Das Gebet, das im Islâm verlangt ist, sind nicht einfach Worte, die mit dem Mund gesprochen, und Bewegungen, die von den Gliedmaßen ausgeführt werden, ohne dass es von tiefgründigem Nachdenken und von Demut im Herzen begleitet würde. Es ist nicht das, was die Person verrichtet, die sich dabei so schnell auf und ab bewegt wie ein Huhn beim Picken und es so schnell beendet, wie ein Rabe seine Beute wegschnappt, und sich umschaut, wie ein Fuchs es tut. Keineswegs! Das Gebet, das es verdient, angenommen zu werden, ist eines, bei dem in genügendem Maße tiefgründig nachgedacht, Demut gezeigt und die Großartigkeit des angebeteten Hochmajestätischen vergegenwärtigt wird.
Denn der primäre Zweck des Gebetes, ja sogar aller ritueller Handlungen, besteht darin, den Menschen an seinen über alles erhabenen Herrn zu erinnern, Der ihn erschuf und formte, Der das Maß festsetzte und zum rechten Weg führte. Allâh der Erhabene sagt: „So diene Mir und verrichte das Gebet zu Meinem Gedenken ...“ (Sûra 20:14).
Und Allâhs Gesandter (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Das Gebet wurde einzig und allein zur Pflicht gemacht und der Haddsch [nur] angeordnet und die religiösen Zeremonien zum Ritus erklärt, um das Gedenken an Allâh durchzuführen.“ (Überliefert von Abû Dâwûd).
Zudem verwies er auf die Essenz des Gebets, in dem er sagte: „Das Gebet ist wahrhaftig nichts anderes als tiefe Demut, Bittgebet und Flehen. Und du platzierst deine Hände, woraufhin du sagst: Allâhumma [...] Allâhumma [...]! Wenn also jemand dies nicht tut, so ist das Gebet unvollständig.“ (Überliefert von At-Tirmidhî, An-Nasâ‘î und Ibn Chuzaima).
Dies ist ein Hinweis darauf, wie wichtig es ist, dass das Herz während des Gebets anwesend ist. Was die Anwesenheit des Verstandes angeht, so genügen uns die folgenden Worte Allâhs des Erhabenen: „O die ihr glaubt, nähert euch nicht dem Gebet, während ihr trunken seid, bis ihr wisst, was ihr sagt ...“ (Sûra 4:43).
Durch diese Begründung macht Er uns darauf aufmerksam, dass der Verstand während des Gebets anwesend sein soll. Doch wie viele Betende gibt es, die nicht wissen, was sie in ihrem Gebet sprechen, obwohl sie nichts Alkoholisches getrunken haben! Was sie berauschte, war nichts anderes als die Unwissenheit, die Unachtsamkeit, die Liebe zum Diesseits und das Befolgen der Begierden.
Ibn Abbâs sagte: „Zwei ausgewogene Gebetsabschnitte, die von tiefgründigem Nachdenken begleitet sind, sind besser, als dass man die ganze Nacht im Gebet steht und das Herz dabei unaufmerksam ist.“
All das gilt für das Gebet, das der Augentrost und die besondere Freude, des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) war, wonach er Sehnsucht und großes Verlangen spürte, sodass er zu Bilâl sagte: „Verschaffe uns Ruhe damit!“
Dies ist das Gebet der Vertraulichkeit und Liebe; nicht das Gebet des Pickens und schnellen Wegschnappens, das von vielen Muslimen verrichtet wird. Wie groß ist doch der Unterschied zwischen jemandem, der sich zum Gebet hinstellt und sagt „Verschaffe uns Ruhe damit!“, und dem, der sich dafür hinstellt und sagt „Verschaffe uns Ruhe davor!“
Es gibt einige Verbote, die von vielen Muslimen übertreten werden. Dazu gehört Folgendes:
1. Das Unterlassen des Gebets
Das Gebet ist das „Aufsteigen in die Himmelssphären“ des Gläubigen. Der Gläubige „steigt“ damit täglich fünfmal zu seinem Herrn „auf“. Ziemt es sich dann für ihn, es zu unterlassen?
Einige Imâme des Islâm sind der Meinung, dass jemand, der das Gebet gänzlich unterlässt, ein Glaubensverweigerer ist, der aus der Gemeinschaft des Islâm ausscheidet. Andere haben eine mildere Meinung und sagen: Er ist ein sündhafter Rebell, um den man zu fürchten hat, dass er seinen Glauben verlieren könnte.
2. Das Aufschieben der Gebete über deren jeweilige Zeitspanne hinaus
Liebt der Muslim seinen Herrn den Allmächtigen und Majestätischen, wird er Ihm ein anbetend Dienender sein, der dem Ruf seines Herrn Folge leistet, ohne sich zu verspäten. Ja, er wird sogar kommen, bevor Er ihn ruft, um sich darzubieten und sich Seiner Anweisung und seinem Willen zu ergeben. Ziemt es sich also für einen Muslim, dass sein Herrn ihn ruft und er dann fernbleibt oder sich verspätet, Ihm Folge zu leisten? Allâh der Erhabene sagt: „Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten ...“ (Sûra 107:4-5).
Zudem sagt der Erhabene: „Dann folgten nach ihnen Nachfolger, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden folgten. So werden sie Ghayy [Verirrung, Versagen oder ein Tal mit diesem Namen] vorfinden.“ (Sûra 19:59).