Jemals zu spät gewesen?

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Bist du jemals zu spät zur Arbeit gekommen? Sei es die Erkenntnis, dass man zu spät ist, die Furcht davor, aus dem Haus zu rennen, oder noch schlimmer, an den Arbeitsplatz zu kommen und zu wissen, dass alle Augen auf einen gerichtet sind – niemand genießt dieses Gefühl. Sehr verblüffend an diesem Szenario ist, dass Gelehrte der Spiritualität eine ähnliche Sprache verwenden, um unseren Weg zu Allâh zu beschreiben. Zu Beginn unseres Lebens erleben wir zunächst ein Erwachen, bei dem wir erkennen, dass unser Lebensstil momentan nicht optimal ist. Dann besitzen wir eine gesunde Angst und Furcht, die uns dazu bringen, unsere Taten zu verbessern und unsere Schuld und unsere Mängel zu beheben. Noch verblüffender ist, dass der Qurân diese Notwendigkeit des Aufwachens aufgreift, damit man voranschreitet, standhaft bei diesem Verständnis bleibt und es auf die beredtste Weise praktiziert.

 

Der erste Schritt … aufwachen!

 

Jeder, der andere aufwecken will, kann selbst nicht schlafen! Denn wenn er dies täte, würde er zunächst einen Wecker benötigen. Genauso wie ein Körper ohne Seele ein Leichnam ist, schläft unser Glaube, wenn wir kein waches Herz besitzen. Oder noch schlimmer: Er befindet sich im Koma. Deshalb ist der erste Schritt für das Herz und die Seele, aufzuwachen und zu leben.

 

„Und ebenso haben Wir dir Geist von Unserem Befehl (als Offenbarung)  eingegeben…“ (Sûra 42:52).

 

Aufzuwachen ist ein ausgezeichneter erster Schritt. Doch es ist nur der erste Schritt. Oftmals wachen viele von uns tatsächlich auf, betätigen jedoch den Schlummerknopf und schlafen nochmals ein. Es ist verlockend, für einige Minuten weiterzuschlafen, doch es besteht das Risiko, einen Termin zu verpassen oder den ganzen Tag zu vergeuden. Was den Glauben und die Verhaltensweise angeht, so ist der Schlummerknopf einiger Menschen das Alter. Sie denken, sie könnten später beginnen, vielleicht in ein paar Jahren. Für andere ist der Schlummerknopf ein Ereignis, wie Heirat oder Schulabschluss, doch niemand garantiert, dass dies geschehen wird. Niemand garantiert, dass genau diese Hochzeit oder Karriere später nicht selbst ein Hinderungsgrund sein wird.

 

Hey, ich kann nichts sehen!

 

Glückwunsch, der erste Schritt ist vollzogen! Du bist wach und bereit voranzuschreiten. Sobald du wach bist und aus dem Bett gekommen bist, erkennst du, dass es dunkel ist und suchst nach… Licht.

 

Herumzutaumeln und gegen eine Wand zu laufen, würde dich zurückwerfen. Deshalb besteht der zweite Schritt darin, den Weg klar zu sehen. Was macht göttliches Licht mit uns? Allâh benutzt es gegen mehrere Schichten von Dunkelheit. Deshalb ist dieses Licht multifunktional!

 

Die erste Dunkelheit, die es entfernt, ist Unwissenheit. Wenn du und ich nicht wissen, warum wir hier sind, wohin wenden wir uns dann? Und was sollen wir tun? Und wie können wir dann voranschreiten? Genauso wie Kleinkinder nicht wissen, dass eine Steckdose gefährlich ist, könnten wir ähnlich blind gegenüber Schädlichem sein. Das Licht des Islâm kommt, um uns Dinge zu erklären.

 

Eine weitere Dunkelheit, die es entfernt, ist Verwirrung. Man kann viele Dinge wissen. Doch was ist, wenn man sich nicht sicher ist, wie man die Puzzleteile zusammenlegt? Mach dir keine Sorgen! – Das Licht wird dir ein weiteres Mal den Weg zeigen!

 

Die dritte Dunkelheit, die vom Licht erhellt wird, ist Isolation. Man kann Dinge wissen und einen klaren Kopf haben… doch was ist, wenn man sich einsam fühlt? Das Licht zeigt einem Beispiele für das Resultat eines vom Glauben angetriebenen Lebens aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wenn wir diese Beispiele studieren, verstehen wir, dass wir ein Teil eines langen Vermächtnisses von Menschen sind, die dem Licht folgen. Wenn du dachtest, du würdest die Kerze allein tragen, dann weißt du nun, dass andere sie vor dir getragen haben, andere sie nach dir tragen werden und andere sie mit dir tragen wollen.

 

Eine weitere Herausforderung ist die Dunkelheit des Pessimismus. Obwohl man über klares Wissen verfügt und Unterstützung bekommt, fühlt man sich manchmal so, als hätte es keinen Sinn. Wenn sich jemand fühlt, als gäbe es keinen Grund, etwas zu tun, dann wird er selten aktiv. Nochmals: Das Licht kommt, um die Dunkelheit des Pessimismus zu überstrahlen. Es beleuchtet die Barmherzigkeit Allâhs, erleuchtet historische Weisheit und motiviert einen, wie kein anderes Zureden dies tun kann!

 

Endgültiger Bestimmungsort: Ein Führer

 

Wenn ein Mensch wach, handlungsbereit und sich des endgültigen Bestimmungsortes bewusst ist, dann sollte das Aktivwerden automatisch der nächste Schritt sein. Menschen sind jedoch nicht so roboterhaft. Sie haben Gefühle, Beweggründe, Höhen und Tiefen. Um zu unserer Analogie zurückzukommen: Gelegentlich „melden wir uns krank“ oder „haben wir einen faulen Tag“. Was bringt es uns aufzustehen, uns zu waschen, uns zu bewegen und Leistungsfähigkeit zu verspüren? Wir benötigen noch eine weitere Hilfe auf unserem Weg.

 

„… mit dem Wir rechtleiten, wen Wir wollen von Unseren Dienern…“ (Sûra 42:52).

 

Wie leitet uns der Qurân recht? Zuerst bringt der Qurân einen zum Handeln. Wenn man ihn als Leitung versteht und den Kampf beginnt, wird Allâh einen nicht im Stich lassen. Zweitens sagt Allâh, was Er will und nicht will. Deshalb kennst du Seine Erwartungen vom ersten Tag an genau. Letztlich besitzen Menschen die Neigung, Spiele zu spielen, faul zu werden oder zu vergessen oder es mangelt ihnen manchmal einfach an Kraft und Fähigkeit, verschiedene Prüfungen im Leben zu bewältigen. Der Qurân behebt auch Fehler, wenn Fehlfunktionen und Störungen im Herzen und in der Seele gefunden werden, die anfangs aufgeweckt worden sind. Deshalb motiviert er einen, zeigt einem den Weg und ermuntert einen dazu, standhaft zu bleiben. Nun bleibt die Frage: „Bin ich bereit aufzustehen und zu agieren?“

 

Vor einer Antwort … sollte man nochmals folgenden Vers lesen:

 

„Und ebenso haben Wir dir Geist von Unserem Befehl (als Offenbarung) eingegeben. Du wusstest (vorher) weder, was das Buch noch was der Glaube ist; doch haben Wir es zu einem Licht gemacht, mit dem Wir rechtleiten, wen Wir wollen von Unseren Dienern. Und du leitest ja wahrlich zu einem geraden Weg.“ (Sûra 42:52).

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