Geschichte des Propheten Sulaimân - Teil 2

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Die Königin von Saba war sehr verstört, als sie den Brief von Sulaimân erhielt, und rief schnell ihre Berater zusammen. Sie reagierten wie auf eine Herausforderung, weil sie fühlten, dass jemand sie herausforderte, indem er eine Anspielung auf Krieg und Niederlage machte und sie aufforderte sich seinen Bedingungen zu unterwerfen.

Sie sagten ihr, dass sie ihr nur raten könnten, dass es aber ihr Recht sei, Anordnungen zum Handeln zu erteilen. Sie bemerkte, dass sie Sulaimâns Androhung einer Invasion mit einem Kampf entgegnen wollten. Sie sagte ihnen jedoch: „Frieden und Freundschaft sind besser und weiser! Krieg bringt nur Erniedrigung, versklavt die Leute und zerstört alles, was gut ist. Ich entschied mich, Geschenke an Sulaimân zu senden, ausgesucht von unseren wertvollsten Schätzen. Die Höflinge, die die Geschenke überbringen sollten, werden auch die Möglichkeit haben, etwas über Sulaimân und dessen Militärmacht zu erfahren.“

Sulaimâns Spähtrupp brachte ihm die Nachrichten der Ankunft der Boten der Königin mit Geschenken. Er realisierte sofort, dass die Königin ihre Männer auf eine Erforschungsmission entsandte, und daher gab er Befehle zur Massenversammlung seiner Armee. Die Abgesandten der Königin trafen auf die gut ausgerüstete Armee Sulaimâns und wurden sich bewusst, dass ihr Reichtum nichts im Vergleich zu dem Königreich Sulaimâns war, wo die Böden seines Palastes aus Sandelholz gefertigt waren und pures Gold eingesetzt wurde. Sie bemerkten, wie Sulaimân seine Armee inspizierte, und waren erstaunt über die Anzahl und Vielfalt an Soldaten, zu denen auch Löwen, Tiger und Vögel gehörten. Die Boten standen vor Ehrfurcht ergriffen im Bewusstsein da, dass sie eine nicht aufzuhaltende Armee vor sich hatten.

Die Abgesandten staunten über die Pracht, die sie umgab. Sie übergaben eifrig die wertvollen Geschenke ihrer Königin und sagten zu Sulaimân , dass die Königin sich wünsche, dass er sie als Zeichen der Freundschaft annehmen möge. Sie waren geschockt von seiner Reaktion: Er fragte sie nicht einmal danach, die Deckel der Behälter zu öffnen! Er sagte ihnen: „Allâh gab mir viel Reichtum, ein großes Königreich und das Prophetentum. Ich stehe deshalb über der Bestechung. Mein einziges Ziel ist es, den Glauben des Monotheismus zu verbreiten – der Einzigartigkeit Allâhs.“

Er wies sie an, die Geschenke zurück zur Königin zu bringen und ihr zu sagen, dass er, wenn sie nicht mit ihrer Art der Anbetung (das heißt der Anbetung der Sonne) aufhören würde, ihr Königreich entwurzeln und die Menschen des Landes vertreiben würde.

Die Abgesandten der Königin kehrten mit den Geschenken zurück und überbrachten die Nachricht. Sie erzählten ihr auch über die wunderbaren Dinge, die sie gesehen hatten. Anstatt daran Anstoß zu nehmen, entschied sie sich, Sulaimân zu besuchen. Begleitet von ihrem königlichen Hofstab und ihren Dienern verließ sie Saba und sandte einen Boten voraus, um Sulaimân mitzuteilen, dass sie auf dem Weg war ihn zu treffen.

Sulaimân fragte die Dschinn, die für ihn beschäftigt waren, ob irgendjemand unter ihnen ihren Thron zu seinem Palast bringen könnte, bevor sie eintreffen werde. Einer von ihnen sagte: „Ich werde ihn dir bringen, bevor diese Sitzung beendet ist.“ Sulaimân reagierte nicht auf dieses Angebot; es schien, als würde er auf eine schnellere Variante warten. Die Dschinn konkurrierten miteinander, um ihn zufrieden zu stellen. Einer von ihnen sagte: „Ich werde ihn dir in einem einzigen Augenblick holen!“

Sobald dieser Dschinn, der Wissen vom Offenbarungsbuch hatte, seine Aussage gemacht hatte, stand der Thron vor Sulaimân . Die Mission war tatsächlich in der Zeit eines Augenblinzelns vollendet worden. Sulaimâns Sitz war in Palästina und der Thron der Königin war im Jemen, zweitausend Meilen entfernt. Dies war ein großartiges Wunder, das von einem der Soldaten Sulaimâns verrichtet wurde.

