Islâmische Oasen gegen Alltagsstress – Teil 1

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In unserer reglementierten, schnelllebigen und konkurrierenden Umgebung klagen wir häufig über ungelöste Entfremdungsgefühle, Unzulänglichkeiten und persönliche Kraftlosigkeit. Viele verspüren ein ständiges Gefühl der Unsicherheit und sorgen sich um ihr eigenes Überleben und um die eigene Fähigkeit, den Herausforderungen gewachsen zu sein. Diese stressige Lebensweise verursacht in den modernen Gesellschaften viele Arten mentaler und körperlicher Krankheiten.

Da es nicht möglich ist, den Stil oder das Tempo unseres heutigen Lebens zu ändern, müssen wir passende Mechanismen zur täglichen Stressbewältigung finden. Der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) informierte uns, dass wir diesen inneren Frieden und diese innere Entspannung im Gebet finden können.

Imâm Ahmad berichtete in seinem Werk Al-Musnad, dass der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zu Bilâl sagte: „Rufe zu den Gebeten! Es wird uns beruhigen.“

Dies wirft sehr wichtige Fragen auf: Warum verlieren verschiedene Anbetungsformen ihre Unterstützerfunktion bei der Stressbewältigung? Und wie können sie besser verrichtet werden, um ihre Unterstützerfunktion bei unserer Stressbewältigung zu stärken?

Lasst uns die verschiedenen Stressarten, deren Aktionsmechanismen und negativen Folgen für die Menschen definieren, bevor wir die verschiedenen Anbetungsformen und deren Mechanismen bei der Stressbekämpfung betrachten!

Psychischer Stress: Arten und Auswirkungen

Der Körper tendiert dazu, nur ganz allmählich Zeichen des chronischen Stresses aufzuweisen, wobei der Stress in einem frühen Stadium unter Umständen sogar unbemerkt beginnt. Symptome des Stresses können dermaßen schleichend erscheinen, dass sich einige Menschen des Ernstes ihres Stresszustandes nicht bewusst sind, bis sie einen Nervenzusammenbruch erleiden.

Man hat herausgefunden, dass das Gehirn bei Stress zwei bestimmte Hormone in großen Mengen produziert: Adrenalin und Kortisol. Diese Reaktion wird als „Kampf- oder Flucht-Reaktion“ bezeichnet. Der Körper bereitet sich auf einen Kampf oder auf ein Fliehen vor einem Kampf vor, indem er diese zwei Hormone freisetzt, die dem Körper vorübergehende zusätzliche Stärke und Energie verleihen.

Dieser hormonelle Reaktionsmechanismus wird als „allgemeines Stressreaktionssyndrom“ bezeichnet. Diese chemische Stressreaktion ist auf kurze Sicht völlig angemessen. Die Hormone befähigen uns dazu, sowohl körperlich als auch mental effektiver auf Gefahren in unserer Umwelt zu reagieren.

Diese Hormone sind auf kurze Sicht normalerweise ungefährlich. Das Problem entsteht erst dann, wenn diese Gefahr- oder Notfallmeldungen über einen längeren Zeitraum ständig von der Psyche gesendet werden. Die Situation wird noch schlimmer, wenn scheinbar keine Möglichkeit besteht, der Stresssituation direkt entgegenzutreten oder ihr auf irgendeine Weise zu entkommen. Das Gehirn fühlt sich auf Grund der Umstände in die Enge getrieben und reagiert auf die ständigen Warnungen drohender Notlagen, indem es immer mehr derartige Hormone produziert. Letztendlich verfügen diese Hormone über kein körperliches oder mentales Ventil mehr und die Energie implodiert, bricht in sich zusammen und ruft ein Energie-Chaos hervor.

Die Stressreaktion kann in drei Phasen unterteilt werden:

1. Alarmphase: In ihr steigt der obengenannte Hormonpegel an.

2. Widerstandsphase: In ihr verwertet der Körper die produzierte Energie.

3. Erschöpfungsphase: Diese resultiert aus ständigen Belastungen über eine lange Zeitspanne hinweg.

Belastungen können entsprechend ihrer Wirkungszeit in vorübergehende unregelmäßige Belastungen und chronische anhaltende Belastungen klassifiziert werden. Wenn man die Stressursachen berücksichtigt, können sie zudem in innere Belastungen (die von den persönlichen Eigenschaften abhängen) und äußere Belastungen klassifiziert werden. Außerdem können sie entsprechend ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit in einen guten (Eustress) oder zerstörerischen Stresstyp klassifiziert werden. Guter Stress wird als Fähigkeit definiert, auf die Herausforderungen des Lebens in einer Weise zu reagieren, die Antrieb begünstigt und persönliche Entwicklung fördert. Stressmanagementmethoden können diese Reaktion vereinfachen. Ein Beispiel für eine zerstörerische, ungesunde Stressreaktion ist das Gefühl von Überforderung oder Angst.

