Heute beerdigten wir jemanden – eine Besinnung auf den Tod

2410 14

Heute beerdigten wir einen Menschen. Und nun befinde ich mich hier auf meinem Heimweg in der Karawane der Lebenden. Vorerst.

Vorerst befinden ihr euch und ich mich in der Karawane der Lebenden. Doch nicht, weil wir zu einem anderen Ort unterwegs sind. Nicht, weil sie gehen und wir nicht. Sondern einzig, weil unsere Karawane zurückliegt. Im Augenblick fahren wir zurück zu unseren Häusern, unseren Betten, unseren Fernsehgeräten, unseren Arbeitsstellen, unseren Prüfungen, unseren Freunden, unserem Facebook und G-Chat. Im Augenblick fahren wir zurück zu unseren Ablenkungen, unseren Idolen, unseren irreführenden Illusionen. Doch das ist es auch schon. Ich fahre nicht zurück zu meinem Haus, meinem Bett, meinem Fernsehgerät und meiner Stereoanlage. Ich kehre nicht zu meiner Arbeitsstelle, meinen Prüfungen, meinem Facebook und G-Chat zurück. Ich bin nicht auf meinem Wege zurück zu meinen Ablenkungen, Illusionen und Idolen. Ich fahre zurück zu meinem Ursprung. Ich fahre jetzt zu genau dem gleichen Ort, zu dem er ging. Ich bin auf dem Weg zum gleichen Ort. Ich weiß lediglich nicht, wie lange meine Fahrt noch dauern wird.
Ich fahre zurück zu meinem Ursprungsort: Zu Allâh. Denn Allâh ist der Anfang und Allâh ist das Ende.
Mein Körper bringt mich dorthin, doch er ist nur ein Gefährt. Wenn ich dort ankomme, dann wird er zurückbleiben. So wie er es heute tat. Mein Körper ging aus der Erde hervor und er wird zur Erde zurückkehren, genauso wie er hervorkam. Er war lediglich eine Schale, ein Behältnis für meine Seele. Ein Gefährte für eine gewisse Zeit. Doch ich werde ihn hier lassen, wenn ich ankomme. Ankomme – nicht abreise. Denn jenes ist mein Zuhause. Nicht dieses. Aus diesem Grund sagt Allâh der Hocherhabene, wenn Er die rechtschaffene Seele zurückruft: „Kehre … zurück.“ (Sûra 89:28).
Die schöne, edle Seele, die wir beerdigten, reiste heute nicht aus dem Leben ab. Sie betrat lediglich eine höhere – und so Allâh will – bessere Ebene als diese. Sie kam lediglich zu Hause an. Der Körper ist jedoch aus der irdischen materiellen Welt hervorgegangen und deshalb musste sie ihn hier zurücklassen. Der Körper stammt aus der niederen Welt. Die Welt, in der wir essen und schlafen und bluten und weinen müssen. Und sterben. Die Seele stammt jedoch aus der höheren Welt. Die Seele hat lediglich ein Bedürfnis: Bei Allâh zu sein.
Und deshalb bleibt die Seele von diesen Dingen unberührt, wohingegen der Körper weint und blutet und in der irdischen materiellen Welt Schmerz verspürt. Es gibt lediglich eine Sache, die die Seele zerschneiden, niederstechen oder verletzen kann. Es gibt lediglich eine Sache, die sie töten kann: Sie ihres einzigen Bedürfnisses zu berauben: Des Bedürfnisses, ihrem Schöpfer nahe zu sein. Allâh nahe zu sein. Und deshalb sollten wir nicht um diese ankommende Seele weinen – sie ist nicht tot! Wir sollten vielmehr um denjenigen weinen, dessen Körper zwar lebend, dessen Seele jedoch tot ist, und zwar auf Grund seiner Entfremdung von Demjenigen, Der ihm Leben verleiht: Allâh.
Und deshalb eilt die gläubige Seele nach Hause, bereits im Diesseits.
O Herr, mache meine Seele zu etwas Sakrosanktem, zu einer inneren Festung, die niemand und nichts durcheinanderbringen kann! Zu einem Ort der Ruhe, der Stille, des heiteren Gleichmuts, unberührt von der Außenwelt! Die Seele, die Allâh der Hocherhabene „… Seele, die du Ruhe gefunden hast“ (Sûra 89:27) nennt. Die Seele, die Allâh der Hocherhabene zurückruft und zu der Er sagt: „O du Seele, die du Ruhe gefunden hast, kehre zu deinem Herrn zufrieden und mit Wohlgefallen zurück. Tritt ein unter Meine Diener, und tritt ein in Meinen (Paradies)garten..“ (Sûra 89:27-30).

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