Umgang mit Autismus - Teil 2

  • Veröffentlicht:14.01.2019
  • Kategorie:Kinder
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Typische Symptome

Um zur Diagnose Autismus zu gelangen, muss das Kind, wie bereits bei den Kriterien erwähnt, sechs oder mehr Symptome aus drei Hauptkategorien aufweisen. Zwei dieser Symptome müssen der Kategorie „Qualitative Störung in der sozialen Wechselwirkung“ angehören und ausgeprägte Störungen bei der Verwendung verschiedener nichtverbaler Verhaltensweisen aufweisen, wie beispielsweise:

- Blickkontakt,

- Gesichtsausdruck,

- Körperhaltung,

- Gesten zur Regulierung der sozialen Wechselwirkung,

- Misserfolg beim Aufbau unmittelbarer Beziehungen entsprechend des Entwicklungsstadiums, 

- Mangel an spontanem Trachten nach gemeinsamen Vergnügungen, Interessen oder Errungenschaften mit anderen Menschen (beispielsweise durch mangelndes Zeigen oder Hinweisen auf Gegenstände des Interesses oder deren Bringen) oder

- Mangel an sozialer oder emotionaler Wechselwirkung.

Eines der sechs Symptome muss eine Kommunikationsstörung enthalten, wie beispielsweise

- spät einsetzende oder vollkommen fehlende Sprachentwicklung (nicht begleitet von einem Kompensationsversuch durch alternative Kommunikationsformen wie beispielsweise Gesten oder Mimik) bei Einzelpersonen, die angemessenen sprechen,

- starke Beeinträchtigung der Fähigkeit, eine Unterhaltung mit anderen zu beginnen oder zu führen,

- stereotype und wiederholte Sprachverwendung oder eigentümliches Sprechen oder

- Mangel an abwechslungsreichen, spontanen Fantasiespielen oder Nachahmungsspielen entsprechend des Entwicklungsstadiums nach Maßgabe der Amerikanischen Vereinigung für Psychiatrie (2000).

Man muss beachten, dass alle Kinder mit einer Störung des autistischen Spektrums bei folgenden Punkten Defizite aufweisen: 

- Soziale Interaktion,

- sich wiederholende Verhaltensweisen oder Interessen und

- verbale und nonverbale Kommunikation.

Autistische Kinder reagieren oft unüblich auf Sinneserfahrungen, wie bestimmte Töne oder das Aussehen von Gegenständen. Man sollte auch bedenken, dass die Heftigkeit jedes Symptoms von Kind zu Kind unterschiedlich ist.

Die Begutachtung

Der erste Schritt bei der Begutachtung, nachdem die Eltern vermuten, dass ihr Kind an PDD leidet, erfolgt in Form einer Rasteruntersuchung. Diese erfordert, dass die Eltern Fragebögen mit dem Ziel ausfüllen, weitere Störungen, wie Hellersche Demenz, Schizophrenie und Rett-Syndrom ausschließen zu können.

Sobald festgestellt ist, dass die Symptome des Kindes mit den PDD-Symptomen übereinstimmen, wird von einem Psychologen, Psychiater oder von einem fachübergreifendem Team, das aus einem Psychologen, einem Neurologen, einem Psychiater und einem Sprachtherapeuten besteht, eine allumfassende diagnostische Einschätzung vorgenommen.

Diese Begutachtung umfasst die Verwendung spezieller Methoden, die zur Verhaltensmessung entwickelt wurden. Dazu gehören die befragungsrevidierte Autismus-Diagnose (ADR-R) und der Autismus-Diagnose-Plan (ADOS-G). Ich werde die Einzelheiten dieser Methoden nicht näher erörtern.

Wenn man sein Kind darauf untersuchen lässt, ob es Autist ist oder nicht, sollte man sich allerdings dessen bewusst sein, dass dieses strukturierte Interview durchgeführt wird und dass das Kind per ADOS beurteilt wird. Das ADOS stellt eine Reihe von Aufgaben dar, die der Beurteilende dem Kind aufgibt und dann basierend auf bestimmten Kriterien bewertet, nachdem er das Kind bei der Bewältigung der Aufgaben beobachtet hat. Das Ergebnis liefert eine Einschätzung, in welchem Bereich des PDD-Spektrums sich das Kind befindet. Diese sollte mit der klinischen Meinung und der Diagnose aus der DSM IV übereinstimmen.

Zusätzlich wird bei Kindern, die über das angemessene Entwicklungsalter hinaus in der Oralmotorik-Phase zurückbleiben und weiterhin Gegenstände in den Mund stecken, in der Regel eine Leitstrukturuntersuchung vollzogen. Diese ist sehr wichtig, da man ja keine falsche Diagnose bekommen möchte.

Wenn das Kind kein Autist ist, allerdings einige bedenkliche Symptome aufweist, ist es unerlässlich, sich darum zu bemühen, die korrekte Diagnose zu finden. Mit diesem Vorwissen zu seinem Arzt zu gehen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man eine korrekte Diagnose erhält und zudem die richtige Frühförderung für das Kind findet.

Frühförderung ist wichtig

Frühdiagnose und Frühförderung sind äußerst wichtig. Intensive Frühförderung kann dem Kind dabei helfen, Fähigkeiten zu erlangen, die notwendig sind, um über eine gewisse Lebensqualität zu verfügen, wohingegen ohne eine derartige Förderung ein Kind mit PDD die Fähigkeit verlieren könnte, sich grundlegende praktische Fähigkeiten anzueignen.

Die folgende Liste leicht identifizierbarer Indikatoren kann in einem sehr guten Internetvideo namens „Autismus unter uns: Zunehmende Bedenken und die Reaktion des Gesundheitswesens“ gefunden werden. Wenn man vermutet, dass sein Kind an PDD leiden könnte oder man eines der folgenden Zeichen bemerkt, sollte man nicht zögern, es untersuchen zu lassen:

- Plappert nicht und deutet auf nichts oder macht keine aussagekräftigen Gesten im ersten Lebensjahr,

- spricht im Alter von 16 Monaten kein einziges Wort,

- kann im Alter von zwei Jahren keine zwei Wörter kombinieren,

- reagiert nicht auf seinen Namen,

- verliert leicht Sprachfähigkeiten oder Sozialkompetenzen,

- weist schwachen Augenkontakt auf,

- scheint nicht zu wissen, wie man mit Spielsachen spielt,

- stellt übermäßig Spielsachen oder andere Gegenstände in einer Reihe auf,

- hängt an einem bestimmten Spielzeug oder Objekt,

- lächelt nicht oder

- scheint ab und an hörgeschädigt zu sein.

Wenn man den Verdacht hat, dass das eigene Kind sich nicht richtig entwickelt, sollte man nicht zögern. In künftigen Artikeln werden wir Früheingriffe, das Leben nach der PDD-Diagnose und Autismus im Erwachsenenalter besprechen.

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