Marias Charakter – Verpflichtung zur Sittlichkeit – Teil 1

  • Veröffentlicht:11.09.2019
  • Kategorie:Frau
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Es kann behauptet werden, dass in keiner Epoche der Geschichte die Preisgabe unerlaubter Bilder und unanständigen Verhaltens weltweit so verbreitet war wie in der heutigen Zeit, in der wir leben. Vom leichten Zugang zum Internet bis hin zu den Folgen der Globalisierung ist die Welt in einem Zustand des „allgemein unanständigen“ Konsumierens in unnatürlichem und übertriebenem Maße, das die Neigungen zu Schamlosigkeit, Angeberei, Eitelkeit und das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und letztlich Perversion betont. Die damit in Verbindung stehenden zehrenden körperlichen Krankheiten, psychischen Störungen und plagenden Ehe-, Familien- und Gemeinschaftsbeziehungen, die entstanden, sind ein Beweis für die Tatsache, dass der wirkliche Charakter unseres Menschentums geprüft wird und gewiss angegriffen wird, da der „Tierinstinkt“ ausgenutzt wird. Ein Lebewesen wird durch Bescheidenheit menschlich.

Im Kern der Bescheidenheit stecken das tiefgründige Gespür für Bescheidenheit gegenüber Allah und der Respekt vor Seinen Gesetzen und Seiner Schöpfung auf dieser Ebene. Anders ausgedrückt: Diese gute Eigenschaft im Islâm beginnt spirituell im Herzen und drückt sich dann im Zusammenwirken aus. Wenn daher unsere Spiritualität, Demut und Sittlichkeit angegriffen werden, dann wird unsere Menschlichkeit und Vornehmheit als Statthalter gefährdet und die Menschheit leidet sehr, da die Welt sie in Besitz nimmt. In diesem Klima verspüren wir das große Verlangen, eine demütigere, bescheidenere, vornehmere und galantere Gemeinde von Gläubigen zu verkörpern und aufzuziehen. Und in diesem Klima können wir wahrhaftig damit beginnen, den Charakter unseres geliebten Symbols von Sittlichkeit und Vornehmheit – Maria (Friede sei mit ihr) – zu würdigen, und danach streben, uns daran festzuklammern.

Während zum Thema „Sittlichkeit im Islâm“ ganze Bücher geschrieben wurden, wird sich dieser abschließende Artikel der „Was würde Maria tun?“-Reihe lediglich auf eine Handvoll bedeutender Lehren konzentrieren, die vom Leben unserer geliebten Maria (Friede sei mit ihr) inspiriert sind. Erhaben sei Allâh über jeden Mangel! Ein wesentlicher Aspekt in ihrem Leben ist, dass Sittlichkeit eine Verpflichtung ist, und dass Verpflichtungen genau in den Bereichen, in denen man versucht sittlich zu sein, geprüft werden.

Sittlichkeit in persönlicher Distanz

Das erste Beispiel der Sittlichkeit Marias ist, als sie dem Engel Gabriel allein begegnete, der in der Form eines Menschen erschien. Sie reagierte mit den Worten:

„… Ich suche beim Allerbarmer Schutz vor dir, wenn du gottesfürchtig bist“ (Sûra 19:18).

Lasst uns einen Moment darüber nachdenken! Immer wenn wir von edlen Menschen gehört haben, die Engel sahen, speziell den Engel Gabriel, erfuhren wir, dass sie alle die Gestalt eines sehr gutaussehenden Mannes annahmen. Wir erfahren dies aus der Geschichte des Volkes von Lot (Friede sei mit ihm), das an Engeln interessiert war, bis hin zum „Hadîth Gabriel“, bei dem die Prophetengefährten dessen attraktiven körperlichen Merkmale und die Ausstrahlungskraft dessen Gegenwart beschrieben. 

