Niederlage

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Ein Wort erklärt alles. Es handelt sich um den Moment, in dem einem selbst das Atmen schwer fällt. Alles ist nicht mehr so, wie es einmal war. Und alles, was sein wird, ist unklar. Dies geschieht, wenn das eigene Vertrauen erschüttert, die Gefühle zerrüttet und die eigene geistige Haltung zunichte gemacht wurde. Bei jedem schmerzvollen Atemzug ist man sich bewusst, dass man nochmals einatmen muss. Man will nicht einmal, dass es einem besser geht, weil der Besserungsprozess, bei dem man der Situation ins Auge sieht, die einen erst in diese Lage gebracht hat, sogar noch schmerzhafter ist als die momentan verspürte Trauer. Ein Wort: Niederlage. Eines der besten Beispiele eines Menschen, der Niederlagen einstecken musste, war der Prophet Noah.

Allâh ordnete Noah (Friede sei mit ihm) an, zu seinem Volk zu gehen und es zum rechten Weg aufzurufen. Als gehorsamer anbetend Dienender und Mensch, dessen Leidenschaft und Leben darin bestand, um Allâhs willen zu arbeiten, tat er dies. Er ging zu seinem Volk, mit dem er seit langer Zeit zusammenlebte, hinaus und rief es zum Weg Allâhs auf:

„Er sagte: O mein Volk, ich bin euch ja ein deutlicher Warner.“ (Sûra 71:2).

Hieraus erkennen wir, dass dies nicht einfach irgendeine Volksgruppe war; es waren Menschen, die ihm lieb waren und nahestanden. Er assoziierte sich mit dieser Gruppe. Er versuchte sie zu überzeugen:

„Dient Allâh und fürchtet Ihn, und gehorcht mir.“ (Sûra 71:3).

Er versuchte sie mit der Hoffnung auf Belohnung zu locken und erinnerte sie daran, dass ihr Aufenthalt im Diesseits recht kurzzeitig ist.

„So wird Er euch (etwas) von euren Sünden vergeben und euch auf eine festgesetzte Frist zurückstellen. Gewiss, Allâhs Frist, wenn sie kommt, kann nicht zurückgestellt werden, wenn ihr nur wüsstet!“ (Sûra 71:4).

Man kann sich das Dringlichkeitsgefühl, das Noah (Friede sei mit ihm) verspürte, und die emotionalen Folgen auf Grund der Abkehr jener, denen er sich angehörig fühlte, vorstellen. Jedoch kehrten sie sich nicht nur von ihm ab. Sie gingen noch weiter. Allâh sagt im Qurân über sie:  

„Vor ihnen (schon) bezichtigte das Volk Nûḥs (ihren Gesandten) der Lüge. Sie bezichtigten Unseren Diener der Lüge und sagten: Ein Besessener. Und er wurde (von ihnen) gescholten.“ (Sûra 54:9).

Sie beschimpften ihn; sie versuchten diesen rechtschaffenen Allâh anbetend Dienenden herabzuwürdigen und emotional und psychisch zu brechen. Er war enttäuscht von ihren gefühllosen Plänen und Taktiken. Seine Beschreibung ihrer Reaktion auf seine klar beabsichtigten Warnungen ist einfach herzzerbrechend.

„Er sagte: Mein Herr, ich habe mein Volk bei Nacht und bei Tag aufgerufen.“ (Sûra 71:5).

Es gab keinen Augenblick, in dem er nicht versuchte, sie zum rechten Weg zu führen. Wie war ihre Reaktion auf seine unermüdlichen Bemühungen?

„Gewiss, jedes Mal, wenn ich sie aufrief, damit Du ihnen vergibst, steckten sie ihre Finger in ihre Ohren, überdeckten sich mit ihren Gewändern, verharrten (im Irrtum) und verhielten sich sehr hochmütig.“ (Sûra 71:7).

Selbst nach all dieser Pein gab Noah (Friede sei mit ihm) nicht auf.

Er sagte, dass er sie öffentlich einlud, und als dies misslang, er sie im Geheimen einzuladen versuchte. Noah (Friede sei mit ihm) wollte nicht einmal eine Ritze für den Satan zum Durchschlüpfen geöffnet lassen. Jede Gelegenheit, die ergriffen werden konnte, wurde genutzt. Nachdem er sich viele Jahre bemüht hatte, sein Bestes zu geben, während jene, die er einst liebte, lediglich auf ihm herumtraten, war Noah (Friede sei mit ihm) deprimiert.

Doch die Frage lautet: Was tat er? Kauerte er sich in eine Höhle und weinte er, bis er einschlief und dachte er dabei: „Warum ich?“ Entschloss er sich dazu aufzugeben und mit der Verunsicherung der Menschen zu leben? Nein! Stattdessen blickte er in den Himmel, zu Demjenigen, von Dem er wusste, dass Er alle Macht besitzt, und rief Worte aus, die das schmerzende Herz beruhigten.

„Da rief er seinen Herrn an: Ich bin überwältigt, so leiste Du (mir) Hilfe.“ (Sûra 54:10).

Die Antwort auf Noahs Bittgebet kam vom Himmel – worauf die Geschichte folgte, die wir alle unter „Arche Noah“ kennen. 

Von diesem rechtschaffenen und geliebten Propheten lernen wir, dass man, wenn die Welt und die Menschen einen in die Knie zwingen – in der optimalen Lage zum Beten ist.

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