehen massenweise bereit und sehen die eklatante Verbreitung von Verkommenheit, Anstößigkeit und anderen Formen weitverbreiteter gesellschaftlicher Verderbtheit, ohne sich Sorgen zu machen. Wir begünstigen und nähren Verderbtheit in unseren Filmen, im Fernsehen, in der Musik und in Videospielen. Es ist dermaßen schlimm geworden, dass soziale Ungerechtigkeit in der Hauptströmung der amerikanischen und europäischen Gesellschaft als normal akzeptiert wird. Mit der Globalisierung westlicher Werte ist diese Ungerechtigkeit zu einer internationalen Realität geworden. Die Frage lautet: Wie reagieren die wahren dem Allbarmherzigen anbetend Dienenden?

 

Dies führt uns zu unserer nächsten Eigenschaft der dem Allbarmherzigen anbetend Dienenden:

 

„Und (auch) diejenigen, die keine Falschaussage bezeugen und, wenn sie im Vorbeigehen unbedachte Rede (hören), würdevoll weitergehen.“ (Sûra 25:72).

Seit den frühen Generationen waren unsere Gelehrten über die Bedeutungen dieses Verses nur leicht unterschiedlicher Meinung. Die obenstehende Übersetzung versucht sie alle in einer allgemeinen Kategorie zusammenzufassen. Der erste hervorzuhebende Teil ist die Übersetzung von „lâ yaschhadûna Az-Zûr (die keine Falschaussage bezeugen)“. Unsere Gelehrten teilen uns mit, dass hiermit gemeint ist, dass die dem Allbarmherzigen anbetend Dienenden keinerlei Falschaussage beiwohnen, sie nicht bezeugen oder bestätigen respektive ihr keinen Glauben schenken. „Az-Zûr“ bezieht sich ausdrücklich auf eine Falschaussage, die gemacht wurde, um gut oder begehrenswert dazustehen. Alle Sünden und Sittenlosigkeiten fallen grundsätzlich unter diese Kategorie. Einige der großen Gelehrten der frühen Generationen sagten, dass „Az-Zûr“ sich speziell auf die Vielgötterei bezieht, was bedeutet, dass ein Muslim ein polytheistisches Ritual nicht besuchen, daran nicht teilnehmen oder es nicht unterstützen darf. Gleichermaßen dürfen wir polytheistischen Glaubensvorstellungen niemals Verständnis entgegenbringen oder sie bestätigen.

 

Davon abgesehen sind wir dennoch dazu verpflichtet, den Glauben von Menschen nicht zu beleidigen oder zu verunglimpfen, wie der letztere Teil des obengenannten Verses zeigt: „… wenn sie im Vorbeigehen unbedachte Rede (hören), würdevoll weitergehen.“ Dies ist eine generelle Regel, um den eigenen Glauben zu schützen und eine genaue Norm zu Gunsten des Monotheismus aufzustellen. Man muss beachten, dass die Teilnahme an einem interreligiösen Dialog eine spezifische Ausnahme darstellt, die ihre Vorteile hat und in einem gesonderten Artikel erörtert werden kann.

 

Eine weitere Deutung für das Wort „Az-Zûr“ ist Lügen. Ein wahrer Allâh anbetend Dienender ist nicht in Begleitung von Menschen, die oft lügen, und er lügt definitiv nicht, besonders dann nicht, wenn er über eine strittige Angelegenheit Zeugnis ablegt. Andere behaupten, dass „Az-Zûr“ „die Partyszene“ bedeutet – Bars oder Tanzklubs. Sie sagen, dass die Versammlungen, an denen Musik und Alkohol zu finden sind, unter „Az-Zûr“ fallen. Gemäß dieser Interpretation ist es für einen wahren Allâh anbetend Dienenden definitiv nicht angemessen, an einem Ort zu sein, an dem Alkohol, Drogen oder unislâmische Musik vorherrschend sind.