Imam Al-Alûsi erwähnt in seiner Exegese in diesem Zusammenhang:

„Dies ist ein Beweis dafür, dass ihr nicht einmal der Gedanke durch den Kopf ging, sich mit ihm einzulassen, obwohl sie in der verlockendsten Situation war, dies zu tun. Er kam zu ihr und sah äußerst attraktiv aus, da dies der Zustand der Engel ist: Wenn ein Engel menschliche Gestalt annimmt, dann nimmt er die Gestalt eines sehr attraktiven Mannes an, genauso wie er [Gabriel] im Ebenbild Dihyas [mit Verweis auf einen attraktiven Mann, der Dihya Al-Kalbî hieß] zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) kam“ (Rauh Al-Ma´âni fî Tafsîr Al-Qur`ân wa A-Sab´ Al-Mathânî, Band 11, Kapitel 18, S. 465f.).

Stellen wir uns nun hypothetisch vor, dass sich ein sehr attraktiver, ausgezeichnet aussehender junger Herr einer jungen zeitgenössischen muslimischen Dame in einem leeren Park nähert. Wie viele Frauen in einer derartigen zwiespältigen Lage würden so reagieren, wie Maria es tat? Marias erste Reaktion war Sittlichkeit und Zurückhaltung. Nicht nur das! Als sie sich in einem Szenario völliger Abgeschiedenheit mit einem anderen Mann befand, lehnte sie dies strikt ab, bevor überhaupt eine Unterhaltung zustande kam. Diese Reaktion zeigt, dass sie nicht daran interessiert war, Aufmerksamkeit von einem Fremden zu erlangen, mit dem sie nichts zu tun hatte, und sei es auch nur in einer Unterhaltung. Wie viele Frauen (ledig oder verheiratet, Muslimin oder Nicht-Muslimin) suchen auf Grund ungelöster Minderwertigkeitsprobleme ständig eine Art Bestätigung oder Aufmerksamkeit von geradezu völlig Fremden? Sei es das Bekleiden in einer bestimmten Art, um so viele „Blicke“ (oder „Gefällt mir“ auf Facebook) wie möglich zu erlangen, oder sozial zu offenes Verhalten gegenüber völlig Fremden – muslimische Frauen und Frauen im Allgemeinen haben eine Menge von Maria (Friede sei mit ihr) zu lernen.

Maria (Friede sei mit ihr) war wahrhaftig geistig befreit. Ihr Selbstwertgefühl basierte auf ihrer Beziehung zu Allah, nicht auf der Anzahl der anstarrenden Blicke oder zwecklosen, beiläufigen Unterhaltungen, zu denen sie fremde Männer provozieren konnte. Ein dennoch grundlegender Gedanke, den wir von Maria lernen, besteht darin, dass im Islâm der Wert einer Frau nicht von Männern bestimmt wird, sondern von ihrem Schöpfer. Ein ausgesprochen attraktiver „Mann“ (Gabriel) war für Maria keine „Gelegenheit“, um mit ihm zu flirten oder ihn „unter die Lupe zu nehmen“. Er wurde als unmittelbare Bedrohung betrachtet – da ein Gesetz Allâhs gebrochen wurde –, sprich die völlige Abgeschiedenheit mit einem Mann. Allâh der Hocherhabene mahnt uns hinsichtlich Seiner Gesetze zur Vorsicht, indem Er sagt: „… Dies sind Allâhs Grenzen, so kommt ihnen nicht zu nahe! ...“ (Sûra 2:187).

Wir können außerdem von der Art und Weise lernen, wie Maria persönliche Distanz wahrte. Sittlichkeit in persönlicher Distanz umfasst den Aspekt, nicht allein mit dem anderen Geschlecht zu sein, wie der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) uns lehrte: „Wenn immer ein Mann allein mit einer Frau ist, ist der Teufel der Dritte“ (Al-Buchârî).

Dies umfasst auch körperliche Nähe, die Art uns zu kleiden, unsere Körpersprache und das Senken des Blickes vor Dingen, die unerlaubt und/oder verführerisch sind. Während Sittlichkeit im Herzen beginnt, zeigt sich deren Fehlen oft in dieser persönlichen Distanz.

 

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