Keine Sachkenntnis ist es wert, vergeudet zu werden!

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Im Kampf Salâhuddîns gegen die Kreuzritter war die Belagerung von Akka (Akkon) eine der schwierigsten Schlachten. Rund 3.000 von Salâhuddîns Soldaten, unter dem Kommando von Bahâuddîn Qaraqusch, wurden von den Kreuzrittern belagert. Zur Verteidigung umzingelte Salâhuddîn die Kreuzritter rund um die Stadt herum und zwang sie dazu, an zwei Fronten zu kämpfen. Die Belagerung voller erbarmungsloser Vorstoß- und Rückzugsgefechte dauerte zwei lange Jahre an.

 

Immer wenn wir über diese Vorfälle sprechen, denken wir über die Großartigkeit der Heerführer und deren Erfolge nach. Diese Heerführer waren jedoch beileibe nicht allein. Sie waren umgeben von einer Generation von Menschen und Individuen, die auf sehr vielfältige Art und Weise zum Erfolg beitrugen. Einige entscheidender als Andere, jedoch alle wichtig.

 

Im Buch Die ungewöhnliche und ausgezeichnete Geschichte Salâhuddîns gedenkt Yûsuf ibn Râfi folgenden Vorfalls:

 

Die Kreuzritter hatten drei monströse Türme aus Holz und Eisen gebaut, um die Mauern Akkas zu erklimmen. Sie planten, sie gegen die Festungsmauern zu lehnen, was Tausenden von Soldaten ermöglichen würde, in die Stadt zu strömen. Die Türme wurden mit Tierhäuten abgedeckt, die in Essig getränkt waren, was es unmöglich machte, sie in Brand zu stecken. Die Muslime erschraken beim Anblick dieser Geräte. Salâhuddîn versammelte seine Wissenschaftler und Ingenieure, um einen Plan zu entwickeln, doch zahlreiche Feuergeschosse erwiesen sich als nutzlos. So sehr sie sich auch bemühten, sie konnten keine Lösung finden.

 

Durch die Vorbestimmung und den Willen Allâhs kam ein junger Mann vorbei. Der Mann bot seine Hilfe an und sagte, dass er die Türme in Brand setzen könne, sofern die Armee ihn mit bestimmten Materialien ausstatte. Dies taten sie. Es war jedoch keine leichte Aufgabe – sie mussten ihn in die Stadt hineinschmuggeln.

 

Mittlerweile hatten die Kreuzritter Hunderttausende Soldaten aus Europa entsandt, um die Stadt zu belagern. Salâhuddîns Männer mussten unentdeckt die gesamte Armee der Kreuzritter durchqueren und durch die Stadtmauern schlüpfen. Aller Lobpreis gebührt Allâh! Sie waren in der Lage, dies erfolgreich zu tun. Bahâuddîn Qaraqusch war natürlich skeptisch gegenüber diesem „Kind“, das hervortrat und seine Dienste anbot. Hatten nicht alle Fachleute ihr Bestes gegeben? Was könnte es bieten?

 

Nach einiger Überzeugungsarbeit stimmte Bahâuddîn zu. Der junge Mann mischte die Materialien – Chemikalien –, die er von der Armee angefordert hatte, und ließ die Soldaten das Gemisch auf die Türme schießen. Die Kreuzritter fanden dies höchst amüsant. Das Gemisch war durchsichtig, so dass es danach aussah, als würden die Muslime Wasser auf diese großen Holz- und Eisenbauten werfen! Dann gab der junge Mann ein Zeichen. Die Soldaten warfen Feuer auf die Türme und die durchsichtige Flüssigkeit ging in Flammen auf.

 

Die Soldaten im ersten Turm schafften es nicht rechtzeitig heraus. Als die Soldaten im anderen Turm dies sahen, begannen sie herauszuspringen, wobei sie den langen Sturz dem glühend heißen Feuer vorzogen. Aller Lobpreis gebührt Allâh! Alle drei Türme brannten bis zum Boden nieder.

 

Allâh ist größer! Die Muslime waren starr vor Staunen. Wer war dieser Mann? Woher kam er? Woher wusste er, was zu tun war?

 

Der junge Mann, ein Gefäßmacher aus Damaskus, stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Er studierte fleißig Chemie, obwohl niemand für sein Experimentieren Verständnis hatte. Gleichwohl fuhr er unbeirrt fort.

 

Salâhuddîn rief diesen jungen Mann herbei, um ihn zu belohnen und ihn für seine Hilfe zu loben. Doch er lehnte ab und sagte, dass er es einzig um Allâhs des Mächtigen und Majestätischen willen getan habe. 

 

Offensichtlich hatte dieser junge Mann nicht die Absicht gehabt, zu diesem Zeitpunkt Salâhuddîn zu treffen. Auch studierte er nicht Chemie, um dieses bestimmte Problem für die Muslime zu lösen. Vielmehr war er ein zutiefst aufrichtiger Mensch und auf der Suche nach Sachkenntnis. Allâh der Mächtige und Majestätische benutzte ihn als einen Seiner Arbeiter, um eine Seiner Aufgaben auszuführen. Allâh der Hocherhabene brachte ihn zur richtigen Zeit an den richtigen Ort und stattete ihn mit den Sachkenntnissen und Mitteln aus, die er benötigte, um den Muslimen in dieser Situation von Nutzen zu sein. Unsere Sachkenntnisse sollten niemals herabgesetzt werden, da wir nie wissen, welche Fähigkeiten im Dienste Allâhs benötigt werden.

 

Lasst uns über eine kleine Sache nachdenken: Wie nutzen wir den Muslimen und der Welt mit den Fähigkeiten, die wir besitzen, und den Situationen, in die wir versetzt werden? Wie verwenden wir unsere umfassenden Kenntnisse als Ingenieure, Wissenschaftler, Journalisten, Künstler, Produzenten, Psychologen, Politiker, Lehrer, Aktivisten usw., um tatsächlich eine Änderung zu bewirken (selbst wenn diese Änderung gering scheinen mag und unbeachtet bleibt)?

 

Wenn wir unser Vertrauen in Allah den Hocherhabenen setzen, dann werden wir erkennen, dass keine Sachkenntnis unnütz bleibt und keine Handlung vergeudet wird. Jede Tat, egal wie groß oder klein, hat einen Wert, sofern Allâh sie würdigt. Es gibt Viele, die vor uns dieses Erbe weiterreichten und von der Welt niemals erwähnt oder in Erinnerung gehalten wurden, sondern nur Allâh dem Erhabenen und Majestätischen bekannt waren. Und von wem wäre es besser, in Erinnerung gehalten zu werden? Ist Er nicht der Allsehende, Allhörende, der Allgewahre und Allwissende?

 

Möge Allah der Erhabene und Majestätische uns benutzen, um Seiner Religion (Lebensweise) nützlich zu sein und um Seinetwegen Instrumente des positiven sozialen Wandels zu sein! Möge Er uns dazu benutzen, zu denjenigen zu gehören, die das Gute verbreiten, wo immer sie auftreten, und dabei einzig Seine Anerkennung erstreben! Möge Er uns erlauben dieses Diesseits (die materielle Welt) für dessen zugedachte Zwecke zu nutzen und vor der Oberflächlichkeit des Glitters und Glanzes dieser Welt zurückzuscheuen! Âmîn!

 

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