Dieses stressige Leben kann viele Arten mentaler und körperlicher Krankheiten hervorrufen und Körper, Psyche und Gehirn mit seinen Folgen zur Last fallen. Einige mögliche Symptome anhaltender Stressbelastung sind Kopfschmerzen, Hirngewebsschaden, hoher Blutdruck, Herzkrankheit, Knochenschwäche, allgemeine Immunschwäche, Muskelspannung, Menstruationsstörungen, Fehlgeburt, Depression, Wut, Angst und Nervosität. Wenn man erlaubt, dass das Immunsystem des Körpers auf Grund des Stresses geschwächt wird, kann dies zu weiteren gravierenden gesundheitlichen Zuständen und zu einer Vielzahl an Bösartigkeiten führen.

Stressbewältigung aus islâmischer Sicht

Menschen, die extrem gestresst sind, können Frieden und Entspannung finden, indem sie verschiedene islâmische „Oasen“ nutzen.

Es wurde bewiesen, dass Medikamente bei der Behandlung der eigentlichen Stressursachen nicht effektiv sind und nicht alle Symptome hinreichend beseitigen können. Es mag sein, dass Medikamente für einen Menschen in den kritischsten Phasen des chronischen Stresses notwendig sind, doch Medikamente allein reichen womöglich nicht aus, um alle Symptome zu beheben. Wissenschaftler versuchen neue Strategien zur Stressbewältigung zu entdecken und die Stressfolgen zu minimieren. Dazu gehören Entspannungstechniken, Meditation, Fantasie und Yoga. Diese Methoden werden intensiv untersucht, um deren Folgen und Aktionsmechanismen zu bestimmen. Verschiedene Studien haben die Wirksamkeit dieser Methoden bei der Stressbewältigung und bei der Beseitigung der Folgen von Stress bestätigt. Diese Methoden etablieren sich nun in der medizinischen Hauptrichtung und sind Bestandteil vieler Behandlungsprogramme.

Ein Großteil dieser Techniken ist in der islâmischen Spiritualität und in verschiedenen islâmischen rituellen Handlungen verwurzelt, die – wenn sie in der richtigen Weise verrichtet werden – als gute Methoden zur Stressbewältigung im Alltag angesehen werden können.

Äußerst gestresste Menschen können Frieden und Entspannung für Gemüt, Körper und Seele finden, indem sie folgende verschiedenen islâmischen „Oasen“, im Sinne sicherer Orte, an denen man vor der „Wüste“ des Lebens Zuflucht suchen kann, benutzen: Verschiedene islamische Formen der rituellen Handlungen werden, wenn sie in der richtigen Weise verrichtet werden, als gute Methoden zur Stressbewältigung im Alltag angesehen.

1. Oase des Imân: Einige Menschen können Stress leichter bewältigen als andere. Der ausschlaggebende Faktor für den erlebten Stresspegel ist die Wahrnehmung einer Sache als Bedrohung, die die Stressreaktion auslöst, und nicht die Bedrohung selbst.

Es scheint, als würde die Stressreaktion nicht durch ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Situation ausgelöst werden, sondern vielmehr durch die Art und Weise, wie das Ereignis wahrgenommen wird. Dies zeigt demnach, dass die Stressreaktion eine Angelegenheit der Wahrnehmung oder des Bewusstseins ist. Die Stressreaktion wird durch Nervenwahrnehmungen oder durch das Ergebnis der eigenen Weltanschauung ausgelöst. Eine Weltanschauung kann als Ideen- und Glaubensprisma beschrieben werden, mit dem die Welt wahrgenommen und beurteilt wird. Dies bedeutet, dass die eigene Weltanschauung für die Art und Weise, wie man mit jeglichen Stresssituationen umgeht, wesentlich wird. Islâmische spirituelle Praktiken können die eigene Weltanschauung tiefgreifend verändern und dadurch das eigene Selbstwertgefühl und den persönlichen Bedeutungsgehalt wiederherstellen und einem ein Gefühl von tiefverwurzelter Kraft und Selbstbeherrschung verleihen.

Es wurde entdeckt, dass bei chronischem Stress Selbstbeherrschung ein Schlüsselfaktor in der Psyche ist. Während klinischer Studien wurde beobachtet, dass das Ausmaß, zu dem man fühlt, dass man seine Umgebung unter Kontrolle hat, dem Ausmaß entspricht, zu dem man die hormonelle Stressreaktion erfährt oder nicht. Diejenigen, die sich am machtlosesten oder unfähigsten bei der Beherrschung ihrer Lage fühlen, neigen dazu die höchsten Stresspegel zu erleben. Diejenigen, die andererseits empfinden, dass sie große persönliche Beherrschung oder Macht über sich selbst und ihre Umgebung besitzen, erfahren die hormonelle Stressreaktion sehr viel unwahrscheinlicher. Und dies geschieht ungeachtet des möglichen Bedrohungsgrades. Im Islâm empfinden Muslime, dass Allâh, Der die ganze Welt und alle Geschöpfe in ihr kontrolliert, sie unterstützt.

Umar berichtete, dass der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wenn ihr Menschen euch auf Allâh verließet, wie ihr es tun solltet, dann versorgte Er euch, wie Er die Vögel versorgt, die ihre Nester hungrig verlassen und gesättigt zurückkehren.“

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