 

Der zweite hervorzuhebende Teil des Verses „… wenn sie im Vorbeigehen unbedachte Rede (hören) …“ ist die Übersetzung von „Idhâ marrû bi-l-Laghw“. Wir können es auch mit „… wenn sie im Vorbeigehen nutzloses oder schädliches Gerede (hören) …“ übersetzen, anstatt mit „… wenn sie im Vorbeigehen unbedachte Rede (hören) …“, da gemäß der Aussagen der Exegeten der linguistische Begriffsinhalt dieses Verses ist, dass sie nicht beabsichtigen oder beabsichtigten „Al-Laghw“, was wir mit „nutzloses oder schädliches Gerede“ übersetzten, zu bezeugen. Die Exegeten erwähnten, dass „Al-Laghw“ sich auf die unhöflichen und respektlosen Angriffe der Glaubensverweigerer auf die Gläubigen bezieht. Andere sagten, dass es sich auf alle Kraftausdrücke und jedes schlechte Gerede, wie beispielsweise Lügen, Lästern, übles Dichten, üble Lieder und Beleidigung bezieht. Die letzteren Exegeten blieben bei der grundsätzlichen linguistischen Bedeutung von „Al-Laghw“, sprich „nutzloses oder schändliches Gerede“.

 

Der letzte hervorzuhebende Teil des Verses „… würdevoll …“ ist eine Übersetzung von „Kirâman“, was edel, ehrenhaft und würdevoll bedeutet. Unsere Gelehrten sagten, dass dieser Vers bedeute, wenn wir beleidigt werden – was heutzutage ziemlich üblich ist –, sollen wir Weisheit und Güte walten lassen sowie anderen verzeihen. Deshalb sollten wir entweder schweigen (wenn dies am Besten ist), mit einem deutlichen, nicht-feindseligen Gegenargument antworten oder gänzlich vergeben und dem unwissenden Menschen, der einen schlechten Charakter hat, Güte entgegenbringen. Gleichermaßen sollten wir, wenn wir Lügen, Geläster, Beleidigungen oder anderes schändliches Gerede hören, den Menschen in einer freundlichen, aber nachdrücklichen Art und Weise davon abraten und auf unserem Weg bleiben.

 

Dieser Vers enthält eine große Orientierungshilfe und lehrt uns, wie man ehrenhaft und weise mit sozialer Ungerechtigkeit umgeht. Wenn wir den letzten Teil des Verses betrachten „… würdevoll weitergehen“, dann sehen wir, wie viele Muslime eindeutig nicht im Einklang mit diesem islâmischen Verhalten stehen. Ein Beispiel hierfür ist das Randalieren, Verbrennen von Flaggen oder Bildnissen von Politikern als Reaktion auf Anti-Islâm-Kampagnen in den westlichen Medien. Dies ist nicht die Art und Weise, wie man für etwas Großartigeres als sich selbst eintritt. 

 

Dieser Vers handelt von Herzen mit spirituellem Leben, die sich allen Formen von Sünden widersetzen, besonders was Sünden betrifft, die schön, anziehend und annehmbar dargestellt werden. Als der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) uns mitteilte, dass der Islâm als Fremder kam und wieder fremd werden wird, informierte er uns über genau die Gegebenheiten, in denen wir uns momentan befinden. Zur Zeit des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) waren Sünde und Verderbtheit Normen, denen er und seine Gefährten sich entgegenstemmten. Sie nahmen diese religiösen Moralvorstellungen an – Selbstachtung, Ehrlichkeit und Integrität –, die ihre menschlichen Bedürfnisse in Schach hielten und sie auf lange Sicht zu etwas Besserem lenkten.

 

Wir beten dafür, dass Allâh der Allmächtige uns damit segnet, so wie diese Fremden zu sein, die spirituelle und moralische Integrität als soziale Norm wiederbeleben. Mögen wir dies tun, damit wir Sein Wohlgefallen erlangen und wahre dem Allbarmherzigen anbetend Dienende werden! Âmîn!

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