Als die Königin in Sulaimâns Palast eintraf, wurde sie mit Prunk und Festlichkeit willkommen geheißen. Sulaimân fragte sie dann  auf den veränderten Thron zeigend, ob ihr Thron wie dieser aussehe. Sie schaute immer wieder hin. In ihrem Kopf war sie überzeugt, dass es nicht möglich sei, dass ihr Thron der sei, auf den sie schaute, da ihrer sich doch in ihrem Palast befand; sie entdeckte jedoch eine eindrucksvolle Ähnlichkeit und antwortete: „Es ist so, als wäre es genau der, und er ähnelt meinem in jeder Hinsicht.“ Sulaimân , stufte sie als intelligent und diplomatisch ein.

Er lud sie dann in die große Halle ein, deren Boden in Glas gelegt war und schimmerte. Im Glauben, dass es Wasser sei, hob sie ihren Rock etwas über ihre Fersen, als sie auf den Boden trat, aus Furcht, dass sie ihn nass machen würde. Sulaimân machte ihr klar, dass er aus solidem Glas gefertigt war.

Sie war beeindruckt. Sie hatte so etwas niemals zuvor gesehen. Die Königin wurde sich dessen bewusst, dass sie in der Gesellschaft einer gelehrten Person war, die nicht nur ein Herrscher eines großartigen Königreichs war, sondern auch ein Gesandter Allahs. Sie bereute, gab die Sonnenanbetung auf, nahm den Glauben Allâhs an und forderte ihre Leute auf das Gleiche zu tun.

Somit sah die Königin den Glauben ihrer Leute vor Sulaimân auseinanderfallen. Sie realisierte, dass die Sonne, die ihr Volk anbetete, nichts war außer eine von Allâhs Schöpfungen.

Die Sonne verfinsterte sich in ihr zum ersten Mal und ihr Herz wurde durch ein niemals schwindendes Licht erleuchtet – das Licht des Islâm. Allâh der Allmächtige legt uns diese Geschichte in Sûra An-Naml (Die Ameisen) im Qurân vom zwanzigsten bis zum vierundvierzigsten Vers dar.

Sulaimâns öffentliche Arbeit wurde größtenteils von den Dschinn ausgeführt. Dies war eine Strafe für deren Sünde, dass sie die Leute glauben ließen, dass sie allmächtig seien und um das Übersinnliche wüssten und die Zukunft voraussehen könnten. Als Prophet war es Sulaimâns Pflicht, solch einen falschen Glauben von seinen Anhängern zu entfernen.

Sulaimân lebte in Ruhm und alle Geschöpfe waren ihm ergeben. Schließlich bestimmte Allâh, dass er sterben solle. Sein Leben und Tod waren voller Wunder und wundersamer Begebenheiten; daher stimmte sein Tod mit seinem Leben und seinem Ruhm überein. Sein Tod wie sein Leben waren einzigartig. Die Menschen mussten lernen, dass weder die Dschinn noch die Propheten die Zukunft kannten, sondern dass allein Allâh sie kennt.

Sulaimâns Anstrengungen hierum endeten nicht mit seinem Leben, da selbst sein Tod zu einer Lehre für die Nachwelt wurde. Er saß seinen Stab haltend und überblickte die Arbeit der Dschinn in einer Grube. Er starb in dieser Position. Lange war sich niemand seines Todes bewusst, da man ihn aufrecht sitzend sah. Die Dschinn machten mit ihrem Schütten des Sandes im Glauben weiter, dass Sulaimân sie beobachtete.

Viele Tage später begann ein kleiner Wurm damit, an Sulaimâns Stab zu knabbern. Er machte dies solange, indem er den unteren Teil vom Stab fraß, bis dieser aus Sulaimâns Hand fiel und dessen großer Körper zu Boden stürzte. Die Menschen eilten zu ihm, und als sie seinen Körper erreichten, realisierten sie, dass er schon vor einiger Zeit gestorben war und die Dschinn nicht das Übersinnliche wahrgenommen hatten; denn wenn die Dschinn das Übersinnliche gekannt hätten, hätten sie nicht weitergearbeitet und gedacht, dass Sulaimân noch lebte.

Hierüber offenbarte Allâh der Erhabene: “Und Sulaimân (machten Wir) den Wind (dienstbar), dessen Morgenlauf einen Monat und dessen Abendlauf einen Monat beträgt'. Und Wir ließen die Quelle des geschmolzenen Kupfers für ihn fließen. Und unter den Dschinn gab es manche, die mit der Erlaubnis seines Herrn vor ihm tätig waren. Wer von ihnen von Unserem Befehl abweicht, den lassen Wir von der Strafe der Feuerglut kosten. Sie machten ihm, was er wollte, an Gebetsräumen, Bildwerken, Schüsseln wie Wasserbecken und feststehenden Kesseln. - „Verrichtet, ihr Sippe Dâwûds, eure Arbeit in Dankbarkeit", denn (nur) wenige von Meinen Dienern sind wirklich dankbar. Und als Wir für ihn den Tod bestimmt hatten, wies sie auf sein Ableben nur das Tier der Erde hin, das seinen Stab fraß. Als er dann niederstürzte, wurde den Dschinn klar, dass sie, wenn sie das Verborgene gewusst, nicht (weiter) in der schmachvollen Strafe verweilt hätten.” (Sûra 34:12-14).

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