Amr ibn Al-Dschamûh - Der weiße Großzügige

1984 45

Es handelt sich um Amr ibn Al-Dschamûh , einen der Führer Madînas und eines der Oberhäupter vom Stamm Banû Salama sowie einen dessen Edelleuten. Er war der letzte Mann, der unter den Ansâr den Islâm annahm. Amr war der Ehemann von Hind bint Amr, der Schwester von Abdullah ibn Amr ibn Harâm. Sein Sohn Mu'âdh nahm den Islâm vor ihm an.

Amr ibn Al-Dschamûh hatte in seinem Haus einen Götzen aus Holz namens Manâf. Mu'âdh wurde diesbezüglich traurig und gab ihm den Rat, den Islâm anzunehmen. Jedoch bestand er auf dem anbetenden Dienen gegenüber diesem Götzen, der weder nutzt noch schadet. 

Eines Tages dachten Mu'âdh und einige Jünglinge aus dem Stamm Banû Salama an eine List, durch die er seinen Vater erkennen lassen könnte, dass das, dem er anbetend dient, nichts weiter als ein Götze ist, der ihm selbst und anderen weder Nutzen noch Schaden zu bringen vermag. Er kann sich noch nicht einmal selbst verteidigen.

Sie gingen eines Nachts, nahmen den Götzen von seinem Platz und stellten ihn kopfüber in eine Grube. Als Amr ibn Al-Dschamûh am nächsten Morgen Manâf nicht fand, hätte er fast seinen Verstand verloren und er war sehr wütend. Er ging hinaus und suchte ihn. Da fand er ihn kopfüber in einer Grube.

Er war aufgeregt und rief laut: „Wehe euch! Wer hat sich vergangene Nacht an unseren Göttern vergangen?“ Er nahm ihn aus der Grube heraus, wusch und  parfümierte ihn und stellte ihn an seinen Platz zu Hause und sagte: „Bei Allâh, wenn ich erführe, wer das mit dir getan hat, würde ich auf ihn Schimpf und Schande häufen!“ 

Sobald er jedoch des Nachts schlief, begaben sich die Jünglinge wieder zum Götzen und taten mit ihm, was sie schon vorher mit ihm getan hatten. Dies wiederholte sich mehrmals. Amr konnte nichts anderes tun, als dass er sein Schwert um den Hals dieses Götzen band und zu ihm sagte: „Bei Allâh, ich weiß nicht, wer dir dies antut, was du siehst. Wenn etwas Gutes an dir ist, so verteidige dich durch dieses Schwert!“

Als die Nacht angebrochen war, nahmen Mu'âdh und seine Gefährten einen verendeten Hund, banden ihn um den Hals des Götzen und warfen diesen in einen Brunnen, nachdem sie das Schwert genommen hatten. Als Amr den Götzen am nächsten Morgen nicht sah, machte er sich auf die Suche nach ihm und fand ihn im Brunnen mit einem verendeten Hund zusammengebunden. Amr hasste und verachtete ihn und sagte: „Bei Allâh! Wenn du Gott gewesen wärest, wärest du nicht mit einem Hund in einem Brunnen zusammengebunden!“ Dann ging er zum Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und verkündete sein Bekenntnis zum Islâm.

Er war freigebig und großzügig, pflegte Gastmähler zu geben, Speisen zu spenden und den Gast zu ehren. Er gab ein Festmahl bei der Hochzeit des Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken). Der Prophet kannte den Vorzug von Amr. Einmal fragte der Gesandte (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) eine Gruppe von Banû Salama, nämlich den Stamm von Amr ibn Al-Dschamûh: „Wer ist euer Herr, o Banû Salama?“ Sie erwiderten: „Al-Dschadd ibn Qais, obwohl er geizig ist.“ Daraufhin sagte ihnen der Gesandte Allâhs: „Gibt es denn eine noch schlimmere Krankheit als den Geiz? Euer Herr ist vielmehr der weiße Großzügige Amr ibn Al-Dschamûh.“ (Abû Nu'aim und Al-Buchârî in dessen Werk Al-Adab Al-Mufrad). So galt diese Zeugenaussage seitens des Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) als Ehrung für Ibn Al-Dschamûh.

