Geduld des Propheten mit der Rechtleitung

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Wir leben heute in einem globalen Dorf. Sei es im Internet, im eigenen Land oder auf der Reise: Menschen verschiedenster Herkunft treffen sich und interagieren an vielen verschiedenen Örtlichkeiten. Dies ist für Muslime eine wichtige Angelegenheit, da es uns die Möglichkeit bietet und uns gleichzeitig prüft, den Islâm zu repräsentieren und die Menschen einladend zum Islâm aufzurufen. 

 

Leider ist der einladende Aufruf zum Islâm nicht so leicht, wie man sich dies vorstellt. Ibn Al-Qayyim () sagte, dass der einladende Aufruf zum Islâm die höchste Stellung innehat, da dies die Aufgabe der Propheten (Friede sei mit ihnen) war. Wir lesen ständig im Qurân, wie geduldig die Propheten ) mit ihren Völkern waren. Noah (Friede sei mit ihm) war der Einzige, der gegen sie Bittgebete verrichtete, nachdem er sie 950 Jahre lang einladend zur Anbetung des Einen Gottes aufgerufen hatte. 

 

Heutzutage sind wir jedoch voreilig darin, Menschen für immer für Islâm-Leugner zu erklären, obwohl Allâh uns im Qurân sogar sagt, dass ein Mensch bis kurz vor seinem Tode die Möglichkeit hat, den Glauben anzunehmen. Wir tun dies, entweder indem wir auf andere hinabsehen, anstatt für unsere Brüder das zu lieben, was wir für uns selbst lieben – sprich, den Islâm für die Islâm-Leugner zu lieben, wie wir ihn für uns selbst lieben (An-Nawawis Erklärung zum Hadîth) –, oder indem wir sie aufgeben, nachdem wir sehen, dass unser Aufruf keine Früchte trägt.

 

Deshalb ist es wichtig, zum Beispiel des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zurückzukehren. Wir wissen, dass er in Makka für seine Botschaft brutal angegriffen wurde. Es gab bestimmte Anführer: Abû Dschahl, Abû Lahab, Al-Walîd ibn Mughîra und Abû Sufyân. Nachdem der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) fast 20 Jahre einladend zum Islâm aufgerufen hatte und nachdem Abû Sufyân zahlreiche Kriege gegen die Muslime bestritten hatte, nahm dieser nach der Eroberung Makkas den Islâm an. Er kämpfte dann für den Islâm und verlor in einer der Schlachten sogar ein Auge. Wer hätte gedacht, dass ein Mann wie Abû Sufyân letztendlich den Islâm annehmen würde? Er hätte nach dem Tod des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) vom Glauben abfallen können, wie es viele Stämme taten. Doch er tat dies nicht.

 

Lasst uns nicht die Geschichte der Stadt Taif vergessen! Als der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) dorthin ging, um die Menschen einladend zum Islâm aufzurufen, schickten sie ihre Kinder und Leute, die sie als niedrig betrachteten, um Steine zu werfen und den Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zu verspotten. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verließ Taif, blutend und ohne menschlichen Beistand. Seine beiden engsten Verwandten, seine Ehefrau Chadîdscha und sein Onkel Abû Tâlib waren verstorben. Daraufhin kam der Engel Gabriel zu ihm und teilte ihm mit, dass Engel bereitstünden, um diese Menschen zu vernichten, falls der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) dies verlange. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) selbst gestand ein, dass dies sein schwerster Tag war. Doch seine Antwort lautete: „Vielleicht wird Allâh aus ihren Nachkommen Menschen hervorbringen, die einzig Ihn anbeten.“ (Al-Buchârî). Würden wir für solche Menschen noch Hoffnung haben?

 

Die Wesensart des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) war es, niemals aufzugeben. Allâh hatte ihm eine Aufgabe gegeben, die er ungeachtet der Erfolge zu erfüllen hatte. 

 

Sein Onkel Abû Tâlib schützte den Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und bis zu dessen Ableben rief der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ihn zur Wahrheit auf. Dann offenbarte Allâh: „Gewiss, du kannst nicht rechtleiten, wen du gern (rechtgeleitet sehen) möchtest. Allâh aber leitet recht, wen Er will. Er kennt sehr wohl die Rechtgeleiteten.“ (Sûra 28:56).

 

Ganz gleich wie schlimm ein Mensch uns erscheinen mag, so sollten wir nicht vermuten, dass er den Islâm nie annehmen wird – seht euch das Beispiel Umars an, der Sklavinnen schlug, als er herausfand, dass sie konvertiert waren. Doch Allâh leitet recht, wen Er will – Umar wurde zu einem der engsten Gefährten des Propheten, einer von Zehn, denen das Paradies versprochen wurde, und der zweite rechtgeleitete Kalif.

 

Dies spricht eindeutig für den einladenden Aufruf zum Islâm. Dies bedeutet nicht, dass wir nicht für die Rechte unserer Brüder und Schwestern eintreten, wenn sie unter dem Vorwand des einladenden Aufrufes zum Islâm leiden. Unsere Taten sollten jedoch, wie in allen Situationen, unter Berücksichtigung des Beispiels unseres geliebten Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) in milder Weise durchgeführt werden.

 

Auf Grund des Durchhaltevermögens des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und Allâhs Willen sind wir heute Muslime. Lasst uns für diese Tatsache dankbar sein, indem wir bei unseren eigenen Bemühungen, den Menschen über den Islâm zu erzählen, ausdauernd sind, indem wir unsere Redekunst mit Taten unterstützen – indem wir in die Fußstapfen des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) treten!

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