Amr ibn Al-Dschamûh litt unter einer schweren Lähmung, jedoch liebte er den Kampf und die Teilnahme an Feldzügen um Allâhs willen. Er wollte seinen Geist und sein Leben um Allâhs willen opfern, wie er auch sein Vermögen freigebig spendete. Er hatte vier muslimische Söhne. Sie waren aufrichtige Männer im Islâm und nahmen an Feldzügen mit dem Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) teil.

Beim Feldzug von Badr wollte Amr mit den Muslimen zum Kampf ausziehen. Seine Söhne gingen jedoch zum Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und baten ihn, dass er ihren Vater am Auszug hindere. Da gab ihm der Gesandte (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) die Anweisung, in Madîna zu bleiben.

Als der Feldzug von Uhud kam, wollte er mit seinen Söhnen zum Kampf aufbrechen. Sie sagten zu ihm: „Bei Allâh! Es gibt für dich keinen Grund zur Mühsal. Allâh spricht dich von Schuld frei, und wir übernehmen den Kampf an deiner Stelle.“ Amr nahm sein Schwert, ging zum Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und sagte zu ihm: „O Gesandter Allâhs! Meine Söhne wollen mich hindern, mit dir zum Kampf auszuziehen. Bei Allâh, ich hoffe, dass ich im Paradies mit diesem meinem gelähmten Bein laufe!“ (Ibn Hischâm).

Als der Gesandte Allâhs sah, dass er auf dem Auszug beharrte, erlaubte er es ihm und sagte zu ihm: „Was dich betrifft, so spricht dich Allâh von Schuld frei. So obliegt dir kein Kampf. Was aber euch als seine Kinder betrifft, so steht es euch nicht zu, ihn daran zu hindern. Vielleicht gewährt ihm Allâh den Märtyrertod.“

Amr nahm glücklich sein Schwert, wandte sich der Gebetsrichtung zu, hob seine Hände und sprach Bittgebete aus: „O Allâh, verleihe mir den Märtyrertod und lass mich zu meinen Familienangehörigen nicht erfolglos zurückkehren!“

Beide Heere trafen aufeinander. Amr ibn Al-Dschamûh und seine vier Söhne bekämpften auf Seiten des Heeres des Islâm das Heer des Polytheismus mit ihren Schwertern. Sie kämpften in einer tapferen Weise. Allâh verlieh Amr ibn Al-Dschamûh den Märtyrertod, wie er es sich gewünscht hatte.

Die Muslime begannen dann ihre Märtyrer zu begraben. Als sie zu den Leichnamen von Abdullâh ibn Amr ibn Harâm und Amr ibn Al-Dschamûh kamen, wies sie der Prophet an, dass beide in einer einzigen Grabstätte begraben werden. Dann sagte der Gesandte (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Bei Dem, in Dessen Hand meine Seele liegt! Es gibt unter euch Leute, deren Bitte von Allâh erhört wird, wenn sie Ihn beschwören.“ (Überliefert von Ahmad).

Amr ibn Al-Dschamûh sagte zum Propheten vor der Schlacht von Uhud: „O Gesandter Allâhs! Was meinst du, wenn ich um Allâhs willen so lange gekämpft habe, bis ich getötet werde, werde ich im Paradies mit einem gesunden Bein laufen?“ Sein Bein war ja gelähmt. Da sagte der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Ja!“ Als er am Tage von Uhud getötet wurde, kam der Gesandte (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) an ihm vorbei und sagte: „Ich sah ihn mit seinem hinkenden Bein im Paradies laufen.“ (Ibn Abdulbarr).

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